Die hohe Kunst des Smalltalks

Hohe Kunst des Smalltalks: Die Tricks und schlimmsten Sünden bei dem Zungenspiel

Die besten Tricks und schlimmsten Sünden

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Womit wir bei einer grundlegenden ­Voraussetzung für das Gelingen einer – so der vormals höfische Ausdruck – „conversation agréable“ wären: die im Idealfall im Vorfeld erfolgte Identifikation des potenziellen Kommunikationsobjekts. Bei Cocktails, „dieser mühsamsten Form gesellschaftlicher Zusammenkünfte“ (Desirée Treichl-Stürgkh), oft nicht möglich; aber bei einem gesetzten Dinner durchaus praktikabel, indem man beispielsweise den Gastgebern vorweg die Tischordnung herauskitzelt und sich dann einmal „durchgoogelt“.

Der berühmte Mensch, vor allem der, der nur in seiner Heimat weltberühmt ist, besitzt oft nicht den Humor von Andreas Vitasek, wenn er nicht erkannt wird. Der Kabarettist wurde von der damaligen Kanzlergattin Christine Vranitzky nach dem Absolvieren eines Charity-Tennismatches im Doppelpack mit der Frage „Herr Vitasek, Sie sind so lustig. Was machen Sie eigentlich beruflich?“ durchaus erheitert.

"Alle Chinesen sind Japaner"
Wenn man auf Besuch ist, vor allem bei fremden Völkern, empfiehlt sich eine gewisse Sattelfestigkeit bezüglich Land und Leute. Dem berühmten Sager aus Merz/Qualtingers „Herr Karl“ „Alle Chinesen sind Japaner“, der die österreichische Freude an der Ignoranz dokumentieren sollte, wurde der verstorbene Altbürgermeister Helmut Zilk bei einem Empfang in der österreichischen Botschaft in Peking 1988 mehr als gerecht. Laut des Zeugen Hans Rauscher, damals „Kurier“-Chefredakteur und heute Kommentator des „Standard“, fühlte sich Zilk, obwohl nicht in offizieller Mission, sondern seine Künstlerfrau Dagmar Koller begleitend, in Stimmung für eine Rede. Er verlieh seiner Freude Ausdruck, „hier in Tokio zu sein“, erzählte vom japanischen Botschafter in Wien, der durchaus gerne einmal in Lederhosen erscheinen würde, und brachte die anwesenden Chinesen endgültig in Erstarrung, als er die Schlitzaugen, die sich Dagi bei ihrer Mitwirkung in der Operette „Land des Lächelns“ aufschminken lassen musste, pantomimisch darstellte. Der Auftritt führte dennoch nicht zum Zusammenbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Österreich, sondern nur dazu, „dass Zilk in Folge zweimal in schlechtere Hotelzimmer umquartiert wurde“, so Rauscher.

Networking
„Ach, nur oberflächlicher Smalltalk“, pflegen die Menschen, befragt nach dem Verlauf einer Party/eines Cocktails oder einer anderen offiziellen Zusammenrottung aus oft fadenscheinigem Anlass rund um Ess- und Trinkbares, mit einer abwertenden Geste gerne zu antworten. Die Diffamierung der Bedeutung, ein „leicht­füßiges Gespräch“ (Karl Hohenlohe) führen zu können, zeugt von Ahnungslosigkeit. Denn das gehobene Reden, ohne etwas zu sagen, ist im Bestfall eine eigene Kunstform oder zumindest meisterliches Handwerk. Smalltalk ist das Bindemittel zwischen Fremden, das Anbahnungsinstrument für Geschäfte, Zwischengeschlechtliches, aber auch Karriere-Aphrodisiakum und die tauglichste Geheimwaffe beim „Networking“, so der inzwischen sattsam strapazierte Terminus der Kontaktpflege für einen guten Zweck – nämlich dem eigenen Fortkommen. „Es ist ein wichtiger Erfolgsfaktor, aktiv in der Lage zu sein, bei einer Person mittels eines angenehmen Gesprächs anknüpfen zu können“, weiß der Manierenexperte Thomas Schäfer-Elmayer, „man kommt immer wieder zu Veranstaltungen, wo Menschen stumm und traurig im Eck stehen, die diese Gabe nicht besitzen.“

