Gottes Emanze

Maria Magdalena: Gottes Emanze

Religion. Maria Magdalena, viel geschmähte erste Apostelin

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Von Doris Simhofer

Maria lebt in einer großen Stadt. Sie ist gebildet, zeigt sich interessiert an Neuem, liebt intellektuelle Gespräche und versteht es, ihre Umwelt mit originellen Ideen zu überraschen. Das spießige Leben reicht ihr schon lange. Sie verlässt ihre Stadt, ihr bürgerliches Leben und schließt sich als vorerst einzige Frau einer Männersekte an. Sie führt kluge Gespräche mit dem Guru, schätzt seine Lebensphilosophie. Nach seinem Tod erzählt sie, er sei von den Toten auferstanden, sie habe ihn lebendig gesehen. Die Menschen halten sie für übergeschnappt.

Einer der Männer aus der Sekte erzählt beim Zechgelage einem Freund von der ungewöhnlichen Frau. Der Freund erzählt es einem anderen Freund und so fort. Mal steht sie als „hysterisch“, mal als „vom Teufel besessen“ und als Sünderin da. Die Menschen beginnen, hinter ihrem Rücken zu tuscheln: Sie sei eine ehemalige Prostituierte, heißt es noch lange nach ihrem Tod.

Was genau hinter dieser Schmutzkampagne steckt, können wir nur vermuten: etwa die Ablehnung einer Frau, die in ihrer patriarchalischen Gruppe eine dominierende Rolle als Opinion-Leaderin innehat? Was auch immer der Grund dafür sein mag: Maria wird diesen Ruf nicht mehr los. Für viele Jahrhunderte.

Wir schreiben etwa das Jahr 30 n. Chr. Der Guru Jesus und seine Freunde Petrus, Andreas, Johannes, Matthäus und noch einige andere, die später „Apostel“ heißen, bilden eine verschworene Gemeinschaft. Da durchbricht ein weibliches Groupie die männliche Geschlossenheit, ein Sakrileg in einer männerdominierten Gesellschaft. Die Frau heißt mit bürgerlichem Namen Maria von Magdala, besser bekannt als Maria Magdalena. Bis heute ruft dieser Name bei vielen Christen, aber auch bei Glaubensfernen einschlägige Assoziationen wach: die gefallene Sünderin, die Hure und Verführerin – es gibt kaum demütigendere Attribute, die man einer Frau zuschreiben kann.

Die historische Spurensuche nach den tatsächlichen Verfehlungen dieser Frau führt nicht allzu weit: Es existieren nur spärliche Hinweise auf die wirkliche Maria von Magdala. Aus theologischer Sicht hingegen sind die Anhaltspunkte dicht gesät: Der Name Maria Magdalena wird in allen kanonischen Evangelien genannt. Das heißt, die Männer um Jesus haben demnach eine Frau gekannt, deren Beschreibung gut auf Maria Magdalena passt.

„Doch Evangelien sind nicht als Geschichtsschreibung im modernen Sinn konzipiert“, sagt Andrea Taschl-Erber, Lektorin am Institut für Bibelwissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien sowie Autorin einer Monografie über Maria Magdalena. Die Evangelien sind auch keine Augenzeugenberichte, sondern basieren auf mündlichen Überlieferungen, die im Zeitraum zwischen 70 und etwa 100 nach Christus verfasst wurden und für die es vermutlich schon früher schriftliche Vorläufer gab. Sie sind in historischer Hinsicht bedingt aussagekräftig, weil sie nur ein fragmentarisches Bild der Maria Magdalena zeichnen.

Ergänzende Hinweise liefern so genannte „Apokryphen“, das sind Schriftdokumente, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden. Wichtige Texte mit großer Aussagekraft sind unter anderem gnostische Schriften wie das Evangelium des Philippus, die so genannte „Pistis Sophia“ sowie das Maria-Evangelium. Viele Schriften wurden erst im Jahr 1945 bei der ägyptischen Stadt Nag Hammadi entdeckt, in der Folge beforscht und ab den 1970er-Jahren in verschiedene Sprachen übersetzt.

