Lifestyle: Trendkost 2006, die Kultbegriffe

Lifestyle, Trendkost 2006: Welche Begriffe und Trends das heurige Jahr prägen werden

Welche Trends das heu-rige Jahr prägen werden

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Anchoring: In den neunziger Jahren prägte die Trendforscherin Faith Popcorn das Schlagwort „Cocooning“ – Rückzug in die Häuslichkeit. Mit „Anchoring“ bezeichnet Popcorn die weitere Transformation von einer Kultur des Habens zu einer des Seins: „In unserer Trendbank, die aus 7500 Einzelinterviews gespeist wird, ist für dieses Jahr klar absehbar: Die Menschen suchen einen Anker, eine neue Innerlichkeit und eine Form der Spiritualität als Schmerzmittel gegen die wachsende existenzielle Verunsicherung.“ Konsumstrategisch veranschaulicht: Statt mit Manolos und Gucci-Teilchen „zu ankern“, wird die prototypische Marketing-Singlefrau zukünftig lieber in einen „personal yogi“ und in einen „Glücklich sein, aber richtig“-Coach investieren

Anti-Paparazzi-Flash: Dass Jackie O. und Prinzessin Diana das nicht mehr erleben dürfen! Ein US-Forschungsteam an der Technischen Universität Georgia entwickelte die ultimative Anti-Paparazzi-Waffe. Nicht nur, dass das Gerät angesichts jeglicher Digitalkamera (selbst in weiter Ferne) Warngeräusche ausstößt; sobald der „Aggressor“ auf den Auslöser drückt, wird auch mit einer gleißenden Lichtquelle gekontert. Vorerst wird man sich aber noch an delikaten Paparazzi-Shots erfreuen dürfen: Die Wunderwaffe gegen Celebrity-Stibitze geht erst Ende 2006 in Produktion.

Balenciaga: Als Wunderkind und Messias der Mode wird Nicholas Ghesquière für seine heurige Sommerkollektion gefeiert. Mit rockigen Hüfthosen, Flamencospitzen, Ballonröcken und Barockem à la Louis XIV. revitalisiert der 35-jährige Franzose, der dem Pariser Traditionshaus schon seit 1997 angehört, das Genie des 1968 verstorbenen, aus Spanien stammenden Couturiers Cristobal Balenciaga. Dem Label wird heuer eine Renaissance à la Chanel und Gucci prophezeit; eine große Balenciaga-Retrospektive im Pariser Musée de la Mode in diesem Sommer wird den Hype eskalieren lassen.

Blu-Ray: Die seit Langem als Nachfolgerin der DVD angekündigte Blu-Ray-Disk soll 2006 ihr Marktdebüt feiern. Höchste Zeit, denn bisher gibt es noch kein Medium mit ausreichend Kapazität, um etwa Filme im HDTV-Format zu speichern. Nachdem sich MGM und Sony Pictures zur Blu-Ray-Disk bekannt haben, haben TDK und Panasonic im Dezember mit der Produktion begonnen. Auf der Consumer Electronics Show CES in Las Vegas wird die Blu-Ray-Disc-Association ihren weiteren Fahrplan bekannt geben. Pioneer hat indessen für das Frühjahr ein erstes Blu-Ray-Laufwerk angekündigt.

Bond, James: Der neue Bond ist blond. In „Casino Royal“ (Kinostart: November) wird erstmals der 38-jährige Brite Daniel Craig als das legendäre 1-Mann-Krisenkommando der Popkultur antreten. Der versierte Bühnenmime Craig, der bei seiner ersten PR-Aktion auf einem Schnellboot durch das Tragen einer Schwimmweste schockierte, wird schon jetzt von Hardcore-Bondianern als „Warmduscher“-Attacke auf den Testosteronhaushalt des Agentenmythos degradiert. Dafür lieben ihn die Frauen umso mehr. Craig, so die britische Kolumnistin Julie Burchill, habe „das Zeug, dem sexistischen, frauenfeindlichen Saurier Bond endlich den Garaus zu machen“.

