Wo bleibt die Krise?

Wo bleibt die Krise in Österreich?

Rezession. profil zeichnet den Krisenkonsum der Österreicher in 13 Kapiteln nach

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Die Krise Europas lässt sich gefährlich an. Milliardenschwere Rettungsschirme; notverstaatlichte Banken; steigende Arbeitslosenzahlen; ausufernde Budgets; zerrüttete Eurozone; dräuende Sparpakete; ­soziale Spannungen; stagnierende Wirtschaft; drohende Rezession. Willkommen im Finanz-Schulden-Vertrauens-Wirtschafts-Euro-Chaos.

Die Krise Österreichs fühlt sich merkwürdig an. Zartes Wirtschaftswachstum; florierende Exporte; solide Beschäftigungszahlen; überschaubare Inflation; ungebrochenes Konsumentenvertrauen. Willkommen im Wunderland?

Sicher, die Republik stand auch schon einmal besser da. Doch Österreich hat im europäischen Vergleich bisher nur leichte Schrammen davongetragen; auch in naher Zukunft zeichnet sich kein Crash-Szenario ab – siehe Griechenland, siehe Spanien, siehe Portugal! Für heuer rechnen die Ökonomen mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,6 bis 0,9 Prozent. 2013 sollen es sogar 1,3 bis 1,7 Prozent sein. Und das, obwohl der Staat auf der Bremse steht. Anders noch als in den ersten Jahren der Krise 2008 und 2009, als vermehrt öffentliches Geld lockergemacht wurde, um die Wirtschaftsleistung konstant zu halten, ist nun kein Spielraum mehr für zusätzliche Investitionen.

Und doch wächst die Wirtschaft, wenn auch verhalten. Das hat zum einen mit den überproportional steigenden Exporten zu tun, wovon heute mehr als die Hälfte nach Deutschland geht. Vor allem aber ist die vergleichsweise stabile wirtschaftliche Entwicklung den Konsumenten geschuldet, die – salopp formuliert – ihre privaten Konjunkturpakete schnüren. Mit jeweils rund einem Prozent heuer und nächstes Jahr sollen die privaten Ausgaben doch messbar stärker steigen als jene des Staates – was zweifelsohne auch eine Folge des niedrigen Zinsniveaus ist. Klassische Spareinlagen bringen unter Abzug von Kapitalertragsteuer und Inflation netto Verluste.

Veranlagungen in Wertpapieren eilt berechtigterweise Misstrauen voraus. Erst ­vergangene Woche kam das Marktforschungsinstitut Fessel+GfK zum Schluss, dass Österreichs Konsumverhalten einen Spitzenplatz in Europa einnimmt, und zwar Platz zwei hinter Deutschland und vor Bulgarien. „Die Anschaffungsneigung bleibt hoch“, so die Studienautoren. „Es ist eine Jetzt-erst-recht-Stimmung, die sich in der Bevölkerung breitmacht. Schnell noch reisen, schnell noch kaufen – wer weiß, was kommt“, fasst Marktforscherin Charlotte Hager von comrecon die Stimmungslage zusammen. Wo gekauft, wo gespart wird, hat profil nun selektiv in 13 Kapiteln verdichtet.

Unterhosen-Ökonomie

Der frühere US-Notenbanker Alan Greenspan musste im Laufe seiner Karriere eine ganze Reihe seiner Prognosen revidieren. Doch an seinem Glauben an die ökonomische Signalwirkung der männlichen Unterhose hielt er unerschütterlich fest. Sinkt deren Absatz, geht es mit der Wirtschaft bergab, so sein Lehrsatz. Greenspans Argumentation: Oberbekleidung wird von allen gesehen, da könne man sich kaum leisten zu sparen. Wenn also das Geld knapp wird, werden die Unterhosen länger getragen. Das Forschungsinstitut Mintel fand heraus, dass in den USA der Verkauf von Herrenunterwäsche 2009 erstmals seit Jahren zurückging. „Die These können wir nicht bestätigen“, meint eine Sprecherin des österreichischen Dessousherstellers Palmers. „Bei uns steigen trotz Krise die Verkaufszahlen für Herrenunterhosen kontinuierlich.“ Andererseits: Mitbewerber Triumph kämpft seit drei Jahren in ganz Europa mit heftigen Absatzeinbußen. Deshalb lässt der Wäschekonzern noch bis Ende des Jahres an drei österreichischen Standorten kurzarbeiten. Ob das primär an der mangelnden Nachfrage nach Herrenslips und Boxershorts liegt, darüber hält man sich am Wiener Neustädter Firmensitz bedeckt.

Bio? Logisch!