In etlichen der darin enthaltenen Dialogen zwischen Maria Magdalena, Jesus und den Aposteln zeigt sich ihre Bedeutung als Gesprächspartnerin Jesu. Laut diesen Texten hat Maria von Magdala eine völlig andere Rolle inne, als das kirchlich tradierte Bild ihr zuschreibt. Mit den in Ägypten entdeckten Schriften und ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung eröffneten sich auch neue Möglichkeiten, um sich mit der Figur Maria Magdalena eingehender zu befassen – und sie eventuell in einem anderen Licht zu sehen, als es kirchliche Mythen bisher vermittelten.

So spielt Maria Magdalena in apokryphen Schriften eine zentrale Rolle innerhalb des Männerbunds. Sie wird als interessierte Zu­hörerin und Gesprächspartnerin beschrieben, die sich auch provokante Fragen zu stellen traut. Im Evangelium nach Maria ist sie die Anstoßgeberin, die beispielsweise die anderen Jünger dazu ermuntert, die Lehre Jesu hinauszutragen. Wiederholt führt sie diesbezüglich ­Gespräche und Diskussionen mit Petrus.

Möglicherweise war es die Eifersucht eines Mannes aus einem extrem patriarchalisch geprägten Umfeld, welche die späteren Schmutzlegenden ins Rollen brachte. In so einem gesellschaftlichen und kulturellen Klima konnte es ein Mann nicht zulassen, dass eine Frau die streng definierten Rollenbilder durchbrach. Frauen war keine andere Rolle zugedacht, als sich unterzuordnen und zu schweigen. Im Thomas-Evangelium, Vers 114, ist zu lesen, dass Simon Petrus „Mariham“ (steht für Maria Magdalena) sogar von den Jüngern wegschicken wollte. Seine Begründung: „Frauen sind des Lebens nicht würdig.“ Jesus aber antwortete laut Thomas-Evangelium: „Seht, ich werde sie ziehen, um sie männlich zu machen, denn jede Frau, die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.“

Maria Magdalena genoss also den persönlichen Schutz ihres Herrn und Meisters. Dadurch war sie unangreifbar und sakrosankt. Sie dachte folglich nicht daran zu schweigen, sondern verfolgte unbeirrt ihr Ziel, ein charismatisches, visionäres Christentum zu verbreiten.

Dass die Bibel frauenfeindlich sei und eine frauenfeindliche Kirche Maria Magdalena aus ihrer Geschichte eliminiert habe, relativiert die deutsche Theologin Judith Hartenstein vom Institut für Evangelische Theologie an der Universität ­Koblenz-Landau: „In der feministischen Theologie ist Maria Magdalena neben Eva eine der Heldinnen des Ersten (Alten, Anm.) und des Neuen Testaments. Sie ­hatte eine wichtige Rolle in der Zeugenschaft, und sie ist angesichts ihrer Entdeckung des leeren Grabs am Ostermorgen die grundlegend Verantwortliche dafür, dass die Geschichte Jesu weitergetragen­ ­wurde.“

Im Osterevangelium (Johannes 20, 16–18 und Markus 16, 9) ist Maria Magdalena also eine Frau, die reden soll. Seit in den Kirchen Ämter mit konkreten Kompetenzen etabliert wurden, hatten deren Inhaber das Sagen. „Wie weit die Zurückdrängung von Frauen geht, ist fraglich“, sagt Judith Hartenstein. „Vielleicht wurde das Weibliche nicht absichtlich zurückgedrängt, das Neue Testament ist daher nicht bewusst frauenfeindlich und ist auch nicht so auszulegen, sondern stellt, ganz nüchtern betrachtet, einen Spiegel der damaligen Gesellschaft um Jesus dar.“

Aber wer war Maria Magdalena?
Man könnte ihr eine Reihe von Attributen verleihen: subversives Element, innovative Vordenkerin, Frau in ­einer Führungsposition – vielleicht aber auch das Attribut einer „ganz normalen, etwas schrägen Frau“. Historisch betrachtet, lässt der Name Maria von Magdala den Schluss zu, dass sie offenbar ohne Partner gelebt hat. Möglicherweise war sie single, geschieden oder verwitwet. Tatsache ist, dass sie nach ihrer Herkunftsstadt Mag­dala am Westufer des Sees Genezareth ­benannt wurde.

