Voest Alpine

Affäre VoestAlpine: Einen Schritt voraus

Affäre: Einen Schritt voraus

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Ein wenig verwundert war Rudolf Streicher schon. Am späten Vormittag des 22. Juli 2003 hatte sich der Aufsichtsratspräsident des Stahlkonzerns VoestAlpine und SPÖ-Verkehrsminister a. D. in der Lobby des Wiener "Grand Hotel" mit einem alten Parteifreund zu einem Tratsch verabredet. Keine große Sache. Und dann plötzlich all die Journalisten. "Ich war", gesteht Streicher, "im ersten Moment völlig überrascht." Und gleich wieder beruhigt. Die Medienleute strebten ausnahmlos an ihm vorbei ins Souterrain des Fünf-Sterne-Hauses. Ihr Ziel: eine Pressekonferenz von VoestAlpine- Vorstandschef Franz Struzl. Streicher: "Ich war nur zufällig ebenfalls im Hotel. Eine lustige Koinzidenz. Noch lustiger wäre es gewesen, wenn ich mich zur Pressekonferenz gesetzt hätte."

Dort wäre Voest-Präsident Streicher möglicherweise sogar hochwillkommen gewesen. Sein Top-Manager Franz Struzl hatte die Medienvertreter zu einer Pressekonferenz über die Privatisierungsdebatte ins "Grand Hotel" geladen, die Veranstaltung dann aber dazu genützt, um seine Version einer Affäre darzulegen, die ihn demnächst den Job kosten könnte: seine fragwürdigen privaten Aktiengeschäfte aus dem Jahr 2002 (profil 30/03)).

Im Herbst des Vorjahres hatte die mit der Überwachung der Wiener Börse betraute Finanzmarktaufsicht (FMA) Struzl bei der Staatsanwaltschaft Wien angezeigt. Der schwer wiegende Verdacht: Insiderhandel in Aktien der vormals börsenotierten VoestAlpine-Tochter VA Eisenbahnsysteme AG (VAE).

Die FMA war auf Basis ihrer Erhebungen zur Ansicht gelangt, dass der Voest- Chef, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der VAE, im Juli 2002 sein Wissen um eine bevorstehende Großtransaktion missbraucht hatte, um in Aktien der VAE zu spekulieren und dabei einen Gewinn von 250.000 Euro zu erzielen. Der gesetzlich festgelegte Strafrahmen für Insiderhandel: bis zu zwei Jahre Haft.

Zu einer Anklage kam es allerdings nie. Der ermittelnde Staatsanwalt Erich Müller schlug dem unbescholtenen Voest-Manager im März 2003 eine außergerichtliche Einigung vor: Struzl spendete den gesamten Gewinn karitativen Einrichtungen und zahlt zudem weitere 50.000 Euro an die Republik Österreich. So weit, so erledigt. Oder auch nicht.

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