„Olivenöl senkt das Infarktrisiko“

„Olivenöl senkt Infarktrisiko“

Interview mit Gerald Maurer, Chef-Kardiologe

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profil: Ist es wissenschaftlich belegt, dass hohe Cholesterinwerte für den Großteil der Herzinfarkte verantwortlich sind?
Maurer: Rauchen und hohe Cholesterinwerte sind für zwei Drittel aller Herzerkrankungen verantwortlich, das ist heute völlig unbestritten.
profil: Sind hohe Cholesterinwerte ausschließlich auf Ernährung mit tierischen Fetten zurückzuführen?
Maurer: Nein, es gibt Menschen, die sich strikt vegetarisch ernähren und trotzdem hohe Blutfettwerte haben. Teils ist es die Genetik, teils die Ernährung.
profil: Stimmt es, dass mediterrane Kost das Herzinfarktrisiko senkt?
Maurer: Wir wissen, dass in Gegenden, wo sehr viel Olivenöl, frisches Obst, Gemüse und Fisch konsumiert werden, das Herzinfarktrisiko viel niedriger ist.
profil: Warum sind Olivenöl und Fisch so gesund?
Maurer: Es sind die ungesättigten Fettsäuren im Gegensatz zu gesättigten Fettsäuren in tierischer Nahrung.
profil: Würde es gesundheitlich etwas bringen, wenn die Österreicher einen Teil ihrer tierischen Nahrung durch Gemüse, Olivenöl und Fisch ersetzen würden?
Maurer: Auf jeden Fall würde es nach einiger Zeit zu einer deutlichen Senkung der Sterblichkeit und zu weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen.
profil: Ist die Einnahme cholesterinsenkender Medikamente allein sinnvoll?
Maurer: Durch Änderung der Ernährung kann man das schädliche LDL-Cholesterin um etwa zehn Prozent senken. Das genügt aber bei Herz- und Gefäß-Patienten fast nie.
profil: Welche Rolle spielt Bewegung?
Maurer: Dadurch lassen sich das schädliche Cholesterin und die Triglyceride senken und das „gute“ HDL-Cholesterin erhöhen. Es normalisieren sich neben den Blutfett- auch andere erhöhte Blutwerte wie Zucker und Harnsäure, auch der Blutdruck.
profil: Stimmt es, dass das „gute“ HDL-Cholesterin Fett aus den Blutgefäßen abtransportiert?
Maurer: Das stimmt absolut. Wir wissen heute, dass ein niedriger HDL-Cholesterin-Wert einen Risikofaktor dar-
stellt.
profil: Was ist ein niedriger HDL-Wert?
Maurer: Die Empfehlung ist über 50 Milligramm pro Deziliter Blut. Wir sehen manchmal junge Infarktpatienten, die außer einem niedrigen HDL-Wert keine Risikofaktoren haben. Studien zeigen, dass eine Steigerung des HDL-Cholesterins um einige Prozent eine drastische Senkung des Herzinfarktrisikos bewirkt.
profil: Das heißt: nicht rauchen, regelmäßige Bewegung, möglichst wenig tierisches Fett, viel Fisch und Gemüse und pflanzliche Öle wie Oliven- und Rapsöl?
Maurer: Ja, ungesättigte Fettsäuren, pflanzliche Öle mit Ausnahme des Kokosöls und -fetts, das sich wie tierisches Fett verhält.
profil: Wann muss man medikamentös eingreifen?
Maurer: Wenn jemand schon Atherosklerose hat oder einen Herzinfarkt gehabt hat, dann ist der neue LDL-Cholesterin-Zielwert unter 80, der HDL-Zielwert über 50.
profil: Diese Werte lassen sich mit Medikamenten erreichen?
Maurer: Ja, durchaus. Aber zuerst sollte man sein Gewicht reduzieren und seine Ernährung auf vorwiegend ungesättigte Fettsäuren umstellen. Auch kleine Mengen Alkohol können das HDL-Cholesterin erhöhen.
profil: Gibt es noch kein Medikament, das die Vorteile der mediterranen Kost enthält?
Maurer: Man hat das wiederholt versucht, aber das hat bisher nichts gebracht. Was das Positive an mediterraner Ernährung ist, wissen wir letztlich noch nicht genau.

Interview: Robert Buchacher