Expertin Taschl-Erber: „Das ist untypisch, denn Frauen wurden damals üblicherweise über den Namen des Ehemanns oder eines männlichen Verwandten wie des Vaters oder Bruders definiert.“ Man muss dieser Maria also eine ungewöhnliche Eigenständigkeit zusprechen; möglicherweise hat sie die Stadt und ihre Familie verlassen, um Jesus nachzufolgen. All das bleibt vorerst eine unsichere Interpretation.

Ein Lieblingsattribut, das man ihr zuschreibt – und damit eine weitere Spekulation –, ist das der Sünderin. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit wurde sie dazu stilisiert. Diese Sicht wurzelt in bestimmten Bibelstellen: Im Evangelium des Lukas 7 begegnet Jesus im Haus eines Pharisäers einer Sünderin, ohne dass ein Name genannt wird. Erst im Evangelium des Lukas 8, 2 wird von Maria Magdalenas Heilung berichtet, Jesus habe sie von sieben Dämonen befreit. In dieser Bibelstelle wird sie erstmals genannt: „Und es begab sich danach, dass er durch Städte und Dörfer zog und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm, dazu einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, ­genannt Magdalena, von der sieben böse Geister ausgefahren waren … und viele andere, die ihm dienten mit ihrer Habe“ (Lukas 8, 1–3).

„Was der Sprachcode der Bibel damit definiert, ist aus zeitgenössischer Perspektive breit interpretierbar. So könnte hier durchaus eine vom Leben gezeichnete Frau gemeint sein“, sagt Bibelkundlerin Taschl-­Erber; oder es handelt sich eben um eine durchgeknallte Sektenanhängerin, um eine Burn-out-geplagte Frau, die ein ­wenig überreagiert hat. Vielleicht auch um eine an Hysterie leidende Kranke, wie der deutsche Kirchenkritiker Karlheinz Deschner meint. Es ist wie ein historisches Lotto: ­Alles ist möglich.

Die Kirche hatte ihre eigenen Antworten und Sanktionen. So sprach Papst Gregor I. im Jahr 591, also gut ein halbes Jahrtausend nach Maria Magdalenas Lebenszeit, von einer „Sünderin“, die Jesus in Gegenwart eines Pharisäers die Füße gesalbt habe. Im Neuen Testament hingegen ist von einer Sünderin in Zusammenhang mit Maria Magdalena nie die Rede. Sie sei von sieben Dämonen besessen gewesen, heißt es dort. Demnach wurde sie erst durch Papst Gregor I. zur Sünderin, der sie kurzerhand zu einer Frau erklärte, die sich der sieben Sünden schuldig gemacht hätte. Vom Attribut der „Verrückten“ bis zur „Sünderin“ vergingen also Jahrhunderte.
Viele fantastische Spielarten bieten die Geschichten, in denen Maria von Mag­dala als Geliebte, Ehefrau Jesu und Mutter seiner Nachkommen dargestellt wird. Nichts davon hält historischen Überprüfungen stand.

Vielmehr ist den Apokryphen zu entnehmen, dass sie im Sinne einer Gleichgesinnten Partnerin Jesu war. Selbst wenn davon die Rede ist, dass sie ihn und er sie geküsst hätte, steht weder in der ­Bibel noch in den Apokryphen etwas von einem leidenschaftlichen Kuss geschrieben. Vielmehr ist dieses Küssen eher ­metaphorisch zu verstehen. Der Kuss wird zum Inbegriff von Vertrautheit, von Freundschaft, von geistiger Nähe, wie die gnostischen Schriften zeigen.

