Globales Denken zur Lösung konkreter Probleme

"Wissenschaft und Forschung: Luxus oder Lebensnotwendigkeit?"

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"Qualität als oberstes Ziel" und deshalb auch "Förderung der Besten" nannte Konrad Osterwalder, Rektor der United Nations University in Tokyo und ehemaliger Rektor der ETH Zürich, als wichtigste Vorgaben, um Wissenschaft und Forschung voranzubringen. Im Rahmen einer vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung und dem Magazin profil veranstalteten Podiumsdiskussion erklärte er hinsichtlich der Frage, ob Wissenschaft und Forschung nun Luxus oder Lebensnotwendigkeit seien: "Eine wettbewerbsfähige Wirtschaft ist ohne Innovation, und damit ohne Wissenschaft, Forschung und Bildung nicht möglich." Deshalb sei es wichtig und notwendig, Exzellenz zu fördern, gerade auch an den Universitäten.

Gleichzeitig aber muss Wissenschaft insofern Luxus bleiben, als es um die Befriedigung der menschlichen Neugier gehe und nicht nur um die Entwicklung marktfähiger Produkte.

Darüber hinaus habe die Wissenschaft, so Osterwalder, auch die Aufgabe, sich als Think Tank für Politik und Wirtschaft zu verstehen und anzubieten. Angesichts der globalen Herausforderungen - Stichwort Klimawandel, Erhalt der Biodiversität oder Wasserversorgung - braucht es auch globales Denken zur Lösung konkreter Probleme. Gerade die Universitäten sind deshalb aufgefordert, über die traditionellen Disziplinen hinauszugehen sowie die internationale Zusammenarbeit zu intensivieren. "Weg von der verwalteten Universität und hin zur innovativen Universität, die auch Mut zum Risiko besitzt", so Osterwalders Zielvorgabe. Was es hierzu braucht, sind seiner Ansicht nach "mehr Vertrauen, mehr Verantwortung und weniger Kontrolle", denn "Qualitätskontrolle ist notwendig, darf aber nicht zum zeitfressenden Moloch werden".

Bundesminister Töchterle: Gegen Verengung des Wissenschaftsbegriffs Gegen eine Verengung des Wissenschaftsbegriffs auf Naturwissenschaften und Technik sprach sich auch Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle aus. "Wissen um des Wissens willen hat immer noch seine Berechtigung", so der Bundesminister, und verwies in der Folge auf die Bedeutung der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, die seiner Ansicht nach zu wenig wahrgenommen werden.

Gleichzeitig erneuerte Töchterle seine Forderung nach einem Zugangsmanagement an den Universitäten. Diesen müsse es gestattet sein, selbst zu entscheiden, wen sie aufnehmen, um die Qualität der Ausbildung sicherstellen zu können.

Öffnung der Wissenschaft und Forschung im Rahmen der "Langen Nacht der Forschung" am 27. April Diskussionspunkt zwischen den PodiumsteilnehmerInnen war auch die mangelnde, oftmals auch negative Wahrnehmung von Wissenschaft und Forschung in der Bevölkerung. Während die Direktorin des Technischen Museums, Gabriele Zuna-Kratky, es als Bringschuld der WissenschafterInnen sieht, die Bevölkerung über ihr Tun aufzuklären und zu informieren, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Forschungsrates und ehemalige Rektor der Technischen Universität Wien, Peter Skalicky, dies zur Holschuld der Bevölkerung. "Die in Zusammenhang mit Wissenschaft und Forschung von den Medien oftmals verbreitete Furcht führt zu Desinteresse und einer negativen Haltung.

Es ist hier die Aufgabe einer aufgeklärten Gesellschaft, sich im eigenen Interesse für diese Dinge zu interessieren." Gelegenheit haben die ÖsterreicherInnen hierzu am 27. April im Rahmen der "Langen Nacht der Forschung", die heuer in ganz Österreich stattfinden wird.

Informationen hierzu unter : www.lnf2012.at

Die PodiumsteilnehmerInnen in alphabetischer Reihenfolge:

Prof. Dr. Konrad Osterwalder (Rektor der United Nations University in Tokyo)
Alwin Schönberger (Projektleiter von profil wissen)
Prof. DI Dr. Peter Skalicky (ehemaliger Rektor der TU Wien, stellvertretender Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung)
Bundesminister Dr. Karlheinz Töchterle (Bundesminister für Wissenschaft und Forschung)
HR Dr. Gabriele Zuna-Kratky (Direktorin des Technischen Museums Wien)

Moderation der Veranstaltung: Dr. Matthias Strolz (Promitto)