Nie wieder Papst

Titelgeschichte. Wie der Rücktritt von Benedikt XVI. die katholische Kirche modernisiert - und banalisiert

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Wehmut, Resignation, vielleicht auch Erleichterung: All das schwang in den Worten mit, die das Ende ankündigten.
Wenn er die ihm auferlegten Pflichten nicht mehr wahrnehmen könne, werde er dererste sein, der das eingestehen würde – das habe er sich geschworen. „Leider ist dieser Tag nun gekommen“, sagte der Mann, der von seinen Anhängern und Mitstreitern bewundert und verehrt wurde wie ein Messias.

Mit diesen Worten legte Steve Jobs, Chef des Computerherstellers Apple, im August des Jahres 2011 alle seine Funktionen zurück.
Am Montag vergangener Woche erklärte Papst Benedikt XVI., er sei zur Einsichtgelangt, dass seine Kräfte aufgrund des vorgerückten Alters nicht mehr ausreichen, um seine Aufgaben in angemessener Weise auszuüben.
Deshalb wolle er auf das Amt des Oberhaupts der römisch-katholischen Kirche „verzichten“.

So macht man das als verantwortungsbewusster Chef eines Weltkonzerns, von dessen Handlungsfähigkeit zehntausende Mitarbeiter und Millionen Kunden rund um den Globus abhängig sind. Aber macht man es auch als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche so?

Jobs, der bei seinem Rücktritt versicherte, er werde als Apple-Angestellter weiter für das Unternehmen arbeiten, war damals bereits schwer gezeichnet von einer Krebserkrankung, an der er keine zwei Monate danach starb.

Benedikt XVI. kündigte an, er werde in Zukunft der „Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen“ – und zelebrierte keine 48 Stunden danach durchaus guter Dinge seine wöchentliche Generalaudienz und am Abend zum Drüberstreuen gleich noch die Aschermittwochsliturgie.

Kein Wunder, dass schon bald Vergleiche zu seinem charismatischen Vorgänger Johannes Paul II. gezogen wurden.

Lesen Sie die Titelgeschichte von Gernot Bauer, Otmar Lahodnysky, Thomas Migge, Martin Staudinger und Robert Treichler in der aktuellen Printausgabe oder in der profil-iPad-App.