Schäfer-Elmayer ist zu höflich, um zu konstatieren, dass über diesen Menschen der Geruch der Verlierer und Versager schwebt. Wenn man aus welchem Anlass auch immer in eine Arena voller Wildfremder stößt und dort aus welchen Gründen auch immer zum Verweilen gezwungen ist, ist es, so der Manierenexperte, durchaus legitim, „zu einer Gruppe zu stoßen, zu grüßen und sich entsprechend vorzustellen“. Das Gebot der Höflichkeit ist es, den ums Andocken Bemühten „dann ins Gespräch einzubinden“. In solchen Momenten des Eisbrechens ist es durchaus ratsam, sich von bei solchen Anlässen gerne gereichten Canapées, kleinen rindenlosen Broten, auf die Krustentiere, Gemüse oder Fischeier getürmt werden, fernzuhalten. Denn wie das „Grundnahrungsmittel der Diplomatie“, so Meinhard Rauchensteiner, Mitarbeiter in der Wiener Präsidentschaftskanzlei, „vom Tablett in den Mund kommt, ohne auf der Krawatte Zwischenstation zu machen, gereicht an höhere Diplomatie“.

Rauchensteiner hat ein bisher noch unveröffentlichtes Glossar „Das kleine Abc des Staatsbesuchs“ verfasst, in dem das „Kleingespräch“ so umschrieben wird: „Erstes verbales Abtasten des gegnerischen Freundes; dient dem Kennenlernen und sollte nur sparsam mit Inhalten versehen sein. Die meisten wichtigen Themen taugen nicht zum Kleingespräch: Minderheiten, Menschenrechte, Frauenrechte, Korruptionsbekämpfung, sexuelle Vorlieben.“

Themenwechsel
Diese Einschränkungen gelten jedoch nicht nur für das diplomatische Parkett, sondern genauso für Zufallsbegegnungen im Flieger oder Zug, erstes Dating, Vorstellungsgespräche, Weinverkostungen, Cocktails, Vernissagen und Bordellbesuche. Dort kann es die diensthabenden Damen durchaus enervieren, wenn die Kunden dazu tendieren, das Auskotzen von Beziehungsproblematik und Jobtroubles als im Preis inkludiert zu betrachten. „Es ist demotivierend, wenn die Herren uns ihren Alltag vor die Füße kippen“, erklärt eine ehemalige Séparée-Fee des Wiener Etablissements „Ninas Bar“, „schließlich sollen sie doch kommen, damit sie ihm davonkommen.“ Es gibt aber auch Fälle, wo Herren bei gleichem Tarif „nur reden und gar nichts machen wollen“. „Das ist dann eh o. k.“
Religion, Fußballvereinszugehörigkeit („Besonders in Wien gefährlich – wegen der Farben Grün und Violett“, so Schäfer-Elmayer), persönliche Krankheitsverläufe und die Preisgabe anderer Intimitäten können im allgemeinen Sprachverkehr zwischen Fremden oder nur sehr flüchtig Bekannten nahtlos an die Pas-comme-il-faut-Reihung angegliedert werden.

Mehr Information als erwünscht
In dem an Konversationsesprit reichen Großbritannien pflegt man einen von unappetitlichen Geständniszwang getriebenen Gesprächspartner mit der Phrase „That’s so much more information than I need right now!“ zum Schweigen oder zumindest Themenwechsel zu bringen. Die Wienerische Variante dazu – angeblich von einem Wiener Justizwachebeamten auf den sich ständig beschwerenden Promi-Häftling Helmut Elsner angewandt – lautet: „Gehen S’, reden S’ ma des in a Sackl, und stellen S’ ma’s vor die Tür.“

Der amerikanische Komiker Groucho Marx pflegte unliebsame Gesprächspartner mit der Standardfloskel „An sich merke ich mir jedes Gesicht. In Ihrem Fall bin ich jedoch geneigt, eine Ausnahme zu machen“ zu entsorgen.