Burberry Prorsum: Der Brite Christopher Bailey hat mit der Prêt-à-porter-Kollektion für diesen Sommer die Aktienkurse des kleinkarierten Traditionshauses in die Höhe schnellen lassen. Trenchcoats in Gold- und Terrakottatönen, gerippte Strickmützen und Satinbändchentops sind 2006 „les musts“ für Trendkommunarden. Bailey ließ sich für seine Entwürfe von „einer Landpartie von Prinzessin Margaret mit Lord Snowdown in den Sechzigern“ inspirieren.

Celux-Club: Die globalen Konsumstrategen haben den Club-Gedanken revitalisiert. Schließlich braucht die Elite immer neue Zeichensysteme, um sich von der Masse abzugrenzen. Mondänstes Beispiel ist der Celux-Club im Louis-Vuitton-Gebäude Omotesando in Tokio. Um Würdenträger in diesem Verein zu werden, bedarf es der dringenden Empfehlung durch ein anderes Mitglied, eines Nachweises der Bankverbindlichkeiten und 2500 Euro Jahresgebühr. Dann darf man sich die VIP-Psyche durch Kinopremieren, exzentrische Dinnerpartys oder die Subskription limitierter Designersonderauflagen streicheln lassen. In Berlin kann sich zurzeit der China Club, der vor allem der abgeschotteten Nahrungsaufnahme dient, kaum der Mitgliedsanträge erwehren. Die modernistische Variante des Fin-de-Siècle-Salons wird international Furore machen. Auch in der Beletage des Wiener Traditionscafés Demel spielt man bereits mit dem Gedanken, das Prinzip wieder aufleben zu lassen.

Digital Video Broadcasting-Terrestrial/Handhelds (DVB-T/H): 2006 startet das digitale terrestrische Fernsehen in Österreich, das bis 2010 das herkömmliche, über Zimmerantenne empfangbare analoge Fernsehen ablösen soll. Für den Empfang des digitalen Programms ist ein DVB-T-Receiver notwendig, der in Zukunft auch in Fernsehgeräten, DVD- und Videorecordern eingebaut sein wird. Ältere Geräte werden mithilfe von Set-Top-Boxen DVB-T-tauglich.

Edwin-Jeans: Der japanische Jeanshersteller nimmt den europäischen Markt in Angriff. Unter der Ägide des Denimologen Mille Forin, der den Levi’s-501-Hype verantwortete, versammeln sich in einer Mühle im schweizerischen Basel 28 Jeansdesigner aus aller Welt, um die Unisex-Kollektion für den Sommer 2006 zu entwerfen.

Embryo-Adoptionen: Bei uns noch illegal, in den USA bald Alltag. Von den 400.000 eingefrorenen Embryos, die bei In-vitro-Befruchtungen von US-Kinderwunschpaaren keine Verwendung gefunden haben, wurden bereits 9000 zur Adoption freigegeben. Ron Stoddart, Direktor einer solchen Adoptionsagentur, erklärte der „Washington Times“ gegenüber: „Wir ziehen den Terminus Embryo-Schenkung vor. Denn jedes dieser Wesen ist einzigartig und hat ein Recht auf Leben.“

Flickr: Seit dem erbitterten Rechtsstreit zwischen der illegalen Filesharing-Plattform Napster und der enragierten Musikindustrie genießen Online-Tauschbörsen gemeinhin einen eher zweifelhaften Ruf. Nicht so der digitale Foto-Basar Flickr, der dank eines einfachen, aber wirksamen Konzepts die am schnellsten wachsenden Internet-Community des Vorjahres war: User stellen Fotos online, versehen sie mit Schlagwörtern, nach denen andere User die gigantische Flickr-Datenbank durchforsten können.

Flying Winemaker: Um jenen Beruf zu ergreifen, sollte man neben besten Beziehungen zu internationalen Weinjournalisten auch ein Diplom der Universität Bordeaux für Önologie und Weinbau in der Tasche haben. Der Begriff „Flying Winemaker“ stammt aus Australien, wo man Ende der achtziger Jahre die Tatsache nutzte, dass europäische Önologen gerade dann am wenigsten beschäftigt waren, wenn auf der Südhalbkugel gelesen wurde. Mittlerweile jetten jede Menge Starönologen durch die globalisierte Weinwelt und müssen sich mitunter den Vorwurf gefallen lassen, für „gleichgeschaltete High-Tech-Weine“ verantwortlich zu sein.

