Pearl Jam, Prefab Sprout

Neue Alben: Pearl Jam, Prefab Sprout

profil unerhört. Die wichtigsten CDs der Woche

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Von Philip Dulle und Sebastian Hofer

Pearl Jam: Lightning Bolt (Monkeywrench/Universal)

Ein musikalischer Blitzschlag? Eher nicht. Ein Tribute auf die gleichnamige Noise-Band aus Rhode Island? Wohl kaum. „Lightning Bolt“, das zehnte Studioalbum der Seattle-Band Pearl Jam, ist genau das, was man 22 Jahre nach dem wegweisenden Debüt „Ten“ erwarten durfte: unaufgeregter Radiorock, ausufernde Balladen, schmachtende Gitarren, kleine Punkrock-Exkurse. Bereits mit dem letzten, 2009 erschiene Album „Backspacer“, hat man den Weg Richtung klassischer Stadionrockband angekündigt. Die wütende, mürrische und durchaus eigenwillige Grunge-Band von damals spielt heute braven, aufgeräumten Hardrock der Marke E-Street-Band. Dass „Lightning Bolt“ ausgerechnet mit drei krachenden Songs beginnt, täuscht nicht darüber hinweg, dass Sänger Eddie Vedder mittlerweile lieber mit seiner Ukulele auf Hawaii sitzt und nur noch selten gegen den Weltschmerz singt. So endet das neue Album, wie es enden muss: mit drei Balladen, die genauso gut von einem Eddie-Vedder-Soloalbum stammen könnten. Im Mittelteil gibt es zauberhafte Melodien, ergreifende Stimmdehnungsübungen und kleine Banalitäten („Let The Records Play“). Dass das große Aufbegehren Geschichte ist, dürfte die immer noch recht erfolgreiche Band wenig stören. Abgesehen davon: Die wahre Intensität eines Pearl-Jam-Songs hat sich immer erst bei den Live-Shows offenbart. Eine Tatsache, die Pearl Jam mit der bereits erwähnten E-Street-Band teilt. Und damit wähnt man sich ohnehin in bester Gesellschaft. (6.8/10) Ph. D.

Prefab Sprout: Crimson/Red (Kitchenware Rec.)

Das letzte Prefab-Sprout-Album hatte zwar den besseren Namen („Let’s Change The World With Music“) das neue dafür den allerbesten Superlativ: „Crimson / Red“, von Paddy McAloon selbstverständlich im Alleingang eingespielt, hebt mit „The Best Jewel Thief In The World“ an. Und erreicht damit auch gleich einen Höhepunkt heuriger Hitkunst, mit Betonung auf Hit und Kunst. Seit dreißig Jahren ringt McAloon ums Unmögliche, nämlich um Formatradiohits für denkende Menschen, und immer wieder ist er zumindest nahe dran, zum Beispiel jetzt gerade, anno 2013, mit seinem besten „Jewel Thief“. Nach dem fantastischen Eröffnungsstück tendiert „Crimson / Red“ allerdings zum Unentschlossenen, was in der Regel weder Hits noch Kunst gut tut. Vorschlag zur Güte: Die Musik vielleicht mit etwas mehr Welt verändern? (6.5/10) S. Ho.

Alle profil-unerhört-Kritiken in der Nachlese

profil-Wertung:
Von "0" (absolute Niederlage) bis "10" (Klassiker)

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.