Roko Šimić (Red Bull Salzburg) und Jonas Auer (Rapid Wien) am 9.12.2023 in Wien-Hütteldorf (Endstand 0:1)
Fußball

Rapid auf Salzburgs Spuren: Grüne Bullen

Der Traditionsklub Rapid Wien versucht ein sportliches und wirtschaftliches Dilemma abzuwenden – ausgerechnet, indem er Anleihen beim Erzfeind Red Bull nimmt.

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Die Rapid-Bosse wirken angespannt. Sie haben etwas Epochales zu verkünden. Eine Zeitenwende. Einen Kulturbruch. Mitte November, Presseraum im Allianz-Stadion, Rapid-Präsident Alexander Wrabetz erklärt: Man habe „über den Tellerrand hinausgeblickt“. Das Ergebnis des Weitblicks: Die Rapid-Legende Zoran Barišić wird als Trainer entlassen. Der Nachfolger: kein Rapidler, ein Deutscher – und das Schlimmste: einer aus der Red-Bull-Welt.

Rote Bullen sind für Grün-Weiße ein rotes Tuch. „Bullenschweine“, skandiert der Fan-Block. Wechselt ein Rapidler zu RB Salzburg, wird er beschimpft. So erging es Andreas Ivanschitz und Marcel Sabitzer. Als Maximilian Wöber, vom Kindesalter an bei Rapid, 2019 als Salzburger zurückkehrte, stand auf einem Transparent: „Vor Wochen noch mit uns gegen sie im Block, jetzt selbst ein ehrenloser Hurenbock!“ Nicht einmal der identitätsstiftende Energydrink des Salzburger Konzerns, so hielten Rapid-Vertreter einst fest, wird „in unserem Red-Bull-freien Stadion“ verkauft.

Für Rapidler gibt es nur zwei Haltungen: Freundschaft und Feindschaft. Der Erzfeind: Red Bull. Ein Fußballprojekt aus der Retorte, ohne Tradition, aalglatt, aber hochprofessionell. Der Teufel trinkt Dose, unken puristische Fans. Ganz anders Rapid, das einem hehren Ideal treu bleibe: ehrlichem Fußball. Das Problem: Der ehrliche Rapid-Kick ist nicht erfolgreich. Es gibt Fankultur, Freunderlwirtschaft, aber nichts zu feiern. Doch im vergangenen Sommer sollte sich das ändern. Da investierte der Klub Millionen in die Mannschaft. Millionen, die man nicht hatte und die, wie Wrabetz betonte, „wir uns erst verdienen müssen“. Aber der Erfolg blieb aus – und ein Dilemma drohte.