Hartberg

Erzbergrodeo Eisenerz

Motorsport. Von den 1500 Startern beim Erzbergrodeo kommen erfahrungsgemäß etwa zwei Dutzend ins Ziel

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Die Grundidee: das härteste Motorradrennen der Welt. Das Grundproblem: Härte ist relativ. Grundsätzlich gilt: Härte ist im konkreten Fall relativ eindeutig vorhanden. Der Großteil der Teilnehmer scheitert an unmöglichen Routen, an Steilhängen, Felsbrocken oder Baumstämmen, an berühmten Schlüsselstellen wie Märchenwald, Dynamit oder Badewanne.

Hauptverantwortlich für den Wahnsinn zeichnet „Furious“ Karl Katoch, 53, im Zivilberuf Magistratsbeamter der Stadt Wien (Abteilung Verkehrsorganisation und technische Verkehrsangelegenheiten), seinem Freizeitverhalten nach aber ein echter Motorsportnarr. In den ersten Jahren des Erzberg­rodeos pflegte Katoch noch eigenhändig Startnummern zu kleben und Leberkäsesemmeln zu verkaufen, heute ist das Event etwas arbeitsteiliger und ein sogenannter Wirtschaftsfaktor: Über 200 Journalisten berichten vom größten Motorradevent der Welt, allein im Fahrerlager bewegen sich 7000 Menschen, rundherum stehen bis zu 40.000 Zuschauer. Katoch selbst sagt über den Parcours, den er jedes Jahr aufs Neue austüftelt: „Die Wegstrecke, die ich am Erzberg zurücklegen kann, wird von Jahr zu Jahr kürzer.“ Nicht nur ein Stück des (im Finaldurchgang rund 30 Kilometer langen) Weges will dagegen Lars Enöckl zurücklegen. Als zweifacher Erzberg-Finisher zählt der oberösterreichische Enduro-Fahrer zu den lokalpatriotischen Hoffnungsträgern. profil hat er erklärt, worauf es beim Rodeo ankommt.

1. Maschine
„Ich fahre eine KTM 300 EXC mit relativ wenigen Änderungen zum Serienmodell. Der Lenker liegt niedriger, die Reifen sind andere, und ich habe einen Lüfter am Kühler. Das ist speziell beim Extrem-Enduro sehr wichtig, weil dir das Motorrad sonst viel zu heiß wird. Dafür habe ich die Nummerntafelhalterung abgeschraubt. Das spart Gewicht. Insgesamt wiegt das Bike knapp über 100 Kilogramm.“

2. Motor
„Der Motor ist ein 1-Zylinder 2-Takter mit 293 Kubikzentimeter Hubraum und 6-Gang-Getriebe. Speziell am Erzberg ist es wichtig, zwischen Handling und Leistung auszubalancieren. Da ist ein 300er ein guter Kompromiss.“

3. Gabel
„Die Federung ist bei diesem Gerät viel weicher als bei normalen
Enduros, eher wie bei einer Trial-Maschine. Eigentlich haben wir hier das Gegenteil von einem Motocross-Fahrwerk.“

4. Reifen
„Es gibt schon ziemlich viele Steine am Erzberg. Um da mehr Grip zu
haben, fährt man eine weichere Gummimischung als in anderen
Terrains. Die Lebensdauer spielt in dem Rennen keine große Rolle. Das Profil ist ein Standardprofil, aber der Luftdruck wird in dem Rennen sehr niedrig gehalten, im Hinterreifen habe ich 0,5 Bar. Um Reifenschäden zu verhindern, verwenden wir statt Luftschläuchen Moussegummi.“

5. Übersetzung
„Viele machen den Fehler zu glauben, sie müssten beim Prolog, wo die Startreihenfolge für den Hauptevent festgelegt wird, extrem schnell übersetzen. Aber im Endeffekt bringt das nichts. Ich brauche einen Kompromiss zwischen Topspeed und Beschleunigung. Im Prolog verwende ich die werksmäßige Standardübersetzung, beim Hauptbewerb lege ich hinten ein größeres Ritzel auf.“

Zur Person
Lars Enöckl, geboren am 5. Oktober 1988,wohnhaft in Lunz am See,
erstes Motorrad mit acht Jahren (Malagutti 50 ccm), erster Bildungsweg: Profi-Skirennfahrer,ÖSV-Karriereende mit 19, zugleich erste Enduro (KTM 250 EXC), seither Architekturstudent in Graz und „ambitionierter Hobby-Endurofahrer“ (Österreichischer Meister 2012, zweifacher Erzbergrodeo-Finisher). Ziel für das 19. Erzberg-Rodeo: „Ins Ziel kommen wäre das Wichtigste. Top Fünf wäre ein Traum.“

Geheimnis: „Man braucht am Erzberg eine gute Mischung aus allen Disziplinen. Es bringt nichts, wenn einer nur gut Trial fährt und über jeden Stein hinaufkommt. Genauso wichtig ist, dass du dabei schnell genug bist. Du hast nur vier Stunden, um ins Ziel zu kommen. Diese Mischung macht es so herausfordernd.“