Bekenntnisse eines Killers

Kriminalität. Er tötet jeden, den seine Bosse beseitigen wollen.

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Von Ioan Grillo

Eine karg möblierte, aber saubere Wohnung in einem netten, bürgerlichen Viertel der kolumbianischen Stadt Medellín: Hier sitzt der 24-jährige Gustavo und erzählt, wie er sein hart verdientes Geld am liebsten ausgibt. Er mag Designerkleidung und japanische Hightech-Motorräder, und weil er ein großer Fan der englischen Premier League ist, hat er Kabel-TV abonniert, um möglichst viele Spiele sehen zu können. „Ich bin ein Anhänger von Wigan Athletic, weil dort der kolumbianische Stürmer Hugo Rodallego spielt“, sagt Gustavo. „Manchester United ist auch gut, nur Arsenal mag ich nicht.“ Und dann kommt er noch auf seinen Traumjob zu sprechen: „Polizist sein und Mordfälle aufklären – das würde ich gern machen.“ Das wird er vermutlich aber niemals. Denn wenn Gustavo nicht gerade Salsa tanzt oder seinen Gästen höflich Drinks anbietet, arbeitet er als Auftragsmörder für einen der berüchtigtsten kolumbianischen Kokainschmuggler. In seiner Heimat sind Männer wie Gustavo als sicarios bekannt – so nennt man die Killer der Drogenkartelle. Wer glaubt, dass einer wie Gustavo Kraft und Männlichkeit ausstrahlen muss, der irrt. Spindeldürr, mit bubenhaftem Gesicht und krummer Haltung wirkt er alles andere als furchterregend. Sein freundliches und zuvorkommendes Auftreten lässt vielmehr vollkommen vergessen, dass Gustavo bereits mehr Menschen umgebracht hat, als er zählen kann. Und dass er weiterhin für Geld tötet. Sicarios wie Gustavo ziehen eine Spur der Verwüstung durch Lateinamerika. In den achtziger Jahren wurde die Region von ideologischen Kriegen zwischen linken Guerilleros und rechten Diktatoren heimgesucht. Diese sind inzwischen zwar beendet – die Zahl der Morde steigt aber weiterhin. Begangen werden sie wegen Rivalitäten um milliardenschwere Profite aus dem Handel mit Kokain, Marihuana und Heroin. In Mexiko wurden seit 2007 bei derartigen Auseinandersetzungen mehr als 18.000 Menschen erschossen oder enthauptet; in Guatemala waren es vergangenes Jahr 6000. Medellín, drei Millionen Einwohner, gelegen am Nordrand der Anden, galt in den neunziger Jahren als gefährlichste Stadt der Welt. Damals trieb hier der berüchtigte Kokainbaron Pablo Escobar sein Unwesen. Nachdem er 1993 von der Polizei erschossen worden war, begann die Mordrate zu fallen. Vergangenes Jahr stieg sie mit 2899 Bluttaten allerdings wieder steil an. Die Leichen der Opfer zeugen vom Kampf um die Drogenrouten in die Vereinigten Staaten und Europa, wo der Suchtgiftmarkt immer noch wächst. Die Brutalität der lateinamerikanischen sicarios ist weithin bekannt. Dennoch hat sich noch kaum jemand damit auseinandergesetzt, wer sie wirklich sind und wie sie ticken. Wer seine Geheimnisse nicht ohnehin mit ins Grab nimmt, hält sich normalerweise an das strikte Schweigegebot der Drogenkartelle – wohl wissend, dass er andernfalls den Tod riskiert.

