So wahr ihnen Gott helfe

Angelobung als US-Präsident: So wahr ihnen Gott helfe

Malheur. Turbulente Angelobungen von US-Präsidenten

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Am Montag dieser Woche hätte Pastor Louie Giglio berühmt werden können. Das Weiße Haus wollte, dass Giglio Barack Obama bei seiner zweiten Angelobung als US-Präsident den Segen erteilt. Doch vergangene Woche wurde bekannt, dass Giglio in seinen frühen Predigten gegen Homosexuelle gewettert hatte, weshalb sich das Weiße Haus nach einem anderen Pastor umsehen musste. Kein großes Malheur, denn historisch betrachtet gingen Angelobungen von US-Präsidenten selten glatt über die Bühne.

Bei seinem Amtsschwur im Jahr 2009 reihte Barack Obama das Wort „faithfully („getreu“) an die falsche Satzstelle. Das war allerdings nicht seine Schuld, sondern jene des amtierenden Höchstrichters John Glover Roberts, dessen Worte Obama pflichtgemäß nachsprach.
Zu den größten Demonstrationen in der jüngeren Geschichte von Angelobungen kam es bei jener von George W. Bush: Die Limousine des 43. US-Präsidenten wurde 2001 von Tennisbällen und Eiern getroffen. Bei Bushs zweiter Vereidigung waren die Krawalle noch heftiger; mindestens fünf Demonstranten wurden festgenommen.

Die mit Abstand tragischste Angelobung war jene von William Henry Harrison im Jahr 1841: Trotz eisiger Temperaturen und Schneegestöbers hielt der neunte US-Präsident eine fast zweistündige Rede und verzichtete dabei auf die entsprechende Wintergarnitur. Harrison erlitt daraufhin eine schwere Atemwegsentzündung, der er vier Wochen später erlag. Einen ähnlichen Fehler beging übrigens auch John F. Kennedy, der jedoch mit einer schweren Erkältung davonkam.

John F. Kennedy war zudem der erste Präsident, der seinen Eid auf eine katholische Bibel leistete – was nicht wenige Amerikaner als Beweis dafür sahen, dass Kennedy in Wahrheit nicht Amerika, sondern dem Papst in Rom diene. Eine biblische Protokollabweichung erlaubte sich auch Richard Nixon im Jahr 1969: Er wollte seinen Eid partout auf zwei anstatt auf eine Bibel ablegen. Der Grund: Beide Bücher waren Familienerbstücke aus den Jahren 1873 und 1928.

Wenn in Amerika der Superbowl ausgetragen wird, müssen sich diesem wichtigsten aller Sportereignisse selbst Präsidenten fügen. Am 20. Jänner 1985 fiel der Tag der Vereidigung von Ronald Reagan auf das Superbowl-Finale. ­Reagan wurde daraufhin in privatem Kreis angelobt, die offizielle Zeremonie um einen Tag verschoben.

Die teuerste Angelobung der US-Geschichte war jene von Bill Clinton im Jahr 1997. Insgesamt wurden 14 offizielle Bälle veranstaltet, was seine Gegner als verschwenderisch und dekadent kritisierten. Der Andrang zu den Partys war dermaßen groß, dass Clintons entnervte Gäste eineinhalb Stunden warten mussten, ehe sie ihre Mäntel bei der Garderobe abgeben konnten. Die Polizei musste einschreiten, um die Menge zu beruhigen.

Weitaus tragischer verlief der An­gelobungsball von Ulysses S. Grant im Jahr 1873. Am Vortag der großen Feierlichkeiten hatte man zur Dekoration 200 Kanarienvögel in den Ballsaal transportiert. Leider vergaßen die Veranstalter den Raum zu heizen, weshalb mehr als die Hälfte der Piepmätze jämmerlich erfror.