Interview

Interview: „Es war nicht die ETA“

„Es war nicht die ETA“

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profil: Waren die Anschläge von Madrid das Werk der ETA?
Álvarez: Aufgrund der Art und des Zieles der Anschläge schließen wir das aus. Ein solches Massaker an Zivilisten ist vollkommen inakzeptabel und in jeder Hinsicht abzulehnen. Heute haben wir eine Schweigeminute für die Opfer abgehalten und all unseren Leuten gesagt, sie sollen daran teilnehmen.
profil: Es war auf keinen Fall die ETA?
Álvarez: Wir sind überzeugt, dass sie es nicht war. Diese Anschläge erinnern mehr an jene von Bali und New York und verweisen auf die arabische Spur.
profil: Das wäre das erste Mal, dass die Batasuna ein Attentat verurteilt.
Álvarez: Nein, wir haben auch den Anschlag der ETA auf den Supermarkt in Barcelona 1987 verurteilt, als 21 Leute starben.
profil: Könnte es sein, dass es eine Spaltung in der ETA gibt und ein radikaler Flügel die Anschläge durchgeführt hat?
Álvarez: Alle Experten sagen, dass das nicht die Handschrift der ETA ist. Nur die spanische Regierung spricht von einer Spaltung innerhalb der Organisation. Aber das macht überhaupt keinen Sinn, genauso wenig wie die angebliche Zusammenarbeit zwischen ETA und al-Qa’ida, von der die Regierung spricht.
profil: In den vergangenen zwei Wochen hat die spanische Polizei zweimal ETA-Mitglieder festgenommen, die Anschläge auf den öffentlichen Verkehr durchführen wollten.
Álvarez: Ja, sie wurden festgenommen, aber wo sie die Attentate durchführen wollten, kann man nicht wissen. Bisher hat es noch nie einen Anschlag dieser Art gegeben.
profil: Wieso beschuldigt die spanische Regierung dann die ETA?
Álvarez: Das hat nur Innenminister Angel Acebes am Tag der Anschläge getan. Weder Premierminister Aznar noch der König haben explizit die ETA verantwortlich gemacht. Die Beschuldigung der ETA kommt vor allem der Volkspartei PP gelegen.
profil: Sie meinen, sie will der ETA die Schuld in die Schuhe schieben?
Álvarez: Natürlich will die PP-Regierung das. Denn wenn sich herausstellt, dass es Araber waren, ist das ein absolutes Desaster für sie. Dann würde sie jetzt die Rechnung dafür präsentiert bekommen, dass sie Spanien gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung in den Irak-Krieg geführt hat.