Jonathan Meese: Die neue Heiterkeit
Von Nina Schedlmayer
Bisher pflegte Jonathan Meese bei seinen öffentlichen Auftritten eine zwischen Düsternis und Wahnwitz pendelnde Erscheinung: In der Wiener Akademie der bildenden Künste rezitierte er vor wenigen Monaten laut schreiend eigene Texte wie üblich forderte er seine Diktatur der Kunst. Richtiggehend fröhlich, wie ein schelmischer Satyr, erschien er allerdings unlängst bei der Preview seiner Ausstellung in der Wiener Galerie Krinzinger, die einen elaborierten, nicht eben zugänglichen Titel trägt: Erzhagenerz Erzvonerz Erztronjerz liebt nur den Gesichtsausdruck Kunst, voom. (Erztrüffelschweinchen schlau gefällt nur der Kunst, basta) Extremsport... (zu sehen bis 26. Jänner).
In Zukunft regiert die Kunst!, rief Meese gut gelaunt seinen Gästen zu. Und auch seine Kunst wirkt nunmehr heiterer. Zwar purzeln noch immer Hakenkreuze durch die Gemälde, allerdings wurde die Palette erheblich bunter: Da ziehen sich knallrote Flammen über die Leinwand, schlängeln sich Spiralen in allen erdenklichen Kolorierungen über die Bilder, und die Totenschädel schweben nicht mehr wie zuvor bedrohlich im leeren Raum, sondern gehen in wahren Farborgien auf. Zudem wurden seine Bilder abstrakter. Am ehesten findet man den früheren Meese noch in den bronzenen Assemblagen, in denen Science-Fiction-Ästhetik auf Art-brut-Formen stößt und in den zahlreichen Schriftzügen in seinen Gemälden, die den Erzkampf, das Erzelend, die Erzrevolution ausrufen. Ihr provokantes Potenzial scheint seine Kunst-Diktatur jedoch nicht zuletzt wegen ihrer neuen Heiterkeit verloren zu haben.