Die Kosten für Euro- und Bankenrettungsschirme mögen dem Steuerzahler aufs Gemüt schlagen, auf den Magen jedenfalls nicht. Der Trend zu gesünderer Ernährung, konstatieren diverse Studien einhellig, ist ungebrochen. Große Handelsketten wie Rewe und Hofer registrieren auch in der Krise eine steigende Nachfrage nach biologischen Lebensmitteln, die Produktpalette wird laufend erweitert. Die Umsätze in diesem Segment wachsen Jahr für Jahr, wenn auch seit 2008 nicht mehr in zweistelligen Prozentzahlen. Gleichzeitig erhöhte sich aber auch die Nachfrage nach Billigprodukten. Kostenbewusstsein spielt nämlich sehr wohl eine Rolle: Laut einer Studie der staatlichen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit achtet mittlerweile jeder zweite Konsument auf Aktionen und Sonderangebote, jeder dritte geht häufiger zum Diskonter als früher. Und: Vermehrt landen gesunde Nahrungsmittel wie Gemüse, Obst oder Fisch im Einkaufswagen. Für so genannte Dickmacher wie Knabbereien oder Limonaden wird weniger Geld ausgegeben.

Heisse Herde

Die Finanzkrise im Jahr 2008 hat nicht nur das Kaufverhalten, sondern auch den Lebensstil der Konsumenten nachhaltig verändert: Das stellte der Consumer Report 2011 des Beratungsunternehmens Deloitte fest. Zu spüren bekommt das unter anderem die Gastronomie. Die Österreicher essen ihr Schnitzel lieber daheim als im Gasthaus. Im Rahmen einer market-Umfrage gab vor 2010 jeder Fünfte an – und zwar quer durch die Einkommens- und Altersgruppen –, weniger oft auswärts zu essen als früher. Eine jüngst durchgeführte Online-Umfrage der Wirtschaftskammer Österreich über die Sommersaison lässt zwar keine Krisenstimmung erkennen – immerhin ist mehr als jeder zweite Betrieb mit dem bisherigen Geschäft zufrieden; allerdings gaben auch vier von zehn Gastronomen an, dass sie den Umsatz des Vorjahrs nicht halten konnten. Die höchste Zufriedenheit mit Besucherfrequenz und Umsatz verzeichnet die Gruppe der Schnellgastronomie, die meisten Einbußen melden Bar- und Diskothekenbesitzer.

Sparen beim Fahren

Rezessionsängste hin oder her: Beim Autokauf scheinen die Konsumenten nachgerade enthemmt zu sein. Im Vorjahr wurden 356.145 Autos neu zum Verkehr zugelassen – deutlich mehr als jemals zuvor. Die ersten sieben Monate 2012 brachten eine Konsolidierung auf höchstem Niveau. Bis Ende Juli wurden insgesamt 215.226 Pkw- und Kombi-Neuzulassungen verbucht, um nur 1674 Stück oder 0,77 Prozent weniger als 2011 (die Zulassungsstatistik muss traditionell mit Vorbehalt interpretiert werden, da sie auch die schwankenden Tageszulassungen der Händler einschließt).
Es dürfte kaum überraschen, dass die ausufernden Spritpreise den Absatz kleiner, sparsamer und vor allem preiswerter Autos begünstigen, davon profitieren aber bei Weitem nicht alle Volumenhersteller. Ford, Opel, Renault, Peugeot, Citroën, Fiat und Mazda mussten heuer teils empfindliche Einbußen hinnehmen, während Skoda, Hyundai, Kia oder Nissan zulegten. In der Preisklasse gehobener Mittelstand profitierten Audi (plus 13 Prozent) und BMW (plus vier Prozent), während Mercedes zehn Prozent weniger Neuzulassungen erreichte.

Auffallend: Die Neigungsgruppe Geländewagen wird immer größer. Land Rover konnte die Neuzulassungen auf 1190 Stück mehr als verdoppeln, Jeep schaffte ein Plus von fast einem Drittel. Eines zeigt der Automobilmarkt freilich sehr deutlich. Die wirklich Reichen haben in der Krise nicht wirklich verloren. Eher im Gegenteil. Das ­Luxussegment weist stabile bis steigende Absatzzahlen aus. So wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres hierzulande 35 Bentleys neu zum Verkehr zugelassen nach 31 Stück im Jahr davor. Ferrari schaffte 31 Stück nach 25 im Vergleichszeitraum 2011. ­Jaguar, auch nicht eben das bevorzugte Gefährt des kleinen Mannes, schaffte heuer gar einen Zuwachs von 35,6 Prozent (221 Neuzulassungen). Den auch in absoluten Zahlen auffälligsten Anstieg freilich verzeichnete Porsche: Zwischen Jänner und Juli wurden 705 Zuffenhausener neu zugelassen, um 196 Stück oder 38,5 Prozent mehr
als 2011.

