Autodrom: David Staretz

Autodrom: David Staretz i3, you try, we all tramway

Der Elektrifizist

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Skepsis voran: Die Idee, in ein Auto zwei Antriebe zu bauen, klingt nach erhöhtem Aufwand. Schließlich schleppt man auch 200 Kilogramm mehr mit für den zusätzlichen Elektromotor samt technischem Umfeld wie Generator, Speicherbatterie und Hinterradantriebstechnik.

Kostet ja zweitens auch eine Menge Geld. Und wo mehr Technik herrscht, kann drittens mehr kaputtgehen. Wir haben viertens den Aberglauben aufgegeben, dass elektronische Schaltungen lediglich abstrakte Synapsen seien, die kaum Ressourcen benötigen. Stimmt natürlich nicht. Jetzt wissen wir von teuren Edelmetallen und seltenen Erden, und wieder haben die Chinesen alle Schürfrechte, bis tief nach Afrika. Genaueres bleibt unerforscht – wir erfahren ja nicht einmal vom Mainstream unverdächtiger Haushaltsautos, welchen Raubbau an Ressourcen sie betreiben und wie viel Umweltschaden sie bei der Herstellung anrichten (und dann erst noch bei der Entsorgung). Aber das erfahren wir ja außer bei Hamburgern (wie viele Quadratmeter Regenwald waren das noch? Drei mit Pommes?) nirgendwo.
Dennoch ist grundsätzliches Misstrauen gegenüber allzu attraktivem Sparen angebracht. Aber ich war selber immer einer, der sich in den 1990er-Jahren in der Forderung gefiel, Umweltbewusstsein und Sparen müssen sexier gemacht werden. So sieht das nun aus:

Der Peugeot 508 RXH (für solcherart Bezeichnungen ­haben sie Porsche beim 901 einst die Mittelnull verboten, weshalb der seither 911 heißt), der Peugeot 508 RXH also ist eine attraktive Großlimousine mit Vier-Zonen-Klimaanlage und gewissen Allrad-Benefits, die er aus der Zweimotorigkeit bezieht: Vorne wird gedieselt mit den klassischen 163 PS des Hauses (welches auch Citroën, im ­Geschwisterfall, den DS5 Hybrid4, mit einbezieht), und hinten schieben – soweit ausreichend vom selbstfabrizierten Strom vorhanden ist – maximal 37 PS vom Elektromotor an, jetzt passender ausgedrückt als 27 Kilowatt.

Solche Ideen sind ja grundsätzlich einfach und verführerisch: All dieses Vom-Gas-Gehen, sei es beim Bergabfahren, beim Auf-die-Ampel-Zurollen und sonstigen Alltagssituationen, soll energetisch hochgespeichert und abrufbar gemacht werden. Man füllt die mitgeführte Energiesparbüchse mit vorhandenen Überschüssen und löst sie gegebenenfalls wieder ein – entweder, um Kraftstoff zu sparen, um vom Vierradantrieb zu profitieren, um einen Extra-­Powerboost zu generieren, oder um Umweltzonen abgasfrei zu durchmessen.

Jetzt gefällt uns diese ganze Zweimotorigkeit schon besser. Vor allem in der Sport-Stellung des Wählrades zwischen den Vordersitzen, wenn der E-Motor dem Diesel zuarbeitet, wird richtig Stoff gegeben für, äh, aktive Sicherheit beim Überholen. In der Stellung ZEV (Zero Emission Vehicle) rollt man zwanghaft stromwärts, sofern noch brauchbare Amperes vorhanden sind.

Meist ist die reine abrufbare Strommenge dann doch enttäuschend gering. Schon in der Parkgaragen-Auffahrt springt der Dieselmotor hilfreich ein, und im normalen Stadtbetrieb sind es geringe Strecken, die man elektrisch durchmisst. Angeblich vier ­Kilometer, gefühlt sind es 400 Meter.
Am deutlichsten lässt sich die Sparschwein-Elektrizität im Gesamtverbrauch ablesen. Dass der für eine 1835 kg schwere Limousine mit (zusammengerechnet) 200 PS nicht mehr als von mir erzielte 6,4 Liter/100 km ausmacht, ist beachtlich. Applaus in die Küche.

Humorlose Menschen könnten jetzt nachrechnen, wie lange man das Auto fahren, wie oft man tanken müsste, um die Schere zu höherem Verbrauch, aber geringerem Kaufpreis (wie das die normale Dieselversion des 508 mit 163 PS anbietet) zu schließen. Ein Kaufpreis-Mehrbetrag von 7240 Euro ist zu kompensieren, bei gegeneinander zu rechnenden Verbrauchsmitteln von 4,1 bzw. 5,7 l/100 km. Fazit: Unter 250.000 Kilometern Fahrtstrecke geht sich keine Annäherung aus. Aber man soll sich ja der Tatsache erfreuen, dass man der Welt ihre fossilen Ressourcen erspart. Und dass das Sparen jetzt eben sexy geworden ist, also zumindest lifestylegerecht.
Das beinhaltet Annehmlichkeiten wie Panoramadach, Head-Over-Tachodisplay, Luxussitze mit verlängerbarer Schenkelauflage und eine wertvolle Soundanlage. Der ­Peugeot 508 ist wahrscheinlich Knopfweltmeister – so viele Bedienmöglichkeiten innerhalb von Armeslänge hatten früher nur die Fräulein vom Amt. Sogar ein gewisses ­Porsche-Element steckt im 508, und damit meine ich nicht die Brummigkeit des unter Anstrengung relativ lauten Dieselmotors: Der Startknopf befindet sich wie das Startschloss bei Porsche links vom Lenkrad. Begründung? Wahrscheinlich war anderweitig kein Platz mehr vorhanden im Land der Knöpfe.

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