Ein schärferer Kontrast ist kaum vorstellbar: hier das kleine, aber freundliche Apartment mit Blick auf Palmen und Springbrunnen, in dem Gustavo jetzt wohnt, und dort die Verhältnisse, unter denen er aufgewachsen ist. Geboren wurde er 1985 in einer der comunas von Medellín – jenen Slums, die an den steilen Berghängen der Stadt wuchern: Häuser bestehen aus unverputzten Betonziegeln, die Dächer sind mit Wellblech gedeckt, bevölkert werden sie von Landflüchtigen. Manche haben sich vor den Gefechten zwischen Regierungstruppen und kommunistischen Guerilleros in Sicherheit gebracht, die in den Wäldern des Landes toben; andere sind einfach gekommen, um Arbeit zu finden und ihre Familie zu ernähren. Viele junge Männer hier haben nur eine Möglichkeit, dem Ghetto zu entfliehen: bei einem der Drogenkartelle anzuheuern. Gustavo trägt ein modisches grünes Hemd mit kurzen Ärmeln, Hawaii-Shorts und grellgrüne Segeltuchschuhe. Er hat einen Bürstenhaarschnitt, ist auffallend dünn und leicht gebräunt. Die Wohnung teilt er sich mit einem Freund, den er seit der Kindheit kennt – ein bulliger Kerl mit Tattoos auf dem Rücken, der im offenen Hemd herumlungert. Gustavo stützt seine knochigen Ellbogen auf die hölzerne Tischplatte. Dann beginnt er zu erzählen. Der Vater: ein Bauarbeiter mit drei Söhnen, der zwar genug verdiente, um die Familie durchzufüttern, aber zu wenig, um aus der von Gangstern kontrollierten comuna mit ihren Schießereien wegziehen zu können. Gustavo war sieben, als Pablo Escobar den Höhepunkt seiner Macht erreichte: Jedes Kind in den Slums von Kolumbien kannte den Boss von Medellín, das Magazin „ Forbes“ setzte ihn auf die Liste der Milliardäre. „In den comunas war Pablo wie ein König, wichtiger als der kolumbianische Präsident“, sagt Gustavo im melodischen Dialekt der Slums von Medellín. Wenn er erzählt, verwendet er viele Ausdrücke aus der hiesigen Gaunersprache. Pistolen heißen „Eisen“, Gewehre nennt man „Gitarren“, ein „Papagei“ ist Kokain, „kleine Mädchen“ sind Mordopfer. Abgesehen davon, drückt er sich aber überlegt und gewählt aus. Pablo Escobar sicherte sich die Loyalität der Slumbewohner, indem er zu Weihnachten Wagenladungen von Geschenken an die Kinder verteilte und ganze Stadtviertel für die Ärmsten bauen ließ. Und er füllte die Taschen vieler unternehmungslustiger junger Männer: 2000 US-Dollar – das war das von ihm ausgelobte Kopfgeld für jeden getöteten Polizisten. Die kolumbianische Regierung setzte alles daran, Escobar zu schnappen. Unterstützt wurde sie dabei vom US-Verteidigungsministerium und der CIA, die nach dem Fall der Berliner Mauer in den neunziger Jahren auf der Suche nach neuen Aufgaben waren. Im Dezember 1993 ließen sich kolumbianische Polizisten triumphierend neben der von Einschusslöchern durchsiebten Leiche von Pablo Escobar fotografieren. Danach trafen sich die wichtigsten Drogenbosse von Medellín in einer Tiefgarage im Vorort Envigado, um die Geschäfte neu zu verteilen. Zu diesem Zweck gründeten sie das „Büro von Envigado“ – eine Organisation mit der Aufgabe, das Verbrechen in der Stadt zu kontrollieren und Streitigkeiten zwischen den Schmugglern zu schlichten. Geleitet wurde das „Büro“ von Diego Murillo alias Don Berna, dem ehemaligen Chef einer Bande von Auftragskillern. Jeder Mord musste von ihm und seinen Männern abgesegnet werden, die Kommandanten der einzelnen Stadtteile waren ihm unterstellt. Auf