Wände ohne Ende

Turbulente Zeiten plus niedriges Zinsniveau ist gleich Immo­bilienboom. Auch weniger Betuchte investieren gern in Grund und Boden. Dabei wird das Angebot immer knapper. So nahm in den vergangenen zwei Jahren etwa bei der Immobilienplattform Immobilien.net die Menge an angebotenen Kaufobjekten kontinuierlich ab. Während der Rückgang österreichweit rund 18 Prozent betrug, ging es in Wien sogar um 27 Prozent nach unten. Das lässt die Preise nahezu ungebremst steigen – vor allem in den innerstädtischen Regionen und in den Speckgürteln der Ballungszentren. In Wien wurden seit dem Jahr 2000 gebrauchte Eigentumswohnungen durchschnittlich um 75 Prozent teurer, bei guten Lagen innerhalb des Gürtels haben sich die Preise oft mehr als verdoppelt. Neue Eigentumswohnungen in Wien haben seit dem vergangenen Jahr um knapp zehn Prozent zugelegt und kosten nun den Rekordpreis von 3300 Euro pro Quadratmeter. Salzburg, im Vorjahr noch teuerstes Pflaster in Österreich, liegt nun mit 3.153 Euro (plus 3,7 Prozent) an zweiter Stelle.
Während sich die Baukonjunktur aufgrund von Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand in den vergangenen Jahren ziemlich eingetrübt hat, beflügeln nun die steigenden Immobilienpreise den Wohnbau. 2011 stieg das Bauvolumen in diesem Bereich um immerhin 3,6 Prozent, nachdem es die Jahre zuvor rückläufig war.

Kostenlos Danken

Rekordniveau! Im Durchschnitt kostete Eurosuper im August dieses Jahres 1,466 Euro pro Liter (1,371 Euro im August des Vorjahrs). Diesel stieg auf 1,402 Euro je Liter (1,319 Euro 2011), wie aus den Daten des Autofahrerclubs ARBÖ hervorgeht. Nicht jeder Automobilist reagiert mit einem sparsameren Fahrstil. Mittlerweile schlagen sich die hohen Spritpreise auch im polizeilichen Einsatzgeschehen nieder. Die Kriminalstatistik 2011 verzeichnet exakt 6207 so genannte Treibstoffdelikte – darunter fällt der Diebstahl an der Tankstelle sowie das Abzapfen aus fremden Fahrzeugen. Das entspricht einer Steigerung von fast 30 Prozent gegenüber 2009. „Diese Zahlen sind sehr stark von der Benzinpreisentwicklung abhängig“, weiß Silvia Strasser, Sprecherin des Bundeskriminalamts. Das Motto „Auftanken und abhauen“ scheint für immer mehr Autofahrer akzeptable Praxis zu sein. Zwischen Jänner und Juli wurden 2986 Fälle zur Anzeige gebracht – zwölf Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs.

Austrian Psychos

Leistungsdruck am Arbeitsplatz, Angst um den Job, finanzielle Probleme, Sorgen um eine sichere Pension: All das, meinen ­Experten des Bundesverbands für Psychotherapie, sei für einen ­„außergewöhnlichen Anstieg bei psychischen Erkrankungen“ verantwortlich. Die Wirtschaftskrise und die damit verbundenen Zukunftsängste schlagen auf die Psyche. Das lässt sich an harten Zahlen festmachen. 6,6 Millionen Packungen Antidepressiva gingen im vergangenen Jahr in Österreichs Apotheken über den Ladentisch. Das entspricht einer Steigerung von 16 Prozent gegenüber 2008, weiß man beim Marktforschungsinstitut IMS Health. Die Zahl der Krankenstände nahm aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen zwei Jahren um 22 Prozent auf 78.000 zu. Zum Vergleich: Die Krankenstände aufgrund körperlicher Diagnosen stiegen im selben Zeitraum um lediglich zehn Prozent. Knapp ein Drittel der krankheitsbedingten Frühpensionierungen erfolgt heute aus ­psychischen Gründen. Vor der Krise lag deren Anteil noch bei 24 ­Prozent.

