Der Neue: Der Pornojäger

Klaus Küng ist Favorit für die Krenn-Nachfolge

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Bernhard Augustin, Sprecher des Vorarlberger Bischofs Klaus Küng und gerne als Küngs „Schweiger“ bezeichnet, kann auf die suggestive Frage, ob er sich schon auf den Umzug nach St. Pölten freue, nur herzlich lachen: „Ich weiß nichts davon, dass wir nach St. Pölten gehen werden.“

Niemand weiß es, doch die meisten glauben es zu wissen: DDr. Klaus Küng, 64, dürfte Nachfolger Kurt Krenns als St. Pöltener Diözesanbischof werden. Dass er bei einer Inthronisierung wieder über die Leiber am Boden liegender Demonstranten hinwegschreiten müsste, wie bei seiner Weihe zum Vorarlberger Bischof 1989, braucht der „Pornojäger von St. Pölten“ diesmal kaum zu befürchten. Selbst seine schärfsten Gegner gestehen ein, dass Küngs Performance als apostolischer Visitator für St. Pölten eindrucksvoll war.

Und weil die Arbeit in St. Pölten mit dem Führungswechsel nicht zu Ende ist, sondern im Gegenteil erst beginnt, und weil die aufgerissenen Gräben und Verwerfungen in der niederösterreichischen Diözese dermaßen tief sind, wird ein echter Krisenmanager benötigt, was Küng unter den genannten Kandidaten am ehesten zugetraut wird. Küng hat einen weiteren Vorteil im Rennen um die Nachfolge von Kurt Krenn: Nach zahllosen Visitationsgesprächen mit Klerikern, Laien, Experten und Beobachtern, von denen die meisten ausgepackt haben, kennt Küng die Situation in der Diözese wie kein Zweiter.

Dabei war Küng bislang gern mit Kurt Krenn in einem Atemzug genannt worden. Etwa als „Restaurator“ des österreichischen Weges, bei dem es darum ging, Liberalisierung und angeblichen Werteverfall durch das Zweite Vatikanische Konzil zu korrigieren.

Klaus Küng, der als Familienbischof und Berater des päpstlichen Familienrates Homosexualität schlicht als „keine Schöpfungsvariante“ bezeichnet, gilt als extrem konservativ. Vor seiner Ernennung zum Bischof war er Regionalvikar des Opus Dei. Nach wie vor zählt er zu den wichtigsten Vertretern dieses Geheimbundes in Österreich.

Das Opus Dei versteht sich selbst als Elitetruppe Gottes, als Krieger des Herrn, deren Aufgabe es ist, die Kirche mittels Kampf zurück zu ihren Wurzeln zu führen. Der 1975 verstorbene Opus-Dei-Gründer Josemaria Escriva sprach stets von „Kampf“ und „Krieg“. Seine Philosophie: Überwindung des Fleischlichen durch dessen Abtötung – daher auch Selbstgeißelungen mittels Bußgürtel.

Mafia Gottes. Das Opus Dei, von Kritikern auch „Mafia Gottes“ genannt, gilt schon jetzt als mächtigste Organisation innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Nicht zuletzt, weil der regierende Papst ein glühender Sympathisant des „Gotteswerkes“ ist und dessen Mitgliedern unentwegt zu höheren Weihen verhilft.

Der wahre Einfluss kann nur geschätzt werden, weil selbst Mitgliederlisten geheim gehalten werden. Weltweit gibt es etwa 85.000 Mitglieder, darunter 2000 Priester, 16 Bischöfe und ein Kardinal. Gründer Escriva wurde nach einem der schnellsten Prozesse in der Kirchengeschichte 2002 in Rom heilig gesprochen. Wie massiv die Unterstützung dafür war, veranschaulichen die für Escriva geleisteten Unterschriften: 69 Kardinäle und nicht weniger als 1300 Bischöfe setzten ihren Namen unter den Einleitungstext für das Verfahren zur Heiligsprechung. 300.000 Menschen wohnten der Feier auf dem Petersplatz bei. Unter ihnen: Klaus Küng.

Als der Papst den früheren Opus-Dei-Österreich-Chef einlud, die Visitation in St. Pölten zu übernehmen, soll Küng nicht eben begeistert gewesen sein. Doch „selbstverständlich“ (ein Vorarlberger Würdenträger) habe „Bischof Klaus nicht widersprochen“. Küng, vor seiner bischöflichen Laufbahn war er Arzt, ist vom Wesen her nicht mit Kurt Krenn vergleichbar. Niemals würde er sich so polternd Luft machen, wie Krenn das gerne tat, sagen Küng-Kenner. Er könne sich schon ärgern, doch schlucke er seinen Grant stets hinunter und nehme Notwendigkeiten schweigend hin.

Besonders schmerzhaft war für Küng die Wahl des Salzburger Erzbischofs 2003. Als ihm der liberale Alois Kothgasser vorgezogen wurde, traf ihn das schwer.
Jetzt scheint Küng vor einem noch besseren Karrieresprung zu stehen.