den Straßen hieß diese Organisation schlicht „Mafia“. US-Agenten nannten sie das „Medellín-Kartell“. Sein Vater hatte alles versucht, Gustavo und seine jüngeren Brüder von der Mafia fernzuhalten. Aber das erwies sich als unmöglich. „Du siehst deinen Vater den ganzen Tag für ein paar Pesos schwitzen, manchmal ist er monatelang arbeitslos. Währenddessen fahren die Burschen, die für das ,Büro‘ arbeiten, mit brandneuen Autos oder Motorrädern durch die Gegend und haben an jedem Finger eine Freundin“, erinnert sich Gustavo. Es kam, wie es kommen musste. Gustavo freundete sich mit älteren Burschen an, die in Verbindung zur Mafia standen. Die endgültige Entscheidung fiel, als der Vater den 13-Jährigen beim Marihuanarauchen erwischte – und aus dem Haus warf. „Das war schon ein bisschen heftig“, erinnert sich Gustavo. „Ich meine, wir sind hier in der Welthauptstadt des Kokains, und mein Vater schmeißt mich wegen eines Joints raus.“ Von einem Tag auf den anderen obdachlos, schlief Gustavo bei Freunden auf dem Fußboden oder manchmal sogar auf der Straße. Und er geriet immer mehr in den Bann der Mafia. Die Gangster waren nicht nur im Drogenschmuggel tätig, sie führten auch Schutzgelderpressungen und Autodiebstähle durch. Mit Letzteren konnte sich Gustavo bald einen Namen machen – wie übrigens auch Escobar in seiner Anfangszeit als Krimineller. „Ich trieb mich im Stadtzentrum herum und klaute Autos oder Motorräder. Ich konnte jedes Schloss knacken. Ich liebte es, es wurde für mich zur Sucht“, sagt Gustavo am Holztisch seiner Wohnung. Mit 17 verdiente er mehr als die meisten Erwachsenen in seiner comuna. Das war der Zeitpunkt, an dem er die Schule aufgab, um hauptberuflich für die Mafia zu arbeiten. Mit dem Vertrauen seiner Bosse wuchsen die Aufgaben. Schon bald wurde Gustavo dazu eingeteilt, ganze Kokainziegel oder Geldpakete zu transportieren – manchmal Dollars, manchmal auch Euros. Das weiße Pulver kam aus Plantagen und Labors im Norden und Westen von Medellín und wurde durch die Slums der Stadt zu Häfen am Pazifik oder am Atlantik geschleust. „Ich habe versucht, Kokain zu schnupfen. Einige meiner Freunde liebten es“, sagt Gustavo. „Ich mochte es nicht besonders, mir war Gras immer lieber.“ Gustavo stieg in der Hierarchie der Mafia von Medellín auf. Bei einem seiner Aufträge machte er die persönliche Bekanntschaft von Don Berna. „Er war sehr freundlich. Es war unverkennbar, dass er ungeheuer mächtig war, aber er wirkte nicht arrogant, sondern benahm sich wie ein ganz normaler Typ“, erinnert sich Gustavo mit einem Anflug von Ehrfurcht in der Stimme. Zu diesem Zeitpunkt war Don Berna bereits weit mehr als ein kriminelles Superhirn. Er war auch der Kommandant einer paramilitärischen Armee. Das hatte mit den Rebellen der kommunistischen FARC zu tun, die selbst in die Kokainproduktion eingestiegen war und sich in den Slums und im Umkreis der Stadt breitmachte. Don Berna betrachtete die FARC-Armisten nicht nur als Rivalen, sondern auch als gottlose Kommunisten. Deshalb war er eine Allianz mit anderen rechten Milizen eingegangen und hatte Tausende junge Männer rekrutiert, um gegen die Guerilla zurückzuschlagen. „Es gab junge Typen, die sich den Paramilitärs nur wegen des Geldes anschlossen“, sagt Gustavo. „Andere fanden es aufregend, in einem echten Krieg zu kämpfen.