Kein Witz
Von der Erzählung von Witzen, die keinen thematischen Gesprächsbezug und/oder Ärzte und/oder überdimensionale Geschlechtsorgane als Protagonisten haben, ist beim verbalen Belangslosigkeitsgeplänkel in jedem Fall die Finger zu lassen. Auch Metaphysisches à la „Gibt es Gott? Und wenn ja, warum schläft er?“ haben beim verbalen Warm-up nichts verloren; ebenso ist Bedeutungsschwere im Stil von „Was halten Sie vom Weltfrieden?“ zu eliminieren.

„Wenn ich mit so einer Frage konfrontiert werde, sage ich dann so was: ‚Na hoffentlich kommt er bald.‘ Das muss reichen“, erzählt die Smalltalk-geprüfte Ex-Opernballmutter Lotte Tobisch, „es wäre generell falsch, sich beim Plaudern auf irgend­etwas ernsthaft einzulassen.“ Prinzipiell empfindet sie das „Kleingespräch“ als „ein lästiges Übel“. Allerdings haben die Beherrscher des Metiers einen nahezu nicht einzuholenden Vorsprung gegenüber dem Rest der Welt: „Die können Heringsrogen als Beluga­kaviar verkaufen.“

Mein Guter/meine Schönste
Maestro-Status unter den Plauderbegabungen dieses Landes hat mit Sicherheit der Mörbischer Operettenintendant Harald Serafin, der mit seinem Kommunikationstalent seine Seebühne aus einer mittelmäßigen Touristenattraktion zu einem Glamourereignis erster Kategorie modelliert hat. Der Mann, über den seine Frau „Mausi“ sagt, „Er spricht ständig, sogar im Schlaf. Und wenn er nicht spricht, dann singt oder pfeift er“, besitzt ­einen Kontakt-Zaubertrick von Weltklasse: In seinem inneren Computer hat er die jeweiligen Zipperleins seiner „Kunden“ („Sechshundert Premierengäste inklusive der lieben Politiker – wunderbaaar!“) gespeichert. Wenn man Serafin beim Handyverkehr knapp vor der Premiere belauscht, hört sich das so an: „Ja, mein Guter/meine Schönste, ich freu mich besonders. Was macht denn das Knie/die Bandscheibe/der Rücken? Na also … ganz wunderbar, ich hoffe, wir sehen uns.“ Sein Kommentar zu diesem Kniff fällt lakonisch aus: „Nun ja, die Leute haben das eben gern. Am leichtesten merk ich mir die mit den Prostataleiden.“ Seine Archivierfähigkeit fremder Befindlichkeiten teilt sich Serafin mit einer wesentlich kleineren Kommunikationsbegabung: Kaiser Franz Joseph I. Der Monarch zeichnete sich, so die Historikerin Katrin Unterreiner mit dem Spezialgebiet Alltagskultur der Habsburger, ansonsten durch weitgehende Charmefreiheit und sperriges Eloquenzvermögen aus: „Er war ein sehr distanzierter Mensch und tat sich schwer bei Kontakten jeglicher Natur.“ Um den Kaiser aufzutauen, gab es nur ein rettendes Thema: die Jagd. Seine Unbeholfenheit beim Konversieren machte er jedoch durch „ein fotografisches Gedächtnis“ wett. Franz Joseph, so Unterreiner, konnte sich über Jahre Gesichter, Namen und dazugehörige Auffälligkeiten merken.

Teil aristokratischer Erziehung
An sich gehörte die Kunst der „conversation agréable“ über Jahrhunderte zum ­Fixinventar des aristokratischen Erziehungsprogramms. Am Habsburger-Hof wurden für die kaiserliche Kinderschar ge­sellschaftliche Nahkampfschulungen wie Tees oder Miniaturbälle zwecks Umgangstraining institutionalisiert.