Frankenstein-Weine: So werden all jene edlen Tropfen bezeichnet, die ihren Wohlgeschmack nicht nur der Natur und dem Geschick des Winzers, sondern auch der Verwendung von künstlichen Aromastoffen, Reinzuchthefen, Eichenchips etc. sowie hochtechnologischen Verfahren verdanken, die den Geschmack des Weines zum Ausdruck bringen, indem sie seine Natur verändern oder gar verfälschen. Experimentiert wird auch mit „Gen-Weinen“, da bestimmten Chromosomen bestimmte Aromen zugeordnet werden können.

Foodwatch: Als eine Art Greenpeace für Nahrung kann man den deutschen Verein Foodwatch betrachten. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Skandalunternehmen anzuprangern, Razzien in Supermärkten durchzuführen, Protestaktionen zu organisieren und die Politiker wachzurütteln. „Wir werden legal vergiftet“, so ein Foodwatch-Aktivist im Internet.

Freud, Sigmund: „Was für ein narzisstischer Unfug, im Liegen über sich selbst zu reden“, kratzt die Soziologin Sophie Freud am Denkmal ihres Großvaters. „Ohne die Psychoanalyse hätte ich mich schon längst umgebracht“, erklärt der weltberühmte Neurologe Oliver Sacks. Hochsaison für Bashing und Würdigungen: Am 6. Mai wird der 150. Geburtstag jenes Mannes gefeiert, der nach Kopernikus und Charles Darwin für die dritte große narzisstische Kränkung des Menschen verantwortlich gemacht wird: „Dem Ich nachzuweisen, dass es nicht einmal Herr im eigenen Haus, sondern auf kärgliche Nachrichten angewiesen bleibt von dem, was unbewusst in seinem Seelenleben vorgeht.“ Als Einstiegsticket für die Reise ins weite Land der Seele empfiehlt sich Peter Gays Freud-Biografie.

Heine, Heinrich: Für Heinrich Mann war er das „vorweggenommene Beispiel des modernen Menschen“. Der Kritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete ihn als „geborenen Provokateur“ und „ewigen Ruhestörer“. Bereits zu Lebzeiten war er für seine „Tigerkralle“ berühmt: Heinrich Heine (1797– 1856) definierte das Verhältnis von Journalismus und Literatur neu, sein Witz war seine Waffe, seine Angriffslust und sein Scharfsinn waren gefürchtet. 1998 wurde Heines 200. Geburtstag gefeiert, am 17. Februar jährt sich nun sein 150. Todestag – zahlreiche Neuerscheinungen (wie etwa die dtv-Werkausgabe) laden ein, sich mit dem Werk des Dichters und Poeten wieder auseinander zu setzen: „Schlage die Trommel und fürchte dich nicht!“

High Definition Television (HDTV): Fernsehbilder in einer Qualität, wie man sie bisher nicht kannte, werden mit dem neuen TV-Format HDTV in Aussicht gestellt. Vorreiter dabei ist der Pay-TV-Sender Premiere, der mit seinen HTDV-Übertragungen von der Fußball-WM in Deutschland neue Maßstäbe setzen will. In den Genuss der scharfen Bilder wird man jedoch nur dann kommen, wenn man einen HD-fähigen Fernseher und einen entsprechenden Decoder besitzt, und Letzterer ist zumindest derzeit noch Mangelware.

High Speed Downlink Packet Access (HSDPA): Das mobile Internet wird wieder einmal schneller, und auch diesmal bringt der technologische Fortschritt eine neue, kryptische Abkürzung: HSDPA ist eine Weiterentwicklung des derzeit verwendeten UMTS-Standards, die im mobilen Internet Übertragungsraten bis zu 14,4 Mbit/s ermöglicht. Ab März soll das raketenschnelle Angebot in Österreich zur Verfügung stehen; Handys, die darauf ausgerichtet sind, gibt es jedoch noch nicht.