“ Gustavo war damals 18 und als verlässlicher Gangster bekannt: Es war an der Zeit, seine Ausbildung zum Auftragskiller zu beginnen. Die sicarios von Medellín kommen auf Motorrädern und sind mit Pistolen bewaffnet. Das unterscheidet sie eindeutig von den mexikanischen Killern, die Jeeps oder Humvees fahren und aus der Entfernung Hunderte Schüsse mit automatischen Waffen abfeuern – eine Taktik, die viel Munition und immer wieder unbeteiligte Passanten das Leben kostet. Die Kolumbianer nähern sich ihren Zielpersonen bis auf kurze Distanz und erledigen sie mit wenigen Schüssen. „Normalerweise schlagen wir mit zwei Teams zu – eines am Motorrad, mit einem Fahrer und einem Schützen. Das andere sitzt im Auto und versperrt dem Opfer den Weg. Das Motorrad hält direkt neben dem Ziel, der Schütze feuert schnell und wirft die Waffe ins Auto, wo sie in einem Geheimfach versteckt wird“, erzählt Gustavo. Die Kunst des Tötens lernte er als Fahrer für seinen Mentor, einen älteren sicario: „Er hat mir erklärt, wie es geht, wie man ruhig bleibt, wie man sich konzentriert und vor allem, wie man sein Ziel nicht verfehlt. Wie man Kopf und Herz trifft, um sicher zu töten. Bei meinem ersten Anschlag war ich ein bisschen zu nahe dran und habe zu viele Kugeln in den Kerl gejagt. Ich war von oben bis unten mit Blut bespritzt und musste danach mein Gewand wegwerfen. In der Nacht danach hatte ich Albträume.“ Je mehr Morde Gustavo beging, desto seltener wurden diese Albträume. Alle paar Wochen bekam er ein neues Ziel. Meistens tötete er in Medellín, aber seine Bosse schickten ihn auch in andere kolumbianische Städte – nach Bogotá zum Beispiel, oder nach Cali. Zehn Tote, 15, 20: Irgendwann hörte er auf zu zählen. Denkt er an seine Opfer? Gustavo schüttelt den Kopf. „Ich konzentriere mich auf meinen Job“, sagt er. Er hat sogar ein Ritual entwickelt, um sich auf einen Anschlag vorzubereiten: „Bevor ich das Haus verlasse, bete ich zu Jesus und versuche, einen klaren Kopf zu bekommen. Vor einem Auftrag nehme ich niemals Drogen und trinke auch keinen Alkohol. Wenn ich zurückkomme, rauche ich einen Joint und höre Musik.“ Wer seine Opfer sind, will er gar nicht wissen, sagt er. „Mir wird am Telefon gesagt: ,Es gibt da ein kleines Mädchen, um das du dich kümmern musst.‘ Dann bekomme ich ein Foto der Zielperson. Und dann gehen wir auf die Jagd.“ Die meisten seiner Opfer waren anfangs keine Mafia-Angehörigen – Don Berna und das „Büro“ sorgten dafür, dass es zu keinen Konflikten zwischen den Drogenschmugglern selbst kam. Gustavo tötete vielmehr Menschen, die das Kartell bestohlen oder es sich auf andere Art und Weise mit ihm verscherzt hatten. Dann kam der kolumbianische Friedensprozess, Don Berna brachte seine Paramilitärs dazu, die Waffen niederzulegen, und stellte sich selbst der Justiz. 2008 wurde der Chef des „Büros“ an die USA ausgeliefert und wegen organisierten Drogenhandels zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. „Die kolumbianische Regierung hat die Paramilitärs verraten: Erst wurden sie benutzt, um die Kommunisten zu bekämpfen – und dann an die Amerikaner übergeben“, sagt Gustavo zornig. Ohne Don Berna zerfiel das „Büro“ rasch in zwei rivalisierende Fraktionen, die nun begannen, sich gegenseitig zu bekämpfen. Eine der wichtigsten Figuren dabei war der direkte Boss von Gustavo – und dieser schickte seine Killer nun aus, um andere sicarios zu töten. In den Slums von Medellín waren Hinrichtungen und Schießereien an der Tagesordnung, manchmal lagen an einem Tag bis zu 20 Tote in den Straßen. „Die Stadt ist zweigeteilt. Es gibt viele Gegenden, die ich derzeit nicht betreten kann“, erzählt Gustavo. „Hier ist wirklich der Krieg ausgebrochen, und finanziert wird er vom Kokain.