Auf Jagdeinladungen, Heiratsanbahnungsfestivitäten wie Bällen, den endlos langen Sommern auf den Landsitzen hatte die damalige gesellschaftliche Elite dann ab der Geschlechtsreife in der Kunst, viel zu reden und dabei nichts zu sagen, ausreichend Gelegenheit zur Praxis. Das Einfließen von französisch vermischten Phrasenpartikeln wie „Das geht mir contre coeur“ oder „Wie agacant!“ ist bis heute unter Blaublütern durchaus Usus. Es ist jedoch „Bürgerlichen“ davon abzuraten, aus Höflichkeit diesen Spleen mitmachen zu wollen. Denn mit solchem Assimilierungsbemühungen deklassiert man sich schnell als so genannter „Kronenkraxler“ oder „Hermelinfloh“, so der Aristo-Jargon für nicht adelige Trittbrettfahrer. Genau so wie es in bäuerlicher Umgebung für den zugereisten Städter nicht angebracht ist, den regionalen Dialekt tollpatschig zu imitieren oder sich vom Hut bis zu den Stutzen in der hiesigen Tracht zu kostümieren, wie es die Wiener gerne in der Salzkammergut-Sommerfrische betreiben. Äffisches Imitationsgehabe erreicht bei der zu verführenden Gruppe im besten Fall mildes Lächeln.

Bediene dich deines Verstandes
Im Zuge der Aufklärung und des Individualisierungsprozesses des aufstrebenden Bürgertums im 17. und 18. Jahrhundert musste der Adel das Konversationsmonopol zunehmend abgeben. Gemäß der Kant’schen Aufforderung „Bediene dich deines Verstandes“ entwickelte das Bürgertum ein neues Selbstbewusstsein und eine Identität auf den Gebieten der Kunst, Philosophie und Wissenschaft, die sich jenseits der Gunst – und Auftragszuwendung – der herrschenden Schicht abspielte. Voltaire, Rousseau und Diderot stellten die Weichen in Frankreich; im England des 19. Jahrhunderts enstand zusätzlich eine Dandy-Kultur, deren Ziel es war, das Leben als exzentrisch-rebellisches Kunstwerk gestalten zu wollen. Der Popstar dieser Bewegung war der Dichter Oscar Wilde, dessen zeitgenössische Popularität sich weniger aus seinem literarischen Œuvre speiste, sondern aus seiner Konversationsfähigkeit. Wilde war der „It“-Gast im spätviktorianischen London; seine Fähigkeit, Aphorismen aus der Hüfte zu schießen, so gefürchtet wie bewundert. Mit Bonmots wie „Ernsthaftigkeit ist die Zuflucht des Fantasielosen“, „Wer unter die Oberfläche schaut, ist selbst schuld“ oder „Ehrgeiz ist die Wurzel aller Hässlichkeit“ liefert er bis heute die Koordinaten für den Smalltalk auf Kür-Niveau.

Schwebendes Gemüt
Im monarchistischen Österreich unter der Herrschaft des wortkargen Kaisers erlebte die Konversationskultur mit dem Ende des 19. Jahrhunderts ihre Hochblüte – vor allem dank der „Kaffehaus-Juden“, wie die Nazis später die geistige Elite der Schriftsteller, Aphoristiker und Journalisten gerne abfällig bezeichneten. Zu den „Sprechstellern“, so Karl Kraus’ Bezeichnung für Konversationsgenies, zählten der Dichter Peter Altenberg, die Publizisten Alfred Polgar und Anton Kuh, der Reporter Egon Erwin Kisch, der Kulturhistoriker Egon Friedell und Literaten wie Hugo von Hofmannsthal, Franz Molnar und der noch sehr junge Friedrich Torberg, der den Geist der Zeit in der Anekdotensammlung „Die Tante Jolesch“ später verewigte. Beste Voraussetzung für einen wendigen Small­talker ist auch heute noch das, was André Heller als „schwebendes Gemüt“ bezeichnet – ein Konglomerat aus „Herzensbildung, gewissen guten Manieren und einer Eleganz der Gedanken“. Wenn man in der Cha­risma-Lotterie bestenfalls einen Dreier ­gezogen hat und auch die mitgegebene Erziehung durchaus zu wünschen übrig ließ, bestehen dennoch Chancen, „eine gewisse Fertigkeit zu erreichen“, so der Konversationsforscher Tilman Spengler, „man sollte jedoch keine Ratgeber lesen, sondern Salonkomödien und Gesellschaftsromane studieren“.

