Kunststillstand in der Kulturpolitik

Kunststillstand in der Kulturpolitik: Reform lässt weiter auf sich warten

Museumsreform lässt weiter auf sich warten

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Von Nina Schedlmayery

Erkundigt man sich derzeit im Wiener Kunstbetrieb nach der Museumsreform, so klingen die Reaktionen ernüchtert. „Was, die gibt es noch?“, fragt eine Belvedere-Mitarbeiterin ironisch – und ein Angestellter des Kunsthistorischen Museums analysiert, milde lächelnd: „Die ganze Debatte war bestenfalls ein Lernprozess für die Ministerin. Uns hat sie nichts gebracht.“ Es ist unübersehbar: Die Neuordnung der Bundesmuseen, die im Sommer 2007 von Kulturministerin Claudia Schmied angekündigt wurde, ist ins Stocken geraten.

Tatsächlich erschöpfen sich die Aktivitäten in Sachen Museumsreform bis dato in Gesprächen sowie der Erstellung von Grundsatz- und Thesenpapieren: Auf Basis einer breit angelegten Debatte sollten bis spätestens Jänner 2008 so genannte „Rahmenzielvereinbarungen“ mit den Museen getroffen werden, hieß es damals. Diese sollten die Aufgaben der einzelnen Häuser konkreter darstellen. Auslöser für die Diskussion war unter anderem der Wildwuchs in Ausstellungsbetrieb und Sammeltätigkeit der Kunstmuseen gewesen, in den zunehmend überschneidenden Tätigkeitsfeldern der einzelnen Häuser. Anfang 2008, zu einem Zeitpunkt, als die Vereinbarungen mit den Museen längst stehen hätten sollen, wurden drei „Round Tables“ abgehalten.

Reformferne. Als deren Ergebnis veröffentlichte die Ministerin im Juni 2008 ein Papier im Umfang von ganzen vier Seiten (Titel: „Museumspolitische Ziele. Schwerpunktsetzungen auf Basis der museumspolitischen Initiative“), in dem sie etwa freien Eintritt für Jugendliche unter 18 und eine verstärkte Förderung der Gegenwartskunst ankündigte; ebenso versprach Schmied eine räumliche Erweiterung des Museums moderner Kunst (Mumok), die „bis Ende September 2008 konkretisiert“ sein sollte.

Auch eine Vielzahl von schwammig formulierten Absichtserklärungen findet sich darin: „Schwerpunktsetzungen vereinbaren, Klarheit schaffen, Kooperation ausbauen“, heißt es da etwa; anderswo ist von der verstärkten „Teilhabe der Bevölkerung“ die Rede. Das Papier steht – in leicht modifizierter Form – auf der Website des Ministeriums. Nicht bei allen selbst gesetzten Fristen wurde auf Nachjustierung geachtet: Die „Überarbeitung der Museumsordnungen“ und die „klarere Aufgabenaufteilung zwischen den Museen“ soll laut Website bis „Jahresende 2008“ abgeschlossen sein. Weder diese – zentralen – Ziele noch der freie Eintritt für Jugendliche sind bis dato Realität geworden, und auch das Mumok harrt immer noch einer Entscheidung dar­über, wo und auf wie vielen Quadratmetern mehr man in Zukunft seine Ausstellungen und Sammlungen präsentieren können wird. Konkrete Maßnahmen lassen also weiterhin auf sich warten.

„Einer wirklich umfassenden zukunftsweisenden Reform sind wir noch fern“, stellt Mumok-Direktor Edelbert Köb fest. Auch Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, konstatiert: „Die Museumsreform ist meiner Meinung nach für lange Zeit auf Eis gelegt.“ Die Gründe für deren schleppenden Fortgang ortet er im mangelnden Interesse des Ministeriums: „Dort sitzen an vielen entscheidenden Stellen keine Leute, die sich mit Kunst auskennen.“ Köb meint: „Die Bundesministerin ist derzeit offenbar anderweitig beschäftigt, ihre Mitarbeiter auch.“ Auch seine Kollegin Agnes Husslein vom Belvedere kann keine konkreten Ergebnisse der Museumsreform feststellen. Diese, sagt Husslein, „gab es wohl einerseits nicht, weil die Neuwahlen sicherlich eine Zeitverzögerung impliziert haben und andererseits viele Dinge auch eine budgetäre Auswirkung haben“.

Die Ministerin selbst begründet die Verzögerung der Reform ausweichend – seit Monaten, so lässt sie auf profil-Anfrage ausrichten, „laufen intensive Gespräche“. Ausschlaggebend sei, „alle Beteiligten einzubinden und einen möglichst breiten Konsens über die Vorteile von Lösungen zu finden“. Sie lasse sich daher „weniger vom Terminkalender leiten als von der Überzeugung, die optimale Entscheidungsgrundlage zu erhalten. Ein wesentliches Ergebnis stellt auch die gute Vorbereitung auf die Budgetverhandlungen dar.“

Ob nach deren Abschluss – am 21. April hält Finanzminister Josef Pröll seine Budgetrede – tatsächlich klare Entscheidungen zu erwarten sind, lässt sich bezweifeln. Schmieds bisheriges Agieren in dieser Angelegenheit lässt nicht unbedingt darauf schließen. Edelbert Köb: „Ich habe keine sehr großen Hoffnungen, dass in absehbarer Zeit eine veritable Museumsreform umgesetzt wird.“ Mehr als eine Feinjustierung, so Köbs Nachsatz, habe Schmied allerdings auch nicht angekündigt. Dass sie einmal von einer „Neuordnung der Bundesmuseen“ gesprochen hat, scheint vergessen zu sein.