"Wozu färben Sie sich ein, Mister Universe?“

Mister Universe Klaus Drescher im Interview

Bodybuilding. Mister Universum Klaus Drescher im Interview

Drucken

Schriftgröße

Interview: Sebastian Hofer

profil: Gratulation zum Erfolg in Griechenland ...
Drescher: ... mit dem ich nie im Leben gerechnet habe. Mein Auftritt stand ja unter schlechten Vorzeichen. Ich hatte für die Vorbereitung statt einer Dreiviertelstunde nur zehn Minuten Zeit, weil vor mir eine Wettkampfklasse gestrichen wurde. Und in dieser Zeit musste ich die komplette Farbe auftragen und meine Muskulatur aufpumpen. Das war natürlich stressig. Ich bin völlig fertig und verschwitzt auf die Bühne gestiegen.

profil: Wozu färben Sie sich ein?
Drescher: Die Scheinwerfer auf der Bühne sind so hell, dass man beim Bewerb eine dunkle Körperfarbe braucht, damit die Muskelzüge und Definitionen überhaupt zu sehen sind. Wenn man von Natur aus eine helle Hautfarbe hat, verwendet man dafür ein Bronze-Gel. Meine Marke heißt Dream Tan. Ich versuche aber, trotz dieses Gels eine möglichst natürliche Hautfarbe hinzubekommen. Das gelingt meinen Gegnern nicht immer.

profil:
Wie lange dauert das Programm?
Drescher: Für das Einzelposing, die Kür, hat man zwischen 60 und 120 Sekunden Zeit. Bei mir dauert es genau eineinhalb Minuten, mit klassischen Arnold-Schwarzenegger-Posen. Danach kommt die Pflicht mit den Vergleichsposen. Hauptkriterium ist dabei der Gesamteindruck, der bei mir eigentlich nicht zu toppen ist. Es passt alles zusammen, jeder Übergang von Muskel zu Muskel.


profil:
Gute Gene oder gutes Training?
Drescher: Es kommt sehr viel auf die Veranlagung an. Natürlich sind Training und Ernährung auch wesentliche Faktoren - und die Motivation, der Siegeswille. Bei mir ist das Gesamtpaket optimal.

profil:
So wie bei Herrn Schwarzenegger?
Drescher: Schwarzenegger ist für mich der Punkt, von dem alles ausgeht. So wie ein Vollei vom Eiweiß her eine biologische Wertigkeit von 100 hat: Von dem geht alles aus.

profil:
Das sehen die Kampfrichter auch so?
Drescher: Anscheinend habe ich ihnen imponiert.

profil: Ist der nächste Schritt eine Profi-Karriere?
Drescher: Das ist nicht mein Ziel. Als Profi beschäftigst du dich nur noch mit Ernährung, musst den ganzen Tag fressen. Die essen teilweise bis zu einem Kilogramm Eiweiß am Tag.

profil:
Wie sieht Ihr Ernährungsplan aus?
Drescher: Eigentlich gibt es bei mir keinen Ernährungsplan. Meine Kollegen sagen gern, ich habe einen kompletten Schaden. Man könne gar nicht so aussehen wie ich, wenn man sich so scheiße ernährt. Aber ich habe halt Glück mit der Genetik. Die meisten Bodybuilder essen vier Monate vor einem Wettkampf nur Putenfleisch und Reis. Ich habe in der Vorbereitung genau zweimal Reis gegessen.

profil:
Und an normalen Tagen?
Drescher: An normalen Tagen gibt es zum Frühstück sechs bis sieben weichgekochte Eier und vier große Butterbrote. Zu Mittag ein halbes Kilo gebratenes oder gekochtes Hühnerfleisch, ein halbes Kilogramm Nudeln oder Reis, ein Viertelkilo Gemüse, einen halben Kopfsalat. Abendessen: entweder ein Shake mit drei rohen Eiern, einem halben Liter Magermilch und drei Esslöffeln Speiseeis oder eine Eierspeise beziehungsweise Ham & Eggs mit sechs Eiern und 200 Gramm Schinken oder Speck.

profil: Was, wenn Ihnen die Eier bis zu den Ohren stehen?
Drescher: Keine Gefahr. Man kann Eier auf tausend verschiedene Arten zubereiten. Man kann Speck dazugeben, Paprika, Käse. Da sind die Zubereitungsmöglichkeiten unendlich. Ich muss zugeben, dass ich ein vorzüglicher Koch bin.

profil:
Und was essen Sie zwischendurch?
Drescher: Butterbrote mit Tomatenscheiben, Müsli, Käsebrote, Kornspitz mit Butter und Marmelade, Proteinriegel, Studentenfutter. Das war’s eigentlich. Dazu kommen noch vier bis sechs Liter Wasser am Tag.

profil: Ihre aktuellen Maße?
Drescher: Oberarm 49 Zentimeter, Brustumfang 1,25 Meter, Schulterumfang 1,45 Meter, Oberschenkel 72 Zentimeter, Wade 49 Zentimeter, Taille 78 Zentimeter. Gewicht 102 Kilogramm auf der Bühne, jetzt wahrscheinlich 105 Kilogramm.

profil: Sie arbeiten als Türsteher in Graz. Kommen viele Rauflustige, um sich mit dem "Mr. Universe“ zu messen?
Drescher: Eigentlich nicht. Mit Beschimpfungen musst du als Security leben, das geht beim einen Ohr hinein und beim anderen hinaus. Aber ich glaube, dass sich das Thema demnächst erledigt haben wird. Ich hoffe schon, dass sich Sponsoren und Unterstützer melden werden.

profil:
Warum haben Bodybuilder so ein seltsames Image?
Drescher: Das weiß ich selber nicht. Wenn ich ins Freibad gehe, werde ich angestarrt wie ein Aussätziger. Dabei bin ich ein ganz normaler Mensch. Viele Leute verstehen unter Bodybuildung das Antrainieren einer gewissen Muskelmasse und das Präsentieren auf der Bühne. Das stimmt überhaupt nicht. Jeder, der im Training ein Gewicht bewegt, betreibt Bodybuilding. Manche betreiben es halt intensiver.

profil: Das Image besagt auch, dass in der Branche ein gewisses IQ-Defizit vorherrscht.
Drescher: Das kann ich von mir nicht behaupten. Ich habe 2007 die Matura an der HTL Wolfsberg mit Auszeichnung abgeschlossen - und in der Lernphase auch noch als Türsteher gearbeitet und meine ersten Bodybuilding-Wettkämpfe bestritten. Das hat, glaub ich, nicht mal der Schwarzenegger geschafft. Mein Englisch ist auch besser als seines damals. Vielleicht ist das ein Vorteil, falls sich Hollywood einmal meldet.

Mehr Infos: Klaus Drescher / serratus.at