Der Sündenfall BA-CA

Der Sündenfall BA-CA

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Als überzeugtem Europäer müsste es mir egal sein, ob die BA-CA jetzt italienisch ist, nachdem sie zuvor schon deutsch war. Ist es mir aber nicht: Es gibt Unternehmen, die ihr Land symbolisieren – Philips in französischem Besitz irritierte noch so EU-überzeugte Holländer; die Deutsche Bank in holländischem Besitz ließe noch so europabegeisterte Deutsche auf die Barrikaden steigen; die größte Schweizer Bank im Besitz irgendeines anderen Landes ist undenkbar. Das hat nicht ausschließlich emotionale Gründe: Die größte Bank eines Landes spielt immer auch eine gewichtige Rolle in der nationalen Wirtschaft, und es ist nicht völlig unerheblich, ob sie ein Teil derselben ist.

Und natürlich spielt es bei „Rationalisierungen“ – sprich Kündigungen – eine Rolle, wo die Spitze der Bank zu Hause ist: Eine italienische oder deutsche Bank rationalisiert leichter in Österreich als in ihrer Heimat, wo sie dabei zwangsläufig die eigene Regierung zum Gegner hat.

Nicht dass das grundsätzlich gegen den Verkauf von Unternehmen an ausländische Eigentümer spräche, aber je größer das Unternehmen, desto mehr haben „nationale“ Überlegungen doch eine gewisse Berechtigung. Die größte Berechtigung mit Sicherheit bei der größten Bank des Landes: Die BA-CA nicht „österreichisch“ zu erhalten war in meinen Augen immer ein „Verrat“ an Österreich. Denn die Ursache für diesen Abverkauf liegt keineswegs in einer besonders liberalen Wirtschaftsauffassung, sondern er war die Folge eines klassischen politischen Sündenfalls: des Verkaufs der „schwarzen“ CA an die „rote“ Bank Austria. Denn eines lässt sich heute mit absoluter Sicherheit sagen: Von diesem Moment an ging’s bergab.

Hauptverantwortlicher war der letzte rote Kanzler Viktor Klima. Sein Leitmotiv: Diese größte Bank darf nicht mehr „schwarz“ sein, sondern muss endlich „uns“ gehören. Hinter den Polstertüren der von ihm geführten großen Koalition erzwang er eine absurde Übernahme: Die aus einer Fusion der Z und der maroden „roten“ Länderbank entstandene Bank Austria, deren „starker“ Teil in Wahrheit eine bessere Regionalsparkasse war, übernahm die als Bank ungleich leistungsfähigere, weil schon damals international orientierte CA. Statt umgekehrt – worüber zumindest zu diskutieren gewesen wäre.

Vizekanzler Wolfgang Schüssel stimmte dem Deal zähneknirschend zu, statt ihn zum Anlass einer Aufkündigung der Koalition zu nehmen. Ein Teil der persönlichen Animosität Schüssels gegen Klima resultiert aus diesen Ereignissen und hat nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass der VP-Obmann in der Folge nicht mehr mit ihm ins Koalitionsbett steigen wollte.

Ihre Machtgier hatte für die SPÖ also auch parteipolitisch keine allzu positiven Folgen. (Ohne dass die ÖVP leider heute – etwa in der Personalpolitik – viel anders agierte.)

Der politische Coup hätte nicht geklappt, wenn aufseiten der Banken nicht Persönlichkeiten am Werk gewesen wären, die sich für ihre Rolle als Täter und Opfer geeignet haben. Aufseiten der Creditanstalt deren Generaldirektor Guido Schmidt-Chiari: ein „Herr“, der lieber französisch als englisch sprach und den Medien zu reich und zu wenig kumpelhaft gewesen ist – ein ideales Opfer, dem es nichts nutzte, dass er die Bank strategisch hervorragend ausgerichtet hatte. Auf der anderen Seite Gerhard Randa, der aus dem CA-Vorstand in die Z gewechselt war, um von dort im Triumph zurückzukehren – ein idealer Täter, dem es nichts schadete, dass er in der Z keineswegs Wunder vollbracht hatte.

Jemand, der Randa durchaus schätzt und eng mit ihm zusammengearbeitet hat, beschrieb ihn mir so: „Für Randa kommt zuallererst Randa. Dann kommt lange nichts und dann: Randa. Dann wieder lange nichts – und dann er.“

Leute dieses Zuschnitts – er beerdigte innerhalb kürzester Zeit alle seine internen Konkurrenten – gelten in Österreich als extrem tüchtig. Statt für möglich zu halten, dass jemand extrem unangenehm und dennoch nur halb so tüchtig sein könnte.

Jedenfalls hat Randa die aus CA und BA schief zusammengefügte BA-CA keineswegs in lichte Ertragshöhen geführt, sondern hat bloß die hervorragenden Erträge der CA, die von Schmidt-Chiari grundgelegt waren, dazu benutzt, seine Leistung aufzupolieren. Mit dem Zweck, den nächsten Coup vorzubereiten: den Verkauf an die deutsche HypoVereinsbank.

So wie ihm seinerzeit Klimas Machthunger zuhilfe gekommen war, kamen ihm jetzt Michael Häupls Naivität und Wolfgang Schüssels Privatisierungs-Eile zuhilfe: österreichische Bieter blieben auf der Strecke; die liberale Möglichkeit, die BA-Aktien an der Börse unters Volk zu bringen, wurde gar nicht erst ventiliert. Die schon damals marode HVB erhielt den Zuschlag – Österreichs größte Bank war nicht mehr österreichisch.

Und Gerhard Randa scheinbar am Ziel: Nach kurzer Zeit, so war er überzeugt, würde er Chef der neuen deutschen Großbank sein.

Das war bekanntlich ein Irrtum: Er hatte einen zu starken Widersacher und keine politische Unterstützung mehr – so schied er im Mai mit großer Geste vorzeitig aus dem Unternehmen aus. Der Name Randa hat damit in der internationalen Wirtschaft noch an Strahlkraft hinzugewonnen, verkündete sein Rechtsanwalt Ewald Weninger. Dass Randa jetzt eine vergleichsweise bescheidene Position im Magna-Konzern übernimmt, ist ein rarer Beweis dafür, dass in der Wirtschaft doch eher die Leistung zählt.