MGMT, Kings of Leon

Neue Alben: MGMT, Kings Of Leon

profil unerhört. Die wichtigsten CDs der Woche

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Von Philip Dulle und Christoph Hüttner

MGMT: MGMT (Sony Music)

Das Kreativduo der New Yorker Indiepop-Zerstreuer MGMT – Andrew VanWyngarden und Ben Goldwasser – scheint nach dem Erfolg seines ersten Albums „Oracular Spectacular“ (2008) und dem erratischen, aber durchaus experimentierfreudigen zweiten Album „Congratulations“ (2010) neuen Mut gefasst zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass die einstigen Liebkinder der Brooklyner Hipster-Szene, ihr neues, der Einfachheit halber „MGMT“ getauftes Album, mit betont durchgeknallter Soundmalerei weiterführt. VanWyngarden und Goldwasser drehen ihre psychedelischen Versatzstücke von Album Nummer zwei nämlich noch einen Dreh weiter, verzichten auf eine stringente Albumdramaturgie und verlieren sich nur zu gern in einander konterkarierenden Songbausteinen. Das bunte Kunstprodukt „Oracular Spectacular“, das die Stimmung der Nullerjahre mit postmodernistischen Indiepop-Perlen so wunderbar auf den Punkt zu bringen verstand, wird auf dem neuen Album nicht mal mehr im Entferntesten zitiert. „MGMT“ ist eine verwirrende Collage an Ungereimtheiten. Ein grandioses, mutiges Spiel sich nicht zu ernst zu nehmen. (7.7/10) Ph. D.

Kings of Leon: Mechanical Bull (Sony Music)

Da war doch mal was. Lederjacken und dicke Bärte, abgerissene Gitarrensounds und verzogene Schlagzeugbeats, das waren Kings of Leon vor zehn Jahren. Mit „Youth and Young Manhood“ hatten sich die drei Brüder und ihr Cousin zur Blütezeit des Vintagerocks Anfang der Nullerjahre erstmals Gehör verschafft. Zwei beachtliche Nachfolgealben und ewigdauernde Welttourneen später zeigten sich aber erste Auflösungserscheinungen. Bandinterne Streitereien und Anzeichen von Ermüdung zogen die Band immer mehr hinunter, die musikalische Abkehr weg vom Garage-Rock machte nur wenige Fans glücklich. Aber wer die Kings of Leon bereits aufgegeben hatte, sollte wieder zuhören. Auf dem neuen Album „Mechanical Bull“ besinnen sich die Südstaatenrocker ihrer Wurzeln. Mit der ersten Singleauskoppelung „Supersoaker“ geben sie den Takt vor und lassen im Laufe der nächsten 50 Minuten nicht locker. Ausgelassen wie bei „Don’t Matter“ hat man die Musiker aus Nashville schon länger nicht mehr gehört, während Songswie das melancholische „Beautiful War“ die zuckerwattrigen Bombastexplosionen von „Use Somebody“ vermeidet. Die neuen Lieder sind eine Verneigung vor alten Eskapaden, zwar nicht mehr so wild, aber entschlossen wie einst. Mit „Mechanical Bull“ schütteln die Predigerkinder den letzen Rest an Glitzer ab und sind wieder mehr Tennessee denn Stadionrock. Die ganz großen Songs zum unsterblich werden haben Kings of Leon zwar immer noch nicht. Aber wer sich wie die Followill-Bande aus einem Sumpf voll fadem Sexgeheule und Mainstreammanie rausziehen kann, der hat etwas Geduld verdient. (7/10) C. H.

Alle profil-unerhört-Kritiken in der Nachlese

profil-Wertung:
Von "0" (absolute Niederlage) bis "10" (Klassiker)

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.