Eatdrink: Klaus Kamolz

eatdrink von Klaus Kamolz Red Hot Chili Peppers

Red Hot Chili Peppers

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Manchmal lässt man sich leichtfertig auf Experimente ein, und erst kurz bevor es so weit ist, werden die Handflächen etwas schweißnass, und die Herzfrequenz erhöht sich spürbar. Es sind noch knapp hundert Meter bis zum Restaurant "Bangkok Vienna“ nahe dem Wiener Naschmarkt, wo Tommy Chen (im Bild rechts) auf mich wartet, um mir Kostproben aus der echten thailändischen Küche zu servieren. Und deren unumstößliche Hauptzutat ist nun einmal Chili. Womit wird Chen mich also konfrontieren? Mit Red Savina, Naga Jolokia oder dem Trinidad Scorpion Butch Taylor? Das sind jene Sorten, die in den vergangenen Jahren in der Paprika-Champions-League um den Titel der schärfsten Schote der Welt buhlten. Damit wir wissen, wovon wir reden: Gäste eines Londoner Restaurants müssen vor dem Verzehr eines Lammgerichts mit Naga Jolokia eine Erklärung unterzeichnen, dass sie über Risiken und Nebenwirkungen aufgeklärt wurden. Naga Jolokia ist allerdings mit 850.000 Scoville, der Schärfeeinheit für Chilis, nur etwa halb so höllisch wie der erst jüngst erzüchtete Trinidad Scorpion Butch Taylor.

Tommy Chens "Bangkok Vienna“ gehört zu jener Sorte asiatischer Etablissements, in denen die einzelnen Gerichte auf der Karte mit roten Chilischoten gekennzeichnet sind.Grundsätzlich gibt es Sachen mit einer Schote, mit zwei, drei oder vier. Aber als ich frage, warum nirgendwo vier Schoten zu sehen sind, sagt Chen: "Das gibt es nur auf Wunsch für die thailändischen Gäste, für Europäer ist das nichts, für die reicht maximal Stufe drei.“ Ähm, ich würde das aber gerne einmal probieren, sage ich. Und Chen antwortet lächelnd und knapp: "Lieber nicht.“

Im Grunde sind die Chilis, die sein Küchenchef Khounsack Voravongsa (im Bild links) verwendet, harmlos im Vergleich zu den schon erwähnten Brennstäben. Die schmalen roten Schoten der Sorte Thai Prik Sod, die hier ausschließlich verwendet werden, bringen es auf schlappe 50.000 Scoville, man kann sie aber so dosieren, dass einem auch bei ihnen die Luft wegbleibt; im "Bangkok Vienna“ gehen jeden Abend 500 Gramm aus der Küche raus. Voravongsa und Chen selbst rühren keinen Som Tam, den berühmten grünen Papayasalat, an, in dem sich nicht mindestens sechs Schoten befinden. Für mich stampft Voravongsa in einem großen Mörser Som Tam mit drei Schoten. Auf diesem Niveau, sagt er, hat er im Alter von drei Jahren zu Hause in Thailand begonnen: "Wenn man als Kind schon scharf isst, hat man später bei milden Speisen kaum Geschmack im Mund.“ Und Chen ergänzt: "Ohne Chili ist Essen langweilig.“

Som Tam ist fertig. Chen reicht dazu ein Glas der Asia-Cuvée vom Weingut Mayer am Pfarrplatz, einen Wein, der wie gemacht scheint als Gegengift für authentisches thailändisches Essen: fünf weiße Rebsorten und als Wirkstoff drei Prozent Trockenbeerenauslese.

Enttäuschung nach dem ersten Bissen - das soll das Limit für mich Langnase sein? Leichte Schweißbildung auf Stirn und Wange nach dem zweiten. Begehrliche Blicke nach der mit Süßwein frisierten Cuvée nach dem dritten, aber die Ober-/Unterhitze am Gaumen hat ihren Höhepunkt bereits erreicht. Tommy Chen blickt mich leicht verwundert an; er hatte wohl schon überlegt, den Feuerlöscher zu holen. Aber da ist noch mehr drin. Das nächste Mal bitte Stufe vier.

Bangkok Vienna

Joanelligasse 8, 1060 Wien
Tel.: 01/587 05 93
www.bangkok-vienna.at
Mo. geschlossen
Hauptgerichte: 7,50 bis 14,90 Euro

[email protected]