Internet Protocol Television (IPTV): Mithilfe des Internet Protocol (IP) können Fernsehprogramme auch über digitale Datennetze verbreitet werden. Neue Komprimierungsmethoden ermöglichen dabei den Empfang über herkömmliche Breitband-Internetanschlüsse (ADSL).

Kaufsucht: Nach einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer sind 7,7 Prozent der Österreicher stark, 24,8 Prozent deutlich kaufsuchtgefährdet. Unter jungen Frauen (zwischen 14 und 24 Jahren) beträgt der Anteil sogar alarmierende 60 Prozent. Ganz allgemein nehmen im Bereich der Suchterkrankungen die substanzunabhängigen Aspekte wie Spiel-, Ess- und Kaufsucht erheblich zu.

Kieselstein-Walking: In den chinesischen Parks gehören Kieselsteinpfade, auf denen die Besucher enthusiastisch barfuß auf und ab gehen, inzwischen längst zum Inventar. Nun beginnt das Prinzip auch in den USA Fuß zu fassen. Laut „New York Times“ senkt regelmäßiges Wandern auf Steinen den Blutdruck, erhöht das Balancegefühl sowie die Flexibilität und ersetzt auch die Fussreflexzonen-Massage. Außerdem gilt für den Fitness-Spleen das, was Hermann Leopoldi schon dem Ringelspiel attestierte: „Es ist a Hetz und kost’ net viel.“

Molekulargastronomie: „Es ist eine traurige Erkenntnis, dass wir die Temperatur im Innern der Sterne besser kennen als jene im Innern eines Soufflés“, sagte Nicholas Kurti, der mittlerweile verstorbene Mitinitiator der 1992 in der sizilianischen Ortschaft Erice von Chemikern und Köchen begründeten „molekularen Gastronomie“. Sie versucht, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse über Diffusion, Konvektion und Polymerisation in den Dienst des Genusses zu stellen. Mittlerweile wurde in Kopenhagen die erste Professur für molekulare Gastronomie eingerichtet, die Universität von Athen wird bald folgen. Die prominentesten Vertreter dieser Schule sind Ferran Adrià, Erfinder der Espumas und des Rindermark-Carpaccio, sowie Heston Blumenthal, der Schöpfer von Nitro Green Tea aus der Spraydose und des Sardinen-auf-Toast-Sorbet.

Mozart, Wolfgang Amadé: Jahrtausendgenie, dessen 250. Geburtstag heuer flächendeckend begangen wird. In einem Brief von 1777 schreibt Mozart an seinen Vater Leopold: „Ich bin kein Dichter. (...) ich bin kein mahler. ich kann sogar durchs deuten und durch Pantomime meine gesinnungen und gedancken nicht ausdrücken; ich bin kein tanzer. ich kan es aber durch töne; ich bin ein Musikus.“ 2006 wird Mozart en masse geboten, die Welt, insbesondere die österreichische, liegt im Mozart-Fieber: Der Kultursender Ö1 spielt das komplette Köchelverzeichnis, ein Jahr lang finden praktisch täglich Andachtsveranstaltungen statt. Wer „Mozartjahr 2006“ schon jetzt nicht mehr hören kann, flüchte in die Mozart-Lektüre: „dreck! dreck! O dreck! O süßes wort! dreck! schmeck! auch schön! Dreck, schmeck! dreck! leck! o charmante! dreck, leck!“, schreibt der Komponist etwa 1778 in einem Brief an seine Cousine Maria Anna Thekla, genannt „Bäsle“.

MTV Urge: Was passiert, wenn zwei De-facto-Monopolisten gemeinsame Sache machen, wird MTV Urge heuer in aller gebotenen Deutlichkeit vorführen. In einer konzertierten Aktion wollen Microsoft und MTV mit dem gleichnamigen Download-Projekt den digitalen Musikmarkt weiträumig übernehmen – und damit den bisherigen Branchenprimus, iTunes von Apple, möglichst nachhaltig aus dem Bewerb drängen. Über zwei Millionen Songs wird MTV Urge, das schon demnächst serienmäßig in den Microsoft Windows Media Player integriert sein soll, anfangs bereitstellen.

