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Das Jahr des Affen

Das Jahr des Affen

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Zwar gilt im trügerischen Volksmund der Hund als der beste Freund des Menschen – vermutlich deshalb, weil er noch häufiger als das völlig verkannte Schwein zur Verbalinjurie herhalten muss –, doch steht der Affe dem Homo sapiens evolutionär näher. Das lässt sich trefflich bereits daran erkennen, dass dem schwer illuminierten Menschen nicht nachgesagt wird, er habe einen Hund, sondern er habe einen ausgewachsenen Affen sitzen; dementsprechend sind sternhagelvolle Autofahrer oft mit einem Affenzahn unterwegs.

Ein Chinese würde einen anderen nie „boshaft wie ein Wald voller Affen“ nennen, auch keinen geschniegelten Burschen einen „Lackaffen“, und für die Jugendlichen des Reichs der Mitte ist nichts Maria-Affen-Kallat-geil. Den Affen hält der Chinese für strebsam, unternehmungslustig bis zum selbst herbeigeführten Tohuwabohu, und für erfinderisch. Da wir erleben, dass recht viele Chinesen derzeit unseren Tourismus ankurbeln, trauen wir auch unserem Sprichwort wieder, wonach Not erfinderisch macht; als Folge der Seuche SARS verschwinden in China Delikatessen wie die Zibetkatze oder die Ratte von der Speisekarte – wundern wir uns also nicht, wenn unsere Besucher, der Not gehorchend, sehnsüchtige Streifzüge durch die Kanalisationen der größeren Städte unternehmen.

Der Westen muss sich mit dem Jahr des Affen erst gar nicht anfreunden, viele seiner richtungsweisenden Entscheidungen und Handlungen scheinen darauf hinzuweisen, dass er den angeblich nur vorübergehenden Zustand längst zum Status quo erhoben hat; „To Hu or Wabohu, that is the question“, erkannte schon Shakespeare in seiner Reise-Erzählung „Schlar-Affenland“, dumme Leute gelten in der Woche vor Ostern als Kar-Affen, und Verblichene werden noch heute mit „Affe zu Affe, Staub zu Staub“ eingesegnet. Heuer finden ein paar äffisch lustige Unternehmungen statt, es werden, obwohl die nix dafür können, drei bedeutende Wahlen geschlagen: die epochale um das Amt des österreichischen Staatsoberhaupts, die interessante um die Stimmenverteilung in der EU und das Bagatell-Votum in den USA.

Österreich ist frei von Anstand und Würde, weshalb vor dem, wenigstens sprachlich stimmigen, Urnen-Gang ein „Fairness-Abkommen“ getroffen werden soll, in dem vermutlich nicht nur frühere Ehen, sondern auch gelegentliche Ver-Sager als annulliert zu betrachten sind. Hugo Portisch hat die Rolle des überwachenden Anstands-Jö-Schau! abgelehnt (er wird wahrscheinlich einen TV-Film draus machen: „So sah ich die da“ oder „Prüde durch Angst“), „Mausi“ und Moik sind schon als Doubles für den „Runden Tisch“ vergriffen, Andrea und Rainhard sind bei der Konkurrenz „Schmähstad live“. Ob dem bodenlangen Grinsen noch das „Herz in die Hofburg“ fallen wird oder ob Fischers Witze endlich frische Würze kriegen, ist im diesbez. Öster-arm nicht so leicht vorauszusagen, denn es bedürfte einer Hysteriker-Kommission, um Haiders Rotz vorauszuwassern.

Wie ergriffen ich heimischen Wahlen gegenüberstehe, mag zeigen, dass ich, als Franz Schausberger kundtat, er werde sich den Tschoch als Landesvater nur noch zwei, drei Jahre antun und diesen dann dem Herrn Hartlauer übergeben, nur „na ja“ dachte – nicht aber an einen Hörfehler (obwohl mich natürlich wunderte, nicht gleich zwei Amtsperioden für nur eine Wahl offeriert zu bekommen).

Bei den EU-Wahlen bin ich ohnehin nur Netto-Wähler, ich krieg also von den Abgeordneten praktisch nichts heraus, am allerwenigsten, wie unauffällig sie bei der Standortförderung, der Preiskontrolle oder beim Durchzugsverkehr unter die Räder zu geraten trachten. Angesichts ihres zerebralen Brutto-Produkts halte ich manche sowieso für Sozialhilfe-Empfänger.

Die US-Präsidentschaftswahl ist (äußerst) praktisch entschieden: Es gewinnt der, der die meisten Richter bestechend gut kennt. Wie immer die Administration des künftigen Bushs ausschauen mag, zu ihrem Glück wurde kürzlich im Gesetz nachgeschlagen; als Anfang Jänner der geisteskranke Mörder Charles Singleton hingerichtet wurde, wurde klargestellt, dass ein geistig Kranker in den USA dann hingerichtet werden darf, wenn er versteht, was mit ihm geschieht. Doch egal, ob Minister und Berater verstehen, was mit ihnen geschieht: Die Hinrichtung geistig Behinderter ist verboten.

Diese Gewissheit sollte den Untatendrang der Bushmänner, bereichert um einige bushikose Büchsen-Damen, erheblich steigern. Es genügt nicht, die Einreise in Ampelfarbige (rot-gelb-grün) zu gliedern (Brasilien hat da mit einer Einreise-Erschwernis für US-Bürger bravourös gekontert, um einem Piloten, der den Stinkefinger zeigte, den Häfen zu ersparen, mussten die USA 13.000 Dollar Strafe zahlen).

Willkommen dürften nur die sein, die no Smoking besitzen, weder lesen noch schreiben können, wissen, wessen „… own country“ die USA sind, und zumindest noch einen Finger haben. Mit diesen ließe sich ein Schulterschluss herstellen, um die Achsel des Bösen ein für alle Mal auszurasieren.

Wir Ausgestoßenen würden über diesen blauen Dunst gelassen murmeln: Uns äfft der Lauser!