E-Mail-Verkehr: Schubs-Mail

BlackBerry bekommt von vielen Seiten Konkurrenz

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Kaum ein Job ist nervenaufreibender als jener des Brokers. An der Wall Street in New York werden zig Milliarden von Dollars bewegt, und die Broker müssen stets für den nächsten Deal bereit sein. Zur Aufrechterhaltung des Informationsflusses benutzen die Finanzexperten immer öfter ein kleines, vom kanadischen Unternehmen Research in Motion (RIM) erfundenes Gerät: Die E-Mail-Maschine BlackBerry steht bei den Brokern zurzeit so hoch im Kurs wie kein zweites Gerät.

Der BlackBerry ist gleichsam der iPod der Finanzgurus. Die „New York Times“ und CNN berichteten bereits über das Suchtpotenzial der Geräte und sogar über eine neue Krankheit: den BlackBerry-Daumen, eine schmerzhafte Entzündung des Daumengelenks, die durch exzessives Tippen hervorgerufen werden soll. Der Grund für den Wirbel um die Geräte, die rein äußerlich nicht übermäßig schick erscheinen, ist die Push-E-Mail-Funktion: Wer eine elektronische Nachricht auf den Bürocomputer bekommt, erhält damit automatisch und praktisch zeitgleich eine Kopie der Nachricht auf den Handheld, wo sie gelesen, bearbeitet und weitergeleitet werden kann. Diese E-Mail-Automatik hat RIM beachtliche Erfolge beschert: Mehr als zwei Millionen BlackBerrys hat das Unternehmen bis Ende 2004 verkauft, und die Nachfrage ist ständig weitergestiegen.

Neue Lösungen. Doch jetzt bekommen die Kanadier vielfach Konkurrenz. Zunächst nahmen Handyhersteller wie Nokia, Motorola, Siemens und Sony Ericsson die RIM-Technologie in Lizenz und begannen, selbst Geräte mit BlackBerry-Funktion zu bauen. Dann programmierten Unternehmen wie Space2Go oder Smartner eigene Push-E-Mail-Lösungen, die unabhängig vom Hersteller eines Handys verwendet werden können. Und weil sich RIM nach europäischem Recht nicht die Patente an der Push-E-Mail-Funktion sichern konnte, entwickelten schließlich auch PDA-Hersteller wie HP und Telekom-Anbieter wie Vodafone eigene Lösungen.

Dem BlackBerry von RIM, das in nur fünf Jahren zum globalen Anbieter von Push-E-Mail-Lösungen wuchs, droht nun ein ähnliches Schicksal wie vielen anderen Entwicklungen zuvor: Die geniale Erfindung wird von den Mitbewerbern absorbiert. So erklärte Anssi Vanjoki, Nokias Vizepräsident für Mobile Phones, Ende April bei einer Präsentation Push-E-Mail zu einer integralen Businessfunktion, die man in Zukunft in allen Businesshandys der Finnen finden werde. Die Anwender werden wohl vom Wettbewerb profitieren: Vermutlich wird Push-E-Mail bald zum Standardrepertoire mobiler Geräte gehören – und die bereits am Markt befindlichen Lösungen werden nur eine frühe Generation repräsentieren.

Von Peter Sempelmann