Dahoam is Dahoam

Die Österreicher haben die Liebe zum eigenen Land entdeckt. Im Sommer 2011 wurden 45 Prozent der Urlaubsreisen in Österreich verbracht, was gegenüber 2010 einer Zunahme von neun Prozent entspricht. Besonders deutlich nahm die Anzahl der Kurzurlaube (mit ein bis drei Nächtigungen) im Inland zu. Sie stiegen um 17 Prozent auf 1,6 Millionen. Zum Vergleich: Urlaubsreisen ins Ausland stiegen lediglich um drei Prozent. Glaubt man einer Studie der Europ Assistance Group, sind die Motive der Österreicher für einen Heimaturlaub allerdings weniger in der schönen Landschaft als vielmehr im Spargedanken zu finden. Immer höhere Energie- und Lebensmittelkosten geben den Ausschlag für Ferien in Rot-Weiß-Rot. Auf durchschnittlich 2180 Euro beläuft sich das Reisebudget für einen Familienurlaub. Das ist der niedrigste Stand seit 2006. Doch am Komfort bei der Unterkunft soll es dann doch nicht mangeln: So konnten Drei- bis Fünfsternebetriebe im vergangenen Jahr (leichte) Zuwächse verzeichnen, alle anderen Kategorien (inklusive Privatquartiere) hatten mit Rückgängen zu kämpfen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer blieb mit rund sechs Tagen nahezu unverändert.

Lotto-Fieber

Dass eine Krise mehr Glücksritterinnen und -ritter hervorbringt, ist empirisch zwar nicht belegt. Dennoch wurde 2011 zwischen Bregenz und Eisenstadt getippt und gerubbelt wie nie zuvor.

Was den Österreichischen Lotterien die höchsten Umsätze ihrer Geschichte bescherte. Und 2012 dürfte nicht viel schlechter laufen. Die Einnahmen stiegen im Vorjahr um fast zehn Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Wichtigster Umsatzbringer ist und bleibt „6 aus 45“, die größte Faszination geht mittlerweile allerdings von den seit 2004 angebotenen „EuroMillionen“ aus. Die Aussicht auf fabelhafte Gewinne bei vergleichsweise minimalem Einsatz ließ den Umsatz dieser Sparte 2011 um gleich 119 Millionen oder 66 Prozent auf 299 Millionen Euro steigen. In letzter Konsequenz ist der Traum vom schnellen Geld allerdings eine Funktion des Geldes. Dort, wo traditionell mit höheren Einsätzen gespielt wird, entwickelt sich das Geschäft eher mau. Die zwölf heimischen Spielstätten der Casinos Austria etwa konnten die Besucherzahlen 2011 mit Mühe auf dem Niveau von 2010 halten, der Umsatz stieg um nur 4,5 Prozent.

Fliehende Abonnenten

Mag sein, dass sich die Krisenresistenz der Österreicher daraus erklärt, dass sie gar nichts darüber lesen wollen. Oder jedenfalls nicht für die Informationen zahlen. Abos für Zeitungen und Magazine stehen in wirtschaftlich bewegten Zeiten auf der persönlichen Einsparungsliste ganz oben. So gut wie alle Publikumsmedien verbuchen seit 2008 fallende Auflagen. Der Marktführer „Kronen Zeitung“ verlor wochentags rund vier Prozent oder 31.000 Stück, „Der Standard“, „Die Presse“ und das „WirtschaftsBlatt“ mussten ebenfalls kräftig Federn lassen. Der Trend ging auch an der Verlagsgruppe News, zu welcher profil gehört, nicht spurlos vorüber.

Tabak-Regie

Wie viel darf eine Packung Zigaretten eigentlich kosten, ehe sie nicht mehr gekauft wird? Soweit es die rund zwei Millionen Raucher im Lande betrifft, scheint die Schmerzgrenze, in wirtschaftlich trostlosen Zeiten zumal, längst nicht erreicht zu sein. Die mit Abstand beliebteste Sorte, Marlboro (Marktanteil 2011: 21,2 Prozent), kostet mittlerweile 4,50 Euro und wird munter weiter verpafft. Über den effektiven Zigarettenkonsum kann übrigens nur spekuliert werden. Denn der Absatz an in Österreich ordnungsgemäß versteuerten Zigaretten oszilliert beständig um die Marke von 13,5 Milliarden Stück jährlich, demgegenüber dürfte der Anteil an Schmuggel- und Fälscherware in der jüngeren Vergangenheit signifikant gestiegen sein. 2011 sollen Schätzungen zufolge mehr als drei Milliarden Stück aus dem Ausland am Zoll vorbei ins Land gebracht worden sein. Erst vor wenigen Tagen wurden in Oberösterreich zwei Männer zu mehrmonatigen Haftstrafen und empfindlichen Geldbußen verurteilt. Sie hatten in nur drei Jahren 6,4 Millionen Zigaretten schwarz vertickt.

Hund und Herrl

Haustiere gehören zu jener Bevölkerungsgruppe, welche die Krise so gar nicht zu spüren scheinen. Gut 1,5 Millionen Katzen, 650.000 Hunde, dazu Tausende Meerschweinchen, Hamster und Ziervögel brachten dem Handel nach Schätzungen 2011 und wie schon in den Jahren zuvor rund 400 Millionen Euro Umsatz. Genauