Autodrom: David Staretz

Autodrom: David Staretz Opel, Opel, Caravan

Opel, Opel, Caravan

Drucken

Schriftgröße

Drei Sätze, die mir zur Situation von Opel einfallen, in Zusammenhang mit dem Verbleib in der bisher nahezu 80-jährigen Konzernheimat General Motors:

„Ein derart mit sich selbst beschäftigter Riesenkonzern könnte noch jahrelang so weiterwursteln“, sagte mein international geschätzter Kollege Georg (Schurl) Auer, „auch wenn sie kein einziges Auto bauen.“ Er meine damit diese gigantischen internen Kosten, die enormen Reibungsverluste, durch die sich ein schwerfälliges, unüberschaubar verzweigtes Riesenunternehmen wie General Motors selber lähmt. Käme dabei gar kein Auto heraus, hätte man sich wenigstens etliche Kosten und Umlagen erspart.

Der andere Satz lautet: „Es gibt keinen Autohersteller, der nicht durch ein gutes Produkt gerettet werden könnte.“ Von wem dieser Spruch ist, habe ich leider vergessen, aber ich glaube fest an seine Richtigkeit. Gerade hat Fiat mit dem Cinquecento gezeigt, welcher Aufschwung mit einem einzigen mitreißenden Erfolgsmodell möglich ist. Und wer hätte je an eine fulminante Entwicklung von Skoda gedacht, eingeleitet durch den formidablen Octavia?

Dazu passt eine Aussage des Volkswagen-Patriarchen Ferdinand Piëch: „Wir sind eine Ingenieursmarke. Mögen die anderen mit Finanzen und Beteiligungen jonglieren – wir sehen immer zu, dass wir unseren Kunden das beste Produkt anbieten.“ Ingenieursmarke. Das sitzt. Es verweist auf Präzision und Werthaltigkeit, auf Innovation und Tradition gleichermaßen.

Welches Image hat Opel eigentlich aufgebaut und bewahrt? Bei uns am Land war Opel akzeptiert und nützlich wie ein Schnürlsamthut, politisch eher dem konservativen Lager zuzuordnen, maximal noch den Eisenbahnern. Freudlose Einfamilienhaus-Trabanten, unschön, unelegant, langweilig. Gerne in Beige, Dunkelrot oder schmutzigem Weiß. Opel Kadett, Opel Ascona, Opel Manta, Opel Astra, Opel Senator, Opel Corsa, Opel Vectra – irgendwie herrscht heute doch Erleichterung, dass sie Geschichte sind. Allein diese Namen! Agila, Meriva, Zafira, Sintra, Vivaro, Movano. Geht’s noch? Arena, Antara. Namen wie pastellfarbenes Dekomaterial.

Nun aber hat Opel gerade in den schlimmsten Zeiten die besten und erstrebenswertesten Modelle seit Langem hervorgebracht. Schon der Opel GT, wenn auch reines Minderheitenprogramm, zeigt auf spannende Weise in eine neue Richtung. Der Astra, gerade in seiner vierten Auflage vorgestellt, verspricht, ein von der Konkurrenz gefürchteter Kompaktwagen zu werden.

Doch vor allem mit dem Insignia hat man erstmals einen Opel geschaffen, nach dem sich Leute umdrehen. Einstandspreis: 24.900 Euro. Ich fuhr den Kombi – einst Opel Caravan genannt, hört er nun auf das Modische Cosmo Sports Tourer, wobei sich das Cosmo auf die Ausstattung bezieht.

Der Wagen steht mit 2,0-CDTI-Motor (160 PS), Sechsgang-Automatik und Ausstattungsfeinheiten wie acht Airbags, dynamischem Kurvenlicht, Zwei-Zonen-Klima, ESP plus, Kurvenstabilitätskontrolle oder Komfortsitzen mit 37.040 Euro in der Liste. Angereichert um Extras wie Flexride-Fahrwerk, Parkpilot mit Parklückenerkennung und audiovisuelle Einparkhilfe, samt Reifendruckkontrolle, Ledersitzen etc., kostet er noch weitere 7300 Euro. Allein die Frontkamera mit Verkehrsschilderkennung (Überholverbote und Geschwindigkeitsbeschränkungen werden mit Rufzeichen ins Zentraldisplay eingespielt) und der Spurassistent (wird eine Spurlinie unbeabsichtigt überfahren, gibt der Spurassistent optische und akustische Signale von sich) schlagen sich mit 660 Euro nieder. Das ist nebenbei ein Lehrstück über Grundpreis und den Preis, den man sich dann letztlich gönnt. Aber das ist überall so.

Das Bemerkenswerte am Insignia ist, wie klar und souverän er gezeichnet ist, wie leise, geschmeidig und unanstrengend er sich fährt und dass er mit Verbrauchswerten unter zehn Litern/100 km auskommt. Sehr liebevoll ist die ganze Ladepartie ausgeführt – bei (per Knopfdruck elektrisch) hochgeschwungener Ladeklappe zeigt sich ein zweites Paar Rückleuchten, um Nachtsicherheit beim Laden zu gewähren. Ein Kellerabteil sorgt für weiteren Laderaum.

Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob Opels Verbleib im GM-Verbund förderlich ist oder nicht – ich glaube an den Satz vom alles rettenden Produkt, und dies tun wohl etliche andere Kollegen auch, schließlich ist der Insignia zum Auto des Jahres 2009 gewählt worden.

Ah ja, einen Satz gäb’s dann noch. Im Moment gilt der Umkehrschluss:

Opel, Opel, Caravan,
jeder will ein Opel ham
fährt er dann in Graben,
will ihn keiner haben.
(Fredl Fesl)