Wäre es anders gemeint, stellte sich die Frage: Könnte man aus einem Kuss, mit dem Jesus die Jünger begrüßt, schließen, der Gesalbte sei homosexuell? Niemand käme auf eine solche Idee. Andrea Taschl-Erber: „Spricht man überdies auch noch von Maria Magdalena als der Braut Jesu, dann ist das allegorisch oder mystisch zu verstehen, nicht im Sinne einer herkömmlichen Liebesbeziehung.“ Im Kriminalfall Maria Magdalena wird dies jedoch zur Liebesromanze verklärt.

Vor allem im Mittelalter entstehen fantasievolle Legenden um die Apostelin. So wird etwa die im Johannes-Evangelium geschilderte Hochzeit zu Kana zur Vermählung von Maria Magdalena mit ­Johannes. Aus Kränkung und Trotz wäre sie zur Sünderin geworden, weil Johannes sie verlassen hätte, um Jesus zu folgen. All diese Spekulationen sind aber durch das Neue Testament nicht gedeckt, sondern eher als „Unterhaltungslektüre“ des ­Mittelalters zu werten. Und aus der „Sünderin“, zu der Papst Gregor I. Maria Magdalena ernannt hatte, wird in mittelalterlichen Legenden kurzerhand eine Prostituierte.

Kein Wunder, dass sie in der mittelalterlichen Kunst daher oft in scharlachroten Gewändern und mit einem Alabaster-Salbgefäß dargestellt wurde. Diese Rolle schrieb ihr auch die mittelalterliche katholische Kirche zu, indem sie den Begriff „Sünderin“ zur „Prostituierten“ verfälschte. Einer der Belege für diese Schuldzu­weisung sind die im Mittelalter gegründeten Magdalenenorden, welche die Aufgabe hatten, gefallene Mädchen zu bekehren. Noch im Jahr 1996 gab es in Irland Magdalenenheime, die von katholischen Ordensschwestern geleitet wurden, um Mädchen und Frauen aufzunehmen.

Und bis in die heutige Zeit wird an der Legendenbildung weitergestrickt, egal, ob in Andrew Lloyd Webbers Musical „Jesus Christ Superstar“ (wo Maria Magdalena den berühmten Hit singt: „I don’t know how to love him …“) oder in Dan Browns Millionenbestseller „Sakrileg“, wo da Vincis Gemälde „Das letzte Abendmahl“ an Jesu Seite angeblich den Lieblingsjünger, in Wahrheit aber Maria Magdalena zeige. Und zuletzt: die fragwürdige Lady-Gaga-Performance als Maria Magdalena, in der sie „Judas“ verführt. „Sex sells“ heißt wohl seit jeher das Motto, das abenteuerliche Spekulationen, Fantasien und ertragreiche Filmplots hervorzaubert (siehe auch Kasten unten).

Das anrüchige Image Maria Magda­lenas hat bewegte, „moderne“ Zeiten und auch alle Kirchenkrisen überlebt. Die Geschichte der Prostituierten ist noch in vielen Köpfen manifest. So bietet beispielsweise der Sankt Gallener Verein „Maria Magdalena“ Beratungen für Frauen im Sexgewerbe. Seit Oktober 2000 wird die Schweizer Beratungsstelle vom Gesundheitsdepartement des Kantons Sankt Gallen getragen, wo es heißt: „Maria Magdalena arbeitet im ganzen Kanton und steht den Frauen beratend zur Seite, die in ­Saunas, Nachtclubs, Bars, Salons oder ­Begleitagenturen arbeiten.“

Um Rehabilitation hingegen bemühen sich Kirchenväter, die Maria Magdalena in der Rolle der Wiedergutmacherin sehen: Was Eva als Sünderin kaputt gemacht hat – sie hat aufgrund ihrer Verfehlungen das Böse „an den Mann gebracht“ –, repariert die Frau von Magdala nun wieder, indem sie durch die von ihr verkündete Auferstehung mit anderen Frauen den männlichen Jüngern im Guten vorangeht, sich nicht fürchtet und die Botschaft des Auferstandenen weiterträgt.

