Priesterausbildung: Krenns Sonderweg

Die Richtlinien hat Kurt Krenn mitbeschlossen

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Im Jahr 1997 besuchte Kardinal Christoph Schönborn alle Priesterseminare in Österreich. Zwei Jahre später einigte sich die österreichische Bischofskonferenz auf gemeinsame Richtlinien für die Ausbildung der Priesteramtsanwärter. Einstimmig. Im Beisein von Bischof Kurt Krenn. Herzstück der Reform war das so genannte Propädeutikum, ein gesamtösterreichisches Vorbereitungsjahr, in dem „eine Klärung der persönlichen und spirituellen Situation der künftigen Seminaristen“ erfolgen soll.

Die Bischöfe hielten das für notwendig, weil sich herausgstellt hatte, dass immer weniger junge Männer aus den traditionellen Pfarrjugendgruppen oder den katholischen Verbänden kamen. Es gab viele Bewerbungen aus den früheren Ostblockstaaten. „Oft kommen die jungen Männer mit einer mehr oder weniger subjektiv gefärbten Religiosität“, eine Einstellung, die auf Dauer für die Verantwortung des Priesteramtes zu wenig Grundlage biete, hieß es.

Im Oktober 2003 erließ Papst Johannes Paul II. ein apostolisches Schreiben, in dem er die Bischöfe aufforderte, „vor allem (…) die Erzieher der künftigen Priester mit größter Sorgfalt auszuwählen“ und „besonders sorgfältig zu ermitteln, wenn Kandidaten aus einer fremden Diözese oder aus einem Ordensinstitut kommen“. Die Ausbildner sollten von „vorbildlichem Lebenswandel“ sein. Die Zusammenarbeit mit Laien, Frauen wie Männern, sei für die Charakterbildung ebenfalls wichtig.

Gefahr in Verzug. Hintergrund der päpstlichen Gebote war das Bekanntwerden einer Fülle von sexuellen Missbrauchsfällen, allen voran in den USA. Damals wurde im Vatikan auch ein Dokument erarbeitet, wonach Homosexuelle erst gar nicht als Priester zugelassen werden sollen. Das findet aber selbst in der römischen Kurie keine Mehrheit. Mit welchem Recht auch könnte man homosexuellen Männern weniger Disziplin zum Zölibat zutrauen als heterosexuellen.

In der Diözese St. Pölten wurde nichts von den Beschlüssen umgesetzt. Kurt Krenn schickte seine Kandidaten weder zum Propädeutikum noch interessierte er sich für deren Vorleben. Den Laienrat hat er aufgelöst. Innerhalb der Bischofskonferenz ist der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser für den Bereich Priesterausbildung zuständig. In dieser Rolle hat er – im Verein mit Schönborn – heftig darauf gedrängt, dass Rom in der Affäre St. Pölten endlich handelt.