Speedy Ortiz, Fuck Buttons

Neue Alben: Speedy Ortiz, Fuck Buttons

profil unerhört. Die wichtigsten CDs der Woche

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Von Philip Dulle

Speedy Ortiz: Major Arcana (Carpark/Indigo)

Eine Erkenntnis der letzten Wochen und Monate: Die Achtziger waren gestern – und auch der alte Angeberspruch, dass man die Dekade nur miterlebt hat, wenn man sich nicht mehr daran erinnern kann, hat endlich ausgedient. Nun, im heißesten Sommer seit Menschengedenken, dürfen die Neunziger endlich ihr gebührendes Revival feiern; inklusive Doc Martens (auch bei 40 Grad!), Kurt-Cobain-Shirt und fragwürdigen Haarschnitten. Als Soundtrack empfiehlt sich der bittersüße Indierock von Speedy Ortiz, einer Bostoner Band um die wunderbare Sängerin und Gitarristin Sadie Dupuis. Dass ihr Debüt „Major Arcana“ nicht in unheilvoller Nostalgie versinkt (man hört Pavement, Dinosaur Jr.), dafür sorgen nicht nur die stets zwischen Euphorie und latenter Verzweiflung dahinschrammenden Alltagstragödien, sondern auch eine ganz eigene, berauschende Art, mit Indiegitarren die Welt im Speziellen und Schulhofreibereien im Besonderen zu erklären. Ein Sommer wie damals. (8.6/10) Ph. D.

Fuck Buttons: Slow Focus (ATP)

Gefangen in der Synthie-Zeitschleife: Dass das britische Duo Fuck Buttons mit ihrem big ball of sound die Eröffnungsfeierlichkeiten der Sommerspiele 2012 in London beschallen durfte, gehörte zu den Highlights an Olympia-Wunderlichkeiten. Aber die Briten sind eben anders – und dafür liebt (oder hasst) man sie eben auch. Auf „Slow Focus“ katapultieren Andrew Hung and Benjamin John Power ihren bärbeißigen Elektro-Drone, der sich irgendwo zwischen Aphex Twin und Mogwai verliert, in zermürbende, bis zu zehnminütige Synthie-Orgien. Dafür malträtiert das Duo aus Bristol schon mal ein Fisher-Price-Karaoke-Spielzeug, bastelt sich obskures Elektroequipment und lässt ihre Soundcollagen endlich wieder auf die irdischen Clubs los. Überirdisch. (7.5/10) Ph. D.

Alle profil-unerhört-Kritiken in der Nachlese

profil-Wertung:
Von "0" (absolute Niederlage) bis "10" (Klassiker)

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.