Autodrom: David Staretz

Autodrom: David Staretz Ziel erreicht in Gars am Kamp

Ziel erreicht in Gars am Kamp

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Gewisse Dinge, bei denen man als moderner Autohersteller mitmachen muss, verlangen desgleichen vom Autokäufer. Da herrscht geschlossene Gesellschaft. Allein in der smarten Formulierung "Positionierung als Premiumanbieter“ steckt Brisanz; alles, was als zeitgemäß erachtet wird, muss in das Lastenheft. Was dort als Vernunft dargestellt wird, steht zugleich unter Modeverdacht. Selbst die Art der Beschreibung unterliegt vorgegebenen Codes, selbst in der Kritik. Premium, Parameter, Nachhaltigkeit, Markenwelt, Downsizing, Spurhalteassistent. Man kann alles sagen, vorausgesetzt, man besitzt die Codewörter dafür. Seit selbst unser letzter Rückzugsort, der Hausverstand, eine Marketinggröße geworden ist, haben wir keine Handhabe mehr gegen alles, was uns zugeteilt wird. Im Zuge inspirierender Modernität dürfen wir nicht haltmachen vor Rückfahrkamera, Bluetooth-Sprachsteuerung und Fernlichtassistent. Alles das tritt uns so hilfreich klar und gut entgegen, dass man ein Tor (gewissermaßen "Blödmann“) wäre, stellte man diese zugeneigten Electronica infrage.

Tatsächlich bereiten diese Systeme das Ende des aktiven Autofahrens vor, daran ist nicht zu rütteln. Sehenden Auges lassen wir uns das Auto entwinden zugunsten einer hoffentlich viel besseren Erfindung, die wohl mit Fortbewegung, garantiert aber auch mir deren fugenloser Überwachung zu tun hat. (Passt auf, bald wird die Möglichkeit des Fehlers die Möglichkeit zur Freiheit beinhalten. Fehler als Zuflucht der Authentizität.) Inzwischen sind wir noch imstande, rückwärts gegen Hindernisse zu knallen, weil nun, statt über die rechte Schulter nach hinten zu schauen und vorsichtiges Geschick an der Kupplung walten zu lassen, dreierlei gefragt ist: erstens die alte Eigenverantwortung, zweitens noch der Kontrollblick in den Monitor der Rückfahrkamera mit ihren verwirrenden blauen und gelben und roten Linienrastern, und drittens muss dieses enervierende Piepsen und dann das schrille Dauerpfeifen, das von hinten, zugleich aber auch von vorne kommt, verarbeitet werden. Das alles wird zu einem Crescendo der einstürmenden Signale, bis ich schon wieder und wie mir scheint ununterbrochen in Blumentröge, Begrenzungspfeiler, Tiefgaragensäulen und ähnliche Hindernisse knalle, die eben genau um die eine Sinneswahrnehmung zu viel sind.

Eigentlich möchte ich aber über den Mazda CX-5 berichten, der ein im idealen Sinne unmerkliches Auto ist, trotz seiner erstaunlichen Größe. Der 2,2-Liter-Dieselmotor leistet gründliche, aber unauffällige 150 PS, desgleichen verschwindend der Verbrauch: 7,4 Liter/100 km, festgenagelt, als wäre der Bordcomputer stecken geblieben. Die Start-Stopp-Automatik, auch so eine Modepflicht, muss man in Kauf nehmen. Jedes Mal nach dem Starten ausschalten ginge auch, aber warum soll man neuerdings so viel bedenken? Ich hab es schon satt, immer die ganze Assistenz-Elektronik runterdeklinieren zu müssen bis zum Status quo. Dabei kann das Motorwegschalten im falschen Moment haarig werden, etwa beim Linksabbiegen durch den Gegenverkehr. Das ist kein Mazda-spezifisches Problem.

Richtig gut ist der CX-5 beim Beladen. Federvorgespannte Rücksitze schnellen zu Boden wie Houdinis beste Nummern, sobald man mit den Fingern rätselt, ob hier an den Laderaumwänden wohl Halterungen für Einkaufstaschen sitzen. Sind aber die Trigger der Sitzklappwunder.

Der Wagen, gut aussehend wie ein Kia Sportage, überzeugender als ein VW Tiguan und plausibler als ein Ford Kuga, ist sparsamer als Skodas Yeti und imagemäßig noch relativ unverbraucht. Neu bei Mazda im Sinne mitzumachender Modernität ist das Zentralknopf-Bediensystem à la BMW, Audi, Mercedes. Zugleich können Funktionen direkt per Touchscreen (immer eine Fettfleck-Sauerei) oder per Lenkrad-Bedienknöpfen eingegeben werden.

Unauffindbar blieb der Stornoknopf für das eingegebene Navigationsziel: Weil die Pfeilschrift samt Sprachausgabe nicht totzukriegen war, als ich zwecks schneller Eingabe eine Alibigasse in Gars am Kamp eingegeben hatte, mussten wir diesen Katzensteig aufsuchen, damit endlich das erlösende "Ziel erreicht“ ausgegeben werden konnte.

Der CX-5 kostet in der überkompletten Grundausstattung 35.790 Euro, extra zu empfehlen ist die Gummiwanne zu 37 Euro für den Laderaumboden. Das Bose-Surroundsystem mit neun Lautsprechern, die Bi-Xenon-Scheinwerfer mit Kurvenlicht, der bei Bedarf automatisch dazugeregelte Allradantrieb, die Stabilitäts- und Traktionskontrollen, der Notbrems-, Spurwechsel- und Bremsassistent, der Hillhold-Assist oder die sehr brauchbare Cruisematic-Temporegelanlage sind schon an Bord. Na bitte: Grundausstattung als Sittenbild. Und alle reden vom Sparen.

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