Autodrom: David Staretz

Autodrom: David Staretz Formel E

Formel E

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Elektroautos werden sich kaum wegen ­ihrer Sauberkeit, aus Vernunft oder durch sachliche Überzeugungskraft durchsetzen. Am ehesten könnte man ihnen breiteren Erfolg noch zubilligen, wenn es gelänge, über eine emotionale Schiene allgemeines Interesse herzustellen.
Dieser Gedanke ist nicht neu – schon das Automobil an sich wurde in seinen Anfängen kaum der möglichen Brauchbarkeit wegen, sondern vor allem dank seiner rennsportlichen Zugespitztheit zum großen Erfolg mit Vorbild- und Breitenwirkung. Bis heute gilt die sportliche Markenidentifi­kation als großes Triebmittel, für das die ­Autoindustrie aus kalter Berechnung Millionen auszugeben bereit ist.

Das gibt einigen Leuten zu denken, die sich aus der sportlichen Vermarktung erhitzter Akkumulatoren profitable Verhältnisse errechnen: Eine Formel E soll demnach auf höchster Ebene das rasante, mitreißende und ökologisch vertretbare Gegengewicht zur F1 bieten. Still, aber schnell. Und eher im Sprintbereich angesiedelt, denn die ­E-Boliden können höchstens zwanzig Minuten lang rasen bis zur Vollentladung. Aber, so wird schlagfertig argumentiert, Dragsterrennen dauern noch wesentlich kürzer und sind doch ein Publikumsmagnet.

Die Vorbereitungen zur E-WM sind schon weit gediehen, auch wenn sie noch hinter dem Wunschfahrplan der Betreiber nachhinken: Eigentlich hätten heuer schon die ersten E-GPs stattfinden sollen. 2014 soll es nun so weit sein, dass zehn Teams zu je zwei Piloten in mindestens zehn Städten der Welt um die E-WM antreten werden. Mit allen nach oben offenen Möglichkeiten, was teilnehmende Städte und teilnehmende Teams betrifft, die man sich als Mischung aus bekannten F1-Teilnehmern, E-Konzernen und Publikumsteams vorstellt.

Gigantische Sponsorsummen, die unter ihrem Langweiler-Ruf leidende Green-Technology-Konzerne für ein wenig Spannung, Sport und Abenteuer zu liefern bereit ­wären, sollen die Sache auf ein kompetitives Niveau des Luxus und der Moden, des Entertainments und der Randprogramme heben.
Die Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) hat die Sache bereits fest im Griff und kurbelt zusammen mit der Privatfirma Formula E Holdings die Promotionmaschine an. Ein Leitgedanke dabei ist, dass es sich bei den einzelnen Läufen ausschließlich um Stadtrennkurse handeln soll. Erstens wird damit die Umweltfreundlichkeit demonstriert, zweitens wirken die E-Racer mit ihren Höchstgeschwindigkeiten von 250 km/h nicht so langsam wie auf ausgebreiteten F1-Kursen à la Singapur, Bahrein oder Abu Dhabi.
Startlauf der Formel E soll 2014 in Rio sein, wo man sich bereits glaubhaft für eine Energiewende starkgemacht hat. Für Europa soll Rom die Premierenstadt nachhaltigen Rennsports werden.

Möglicherweise gelingt so dem Gründer der Formel E, dem spanischen Investmentbanker und Manager Alejandro Agag, Schwiegersohn des spanischen Ex-Premiers Aznar, was Bernie Ecclestone bereits verwehrt wurde: eine Phalanx von Monopostos, die im Renntempo am Big Ben vorbeirasen, entlang The Mall hinunterstürmen und am Buckingham-Palast von der Zielflagge ab­gewunken werden.

Agag mit seiner Firma Formula E Holdings und FIA-Chef Jean Todt bemühen sich im Einklang, die Formel E als Zukunft des Motorsports darzustellen, wobei man stets die Balance zwischen emotional und environmental beschwört. Peking und Los Angeles hätten bereits Interesse angemeldet, auch mit Marrakesch und Kapstadt stünde man bereits in Vorverhandlungen. Stockholm, Frankfurt, Lissabon – sobald eine gewisse Schwelle überschritten wird, wollen alle. Als wäre nicht der Anreiseverkehr das Ausschlaggebende, wird immer wieder die Abgasfreiheit der E-Monopostos beschworen. Wie es mit den extrem hochgespannten Akkumulatoren im Unfalle aussieht, darüber wird bisher noch kein Wort verloren. Promotionfilme zeigen den einen oder anderen harmlosen Dreher, als jugendfreie Anspielung auf wilde Action.

Immerhin, McLaren ist bereits als Technologielieferant mit im Boot, und Agag, der als Renn-Manager Leute wie Vitaly Petrov, Romain Grosjean oder Sergio Pérez in die ­Formel 1 geleitet hat, kann auch hier mit Unterstützung rechnen. Er setzt dabei auf arbeitslose F1-Piloten à la K­obayashi. Und auf die umweltbewussten Online-Teenager unserer Tage, die, so sagt er, wohl kaum noch etwas mit Benzin, Kolben und verbrannten Auspuffrohren zu tun ­haben wollen.

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