Ein historisch fundierter Rehabilitationsversuch hingegen geht von der feministischen Theologie aus. „Maria Magdalena ist dem Auferstandenen als Erste begegnet, Jesus schickte sie als Erste zu den anderen, um ihnen die Botschaft seiner Auferweckung zu verkünden, man kann sie daher als erste Apostelin sehen“, meint Taschl-Erber.

Mit dem Attribut der Apostelin wurde Maria bereits im 3. und 4. Jahrhundert von Kirchenvätern wie Hippolyt und Hieronymus bedacht, ehe die Nachwelt ihren Ruf erheblich schmälerte.

Erst als Papst Johannes Paul II. in einem im Jahr 1988 verfassten Apostolischen Schreiben ihre Rehabilitation versucht, indem er sie wieder als „Apostelin der Apostel“ (apostola apostolorum) bezeichnet, ist ein Schritt in Richtung Imagekorrektur getan. Freilich ist diese Reha nicht völlig kongruent mit dem Ansinnen der feministischen Theologie, denn immerhin erließ Papst Johannes Paul II. 1994 das Apostolische Schreiben „Ordinatio sacerdotalis“, in dem er festhielt, dass das Priesteramt für Frauen verboten bleibe. Doch das ist eine andere Geschichte.

Wer war also diese Maria Magdalena aus heutiger Sicht? Faktum ist: Da hat es wohl eine Frau neben Jesus gegeben, die als eine Art Jüngerin mit ihm gezogen ist, ihm die Treue gehalten hat. „Sie war aber definitiv keine Prostituierte“, erklärt die evangelische Theologin Judith Hartenstein. „Ich nehme an, dass sie eine ältere Frau war, weil sie in den Evangelien an erster Stelle genannt wurde. Aus der Historie erfährt man aber nichts über ihre Familie oder ihre Nachfahren.“

In den Evangelien, in mittelalterlichen Schriften bis hin zur Gegenwart ist Maria von Magdala zur Kunstfigur erhoben worden. Außer Acht gelassen wurde dabei die reale historische Person. Expertin Taschl-Erber: „Sie war wohl eine starke Frau. Von ihrer Herkunft aus Magdala auf ihre Vermögensverhältnisse zu schließen, lassen die Texte nicht zu. Man könnte spekulieren, ob sie als Frau aus urbanem Milieu sich von den Jüngern abgehoben hat, die in ländlichem Umfeld gelebt haben und Fischer waren.“

Sie hatte die Möglichkeit, sich einer von Männern dominierten Gruppe anzuschließen, ein Schritt, der Frauen zur Zeit Jesu nicht ohne Weiteres möglich war. Aus heutiger Sicht würde man sie wohl als „emanzipierte“ Gesprächspartnerin bezeichnen, die offenbar mit der Rolle der Männer gerungen hat. Eine Frau, die sich von der Jesus-Bewegung etwas erhofft hat, Jesu Botschaft der Auferstehung mit anderen Frauen mutig weitergetragen hat, während die Männer aus Angst vor der Kreuzigung geflohen sind.

„Es ist unbedingt erforderlich, dass Maria Magdalena als Apostelin der Apostel anerkannt wird“, meint Walter-Jörg Langbein, evangelischer Theologe und Sachbuchautor. „Mit ihr könnte die über fast zwei Jahrtausende verdrängte weibliche Seite des Christentums den christlichen Glauben endlich wieder vollständig werden lassen.“ In diesem Sinne war sie wohl eine besondere Frau. Im heutigen Sprachcode ungewöhnlich, ein bisschen schräg vielleicht, aber klug und lebenserfahren. Eigenschaften, die Maria Magdalena mit vielen heutigen Frauen gemeinsam hat.

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