Wie geht's?
Von der Frage „Wie geht’s?“ ist bei Unbekannten – außer man führt das Gespräch auf Englisch, wo das „How do you do?“ zur Begrüßungs­floskel gehört – abzusehen. Außer man trifft, wie profil-Redakteur Othmar Lahodynsky, auf dem PLO-Kongress in Algier 1982 den PLO-Politiker Mohammed „Abu“ Daoud, der zwei Jahre zuvor vom Kugelhagel unbekannter Täter in einem Warschauer Hotel niedergestreckt worden ist. In diesem Fall ist die Frage nach der Befindlichkeit legitim. Und siehe da – der Drahtzieher der Terrorakte während der Münchner Olympiade 1972 antwortete auch freundlich: „Oh ja, man hat mich zusammengeflickt, es geht mir gut, wie Sie sehen.“

Anzuraten ist auch die zumindest grobe Kenntnis der Fremdsprache, in der man sich gerade auszudrücken gedenkt. Der damalige Salzburger Landeshauptmann Hans Katschthaler hatte sich für seine Brüsseler Ansprache 1991 einiges überlegt. Doch nicht genug, denn, wie Lahodynsky erzählt, eröffnete er die Rede mit dem Nachweis der mitgebrachten Geschenke: „We brought some presents from Salzburg – Mozart balls.“ Die Vorstellungskraft mancher Gäste war in ihren Grimassen des Ekels abzulesen.

Zäh zwanglos
Das Bemühen um Witz bedarf einer gewissen Routinegewandtheit – „Witze kann man nur aus dem Ärmel schütteln, wenn man sie vorher hineingesteckt hat“, so der verstorbene Showmaster Rudi Carrell. Ansonsten kann’s fatal werden. Als profil-Redakteurin Christa Zöchling den damaligen ÖVP-Staatssekretär Alfred Finz 2002 auf Wahlkampftour begleitete, warf er der noch unentschlossen wirkenden Verkäuferin eines Würstelstands den Satz zu: „Wir nehmen jede Stimme – auch wenn sie von einer Frau kommt.“ Als Zöchling den Vorfall in ihrer Reportage beschrieb, klagte Finz – und verlor den Prozess. Handys und Blackberrys sind im direkten Gespräch in jedem Fall auf lautlos zu stellen. Und auch nicht zu betätigen – außer man ist nach Umberto Eco „Ehebrecher, Organverpflanzer, der auf Leichen wartet, oder US-Präsident.“
Wie zäh zwanglose Gespräche selbst unter Routiniers ablaufen können, zeigte die Audienz der Obamas bei Queen Elizabeth im April in London. „Thanks for having us“, erklärte Barack Obama beim Händeschütteln, so als ob er bei den Nachbarn in der Reihenhaussiedlung einen Anstandsbesuch zu absolvieren hätte. „Sind Sie nicht müde?“, piepste die Queen. „Nun ja, ich hatte Meetings mit den Russen und Chinesen.“ Und Prince Philip, im englischen Boulevard auch gern ob seiner rassistischen Kalauer als Herzog von „Fettnapf“ tituliert, antwortete: „Und? Worin unterscheiden sich die beiden?“ Die Obamas überhörten die Frage geflissentlich und schwätzten weiter. Denn in Wahrheit gibt es nur eine Regel im Smalltalk, die über allen anderen steht: Er darf nicht zum Stillstand kommen. Außer der Gesprächspartner bittet um Schweigen. Wie es Karl Hohenlohe vor Jahren passierte, als er bei einem Mittagessen neben der damaligen Kanzlergattin Vera Kreisky zu sitzen kam. Jahrzehnte anregender Gespräche hatten die Dame offenbar etwas zermürbt, denn sie sagte – quasi als Eisbrecher: „Sie müssen nicht mit mir reden.“