Nintendo Revolution: Nachdem Microsofts Xbox 360 vor Weihnachten als erste Konsole die „nächste Generation“ am Videospielmarkt eingeläutet hat, werden 2006 auch die beiden schärfsten Konkurrenten des Softwarekonzerns, Sony und Nintendo, ihre neuen Topmodelle vorstellen. Während sich Sonys Playstation – ähnlich der Xbox 360 – vor allem auf schnellere Technik und bessere Grafik konzentrieren soll, verspricht Nintendo mit seinem Gerät, das nicht umsonst den Arbeitstitel „Revolution“ trägt, ein völlig neues Videospielgefühl. Mit einem neuartigen Controller, der die Handbewegungen der Spieler räumlich erfassen kann, sollen innovative Spielkonzepte möglich werden.

Nouveau Niche: Geht es nach dem gegenwärtigen Marketing-Zeitgeist, könnten das gemeine Chinarestaurant und der gewöhnliche Möbelhändler schon bald der Vergangenheit angehören. Besagter Zeitgeist nämlich, vom Marketing-Think-Tank „Trendwatch“ als „Nouveau Niche“ tituliert, geht zusehends in Richtung einer extremen Spezialisierung. Aus dem panasiatisch orientierten Chinarestaurant wird eine Weihestätte der südkantonesischen Nudelsuppenküche, aus dem Supermarkt ein Fachgeschäft für mittelumbrische Olivenölvarietäten, aus dem umfassend bestückten Möbelhaus ein Laden für ausschließlich weiße Einrichtungsgegenstände (letztere Idee wurde von der britischen White Company bereits verwirklicht).

Orthorexie: Der jüngste Trend im Bereich zwanghaften Essverhaltens. Der Begriff definiert eine krankhafte Beschäftigung mit gesunder Ernährung. In Österreich existiert noch keine statistische Erhebung zum Phänomen Orthorexie, doch die wissenschaftliche Forschung hat bereits eingesetzt. „Charakteristisch ist, dass der gesundheitliche Wert der Speisen das Essvergnügen dominiert“, sagt Ingrid Kiefer vom Wiener Institut für Sozialmedizin. „Dieser ‚Foodamentalismus‘ verbietet seinen Anhängern jede Form von Genuss.“

Rapex: Inspiriert wurde die pensionierte Technikerin Sonette Ehlers für ihre Erfindung von der exorbitanten Vergewaltigungsrate in ihrer Heimat Südafrika, die als höchste der Welt gilt. Rapex ist ein vaginaler Einsatz, in der Anwendung vergleichbar mit dem Diaphragma – allerdings mit dem radikalen Unterschied, dass an Rapex Eisen-Spikes angebracht sind, die den Penis des Aggressors umschließen und ihn „oberflächlich“ verletzen. Mit den Kratzspuren soll auch gleich der Beweis für das Verbrechen mitgeliefert werden.

Reggaeton: Der puerto-ricanische Stiefbruder des Reggae schickt sich an, seine angestammten Reservate in den hispanischen Communities der Vereinigten Staaten endgültig zu verlassen. In seiner heutigen Form entstand Reggaeton, der zunächst wie eine krude Mischform aus beschleunigtem Reggae und HipHop wirkt, Ende der neunziger Jahre. Inzwischen hat sich das Genre längst zu einer eigenständigen, florierenden Kunstform ausgewachsen, die in Nord- und Mittelamerika auch kommerziell eine breite Masse erreicht. Auch in Österreich widmet sich die Musikindustrie dem Thema mit wachsendem Engagement: Universal vertreibt mittlerweile die Alben der bekanntesten Reggaeton-Künstler wie Don Omar, Daddy Yankee oder Luny Tunes.

Retro-Logos: Nostalgie spielt seit jeher eine nicht zu unterschätzende Rolle im Werbegeschäft – die guten alten Zeiten sind eben nach wie vor ein starkes Verkaufsargument. Ganz in diesem Sinne besinnen sich große US-Konzerne mehr und mehr auf ihre abgelegten Logos, Maskottchen und Werbeslogans. Budweiser-Bier wird in klassische Retro-Dosen abgefüllt, Kellog trimmt seine Cornflakes-Schachteln auf fünfziger Jahre, „Playboy“ und McDonald’s beleben ihre alten Logos wieder, und klassische Mickey-Mouse-Designs erleben auf Leibchen und anderen Merchandising-Produkten eine heftige Renaissance.