“ Mehr Mordaufträge: Das bedeute natürlich auch mehr Geld. Gustavo bekommt ein Grundgehalt von umgerechnet 420 Euro im Monat und zusätzlich zwischen 1200 und 3600 Euro für jeden ausgeführten Anschlag. Das ist zwar weit von den Profiten der milliardenschweren Drogenschmuggler mit ihren Villen und Privatjets entfernt – aber es macht ihn, gemessen an den Einkommensverhältnissen, in den Slums zu einem steinreichen Mann. Bei einer Arbeitslosenrate von 22 Prozent bei Kolumbianern unter 26 ist Killer vermutlich auch einer der wenigen Jobs, die angeboten werden. „Manche Leute töten, weil sie es genießen und weil sie süchtig nach Blut werden. Ich mache es nur aus einer Notlage heraus“, sagt er. Für sich selbst hat Gustavo eine kleine Wohnung gemietet, für seine Familie ein Haus außerhalb des Ghettos gekauft. Die Streitigkeiten mit seinen Eltern sind längst vergessen, er besucht sie jetzt mehrmals pro Woche. Sein älterer Bruder gehört auch zur Mafia, und gemeinsam zahlen sie ihrem jüngeren eine Privatschule: Soll wenigstens der Kleine irgendwann einmal einen anständigen, legalen Job haben. Gustavo hat mehrere Freundinnen, heiraten will er jedoch noch nicht. „Ich kann mir das vorstellen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Die Mädchen in Medellín lieben Gangster, sie suchen geradezu nach Freunden, die bei der Mafia sind – und Geld haben“, sagt er. Er tanzt gern Salsa, die angesagten Nachtclubs meidet er aber, um dort nicht zufällig Killern eines gegnerischen Clans zu begegnen: „Am liebsten mache ich zu Hause Party. Da kann ich mich entspannen, weil es sicherer ist.“ Kürzlich war er einmal mit seiner Cousine in Bogotá, als dort der britische Techno- DJ Carl Cox auflegte. „Im Club haben alle nur Wasser getrunken, aber trotzdem getanzt wie die Wahnsinnigen. Meine Cousine hat mir erzählt, dass die Gäste auf Ecstasy waren. Ich wollte es aber nicht nehmen, weil ich befürchtet habe, dass es zu stark ist. Genau wie LSD: Das soll auch völlig verrückt sein“, sagt Gustavo. „Ich meine, ich respektiere Leute, die sich das antun, aber mir selbst ist das zu riskant.“ Aus seinem Leben als Auftragsmörder auszusteigen ist kaum möglich. „Das lassen die Bosse nicht zu, weil wir zu viel wissen. Wenn man es versucht, kann es leicht sein, dass man umgebracht wird. Die einzige Möglichkeit besteht darin, irgendwann ohne ein Wort zu verschwinden“, sagt er. Gefängnis sei ihm egal, behauptet Gustavo. Immerhin hat er bereits eine kurze Haftstrafe wegen Autodiebstahls abgesessen. „Mein Boss hat sich um mich gekümmert und dafür gesorgt, dass ich gutes Essen und jede Woche Besuch von einem Mädchen bekomme.“ Während dieser Zeit schaffte er es auch, ein paar Schulprüfungen abzulegen – mit recht guten Noten. Gustavo weiß, dass er selbst durchaus der Nächste sein kann, der ermordet wird, besonders angesichts der kriegerischen Zustände in Medellín. Er versucht, die Angst davor zu verdrängen. „Ich muss stark bleiben und wachsam“, sagt er. „Ich kann meine Zeit nicht damit vertrödeln, mich davor zu fürchten, ob ich umgebracht werde oder nicht. Und am Ende stirbt ja doch jeder.“

Übersetzung: Martin Staudinger