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Streaming-Premiere

Der Wiener Marvin Kren inszenierte für Netflix die Gangsterserie „Crooks”

„Crooks“ nennt sich die achtteilige Netflix-Serie, die auf das kreative Konto des Wiener Regisseurs und Drehbuchautors Marvin Kren, 43, geht. Am 4. April startet die bombastische Jagd auf eine Goldmünze quer durch Europa weltweit.

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Das Wiener Café Engländer ist so was wie Marvin Krens Homebase. Während unseres Gesprächs schneit Lukas Watzl, der den ständig versagenden Sohn des „Roten“, eines Wiener Gangstercapos, in „Crooks“ spielt, zufällig vorbei. Krens Onkel, Christian Wukonigg, Besitzer des Lokals, hat in der Serie einen Gastauftritt als geschniegelter Anwalt. Marvins Vater Wolfgang Jelinek, der 2017 starb, führte mit seinem Onkel gemeinsam das Café.„Familie!“, schreit „der Rote“ Karl Welunschek blutüberströmt in einer der markerschütterndsten Szenen in „Crooks“, die für Marvin Kren, 43, heute besonders schmerzhaft ist. Denn vor knapp einem Jahr ist der legendäre Theaterberserker der Off-Szene Welunschek, den Kren seit seiner Kindheit kennt, weil seine Mutter häufig in dessen Regie Horváth und Nestroy gespielt hatte, völlig unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben.Welunschek, ausgestattet mit einer Charakterfresse, in der das Leben einige Schleifspuren hinterlassen hat, und einem Schauspielstil von gefährlicher Unterkühltheit,bekommt durch „Crooks“ ein posthumes Denkmal gesetzt. Marvins Mutter, Brigitte Kren, dem ORF-Publikum als mit trockenem Schmäh bewaffnete „SOKO Donau“-Kommissarin seit Jahren bekannt, spielt eine ihrer Zunge verlustig gegangene Ex-Prostituierte, die ihre Stummheit in eindrucksvoller Gewaltbereitschaft mit der Flinte kompensiert. „Schon als Kind hat mich meine Mutter manchmal auf Theaterproben mitgenommen“, erinnert sich Marvin Kren, „und da habe ich den Karl quasi als das Urbild eines Regisseurs inhaliert. Das hat mich sehr geprägt.“

Marvin Kren ist mit 43 der erste und bislang einzige Österreicher, der für Netflix Serien schreibt und inszeniert. Die achtteilige Gangsterjagd, in der Verbrecher unterschiedlicher Clans einander quer durch Europa hetzen, hat in ihrer Ästhetik, Schnelligkeit und mit ihren intensiven Gewaltchoreografien Kino-Niveau und wird Krens Ruf als „Austro-Tarantino“ weiter zementieren. Nach dem Erfolg seiner Netflix-Serie „Freud“ (2020) setzt der Wiener, der ein besonderes Gespür für die Skizzierung authentischer Typen besitzt, wieder auf sein vertrautes Ensemble: den sanften Riesen Christoph Krutzler, den auf Strizzis mit sprödem Schmäh abonnierten Georg Friedrich, den österreichischen Shootingstar Maya Unger und den deutschen A-List-Schauspieler Frederick Lau (die Protagonisten in Krens ORF-Verfilmung „Weißer Kobold“) sowie einige Gesichter aus der mehrfach preisgekrönten TNT-Serie „4 Blocks“, wo er als Regisseur und Co-Autor die brutale Welt arabischer Clanfehden in Berlin erzählte. An Marvin Krens Hals baumelt jene Goldmünze an einer Kette, die in „Crooks“ alle Beteiligten unter Stress setzte und Karl Welunschek in der Serie brüllen ließ: „Wo is jetzt wieder die g’schissene Münz’n?“

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort

Sebastian Hofer

Sebastian Hofer

schreibt seit 2002 im profil über Gesellschaft und Popkultur, ist seit 2020 Textchef dieses Magazins und zählt zum Kernteam von faktiv.