Sprengmechanismus: Um die neuen Anforderungen für gehobenen Fußgängerschutz zu erfüllen, müssen sich Autohersteller von Modellen mit flacher Motorhaube Spezialkonstruktionen einfallen lassen. So präsentiert Jaguar beim Sportcoupé XK den nach außen gerichteten Airbag: Im Falle eines Aufpralls wird die Motorhaube in Millisekunden per Sprengladung um einige Zentimeter angehoben, um den Fußgänger weich aufzufangen.

Succowell-Methode: Während die Molekulargastronomie der Gaumenlust alle denkbaren Technologien moderner Physik und Chemie nutzbar macht, setzt Rainer Melichar aus Traismauer mit der in seinem Nibelungenhof entwickelten Succowell-Methode nur auf einen guten Entsafter: Anstelle von Fleisch- oder Gemüsefonds verwendet Melichar ausgepresste Natursäfte von Gemüse und Obst. Melichar unterscheidet zwischen Natursucco (ungefiltert), Feinsucco (gefilterter Natursucco) und Kraftsucco (reduzierter Natur- oder Feinsucco) und eröffnet damit ein (auch HobbyköchInnen offen stehendes) weites Experimentierfeld für Suppen, Marinaden, Marmeladen, Sorbets, Saucen, Gelees oder Aufstriche, bei denen auf Salz und Würzmittel fast verzichtet werden kann.

Schwab, Marios: Die vergangene Londoner Fashion Week markierte seinen endgültigen Aufstieg zum „next big thing“ der britischen Fashion-Szene: Vor zwei Jahren schloss der 27-jährige Gräko-Österreicher, der zunächst an der Salzburger Modeschule Annahof gelernt hatte, sein Studium am Central Saint Martins College in London ab; inzwischen wird er im Modenetzwerk Londons als ausgesprochen heißes Eisen gehandelt. Seine aktuelle Kollektion wurde von der britischen „Vogue“ wohlwollend als „Fünfziger-Jahre-Lolita-trifft-Sophia-Loren-Stil“ beschrieben.

Tao Yoga: Begründet von dem chinesischen Tao-Meister Mantak Chia, verbindet Tao Yoga Elemente von traditionellem Yoga und Qigong und soll, insbesondere durch forcierte meditative Elemente und eine aktive Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur, zugleich energetisierend und stressabbauend wirken.

Top Level Architecture: Elektronische Informationen aus drei Landkarten werden übereinander gelegt, um in künftigen Autonavigationssystemen eine dreidimensionale Kartendarstellung in Fotoqualität zu liefern. Praktisch bei Autobahnkreuzen, wenn sich die übereinander liegenden Ebenen erfassen lassen.

Visual Kei: Ihrem Namen entsprechend – der aus dem Japanischen stammt und so viel wie „visueller Stil“ bedeutet – ist diese jugendliche Subkultur vor allem über ihr äußeres Erscheinungsbild definiert: Wer „Visu“ ist, trägt exzentrische Gothic-Frisuren und Kostüme, die wahlweise an die Bildsprache von Mangas oder die landläufige Vorstellung von Lolitas erinnern; Letzteres gilt im Übrigen vorrangig für männliche Visus. Die erstaunlich erfolgreiche deutsche Kinderband Tokio Hotel hat den Stil zuletzt einem breiteren Publikum vor Augen geführt, die standesgemäße Visual-Kei-Beschallung besteht freilich in ungleich härterem, mit melodiösen Einsprengseln versehenem Gothic-Rock.

Yves Saint Laurent: Nach Tom Fords erfolglosem Reanimierungsprogramm trauen Modeinsider dem – aus dem Gucci-Team stammenden – Stefan Pilati durchaus zu, das Erbe des großen Yves zu neuen Höhen zu führen und das Traditionslabel damit vor dem Niedergang zu bewahren.

Redaktion: Angelika Hager und Sebastian Hofer