Imbissketten: Fast Food im Visier

Belastende Studien und Werbebeschränkungen

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Das Jahr 2005 begann nicht gut für die Branche. Anfang Jänner publizierte das renommierte Medizinjournal „Lancet“ eine Studie, für die mehr als 3000 anfangs junge, gesunde Testpersonen 15 Jahre lang beobachtet worden waren. Am Ende stellte sich heraus, dass jene, die mindestens zweimal wöchentlich Fast Food konsumiert hatten, im Schnitt um fünf Kilogramm schwerer waren als jene, die den Hamburger-Tempeln eher fern geblieben waren. Andere Ernährung oder Sport spielte dabei keine Rolle. Wichtigster Risikofaktor war alleine der Fast-Food-Konsum. Und es blieb nicht nur beim Übergewicht: Diese Gruppe zeigte auch schlechtere Blutfettwerte und höhere Anzeichen von Insulinresistenz, einem Hochrisikofaktor für Diabetes.

Die Studie schließt damit nahtlos an andere Belege an, die zeigen, dass Fast Food speziell für Jugendliche eine regelrechte Gewichtsfalle darstellt. Ein doppelter Burger mit großem Cola und Pommes liefert mehr als 1200 Kilokalorien. Das ist der halbe Tagesbedarf eines 14-Jährigen. Die Kinder kompensieren diese Energiebombe aber nicht dadurch, dass sie den restlichen Tag über weniger essen. Der Hunger kehrt rasch zurück, und damit ist jeder Fast-Food-Tag ein Masttag.
Speziell in Kombination mit mangelnder Bewegung. Die Zeiten, wo Jugendliche nach dem Mittagessen per Fahrrad zum Kicken fuhren, gehören der Vergangenheit an. Eine Studie aus Deutschland ergab, dass Jugendliche pro Woche 18,6 Stunden vor dem Fernseher und dazu noch 9,4 Stunden vor dem Computer sitzen. Buben sind für die visuelle Berieselung mit insgesamt 33 Stunden noch wesentlich anfälliger. Für Bewegung bleibt da natürlich nicht mehr viel Zeit. Der neue EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, Markos Kyprianou, verkündete, er werde „an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Nahrungsmittel“ verbieten, wenn sich die Branche keine Selbstbeschränkung auferlege.

Der amerikanische Dokumentarfilmer Morgan Spurlock drehte einen Film über sich selbst: Binnen vier Wochen brachte er es mit seiner McDonald’s-Diät auf einen Speckpolster von zusätzlichen zwölf Kilogramm. Seine Blut- und Leberwerte verschlechterten sich in dieser kurzen Zeit so dramatisch, dass sein Arzt ihm riet, seinen „Supersize Mac“-Selbstversuch schleunigst abzubrechen.

Wie eine zynische Bestätigung dieser Befürchtungen klingen da die jüngsten tragischen Todesfälle an der Spitze der Fast-Food-Kette. Im April 2004 starb Konzernchef Jim Cantalupo im Alter von 60 Jahren während einer McDonald’s-Betriebsfeier überraschend an einem Herzanfall. Sein Nachfolger wurde der charismatische Australier Charlie Bell, der seine Karriere als Servicemann bereits mit 15 Jahren bei McDonald’s begonnen hatte. Er erzählte gerne, dass er über all die Jahre beinahe täglich „am Arbeitsplatz“ gegessen habe. Nur einen Monat nach der Übernahme seines Postens als Herr über mehr als 30.000 Restaurants in 118 Ländern wurde bei Bell Darmkrebs diagnostiziert. Mitte Januar ist er nun im Alter von 44 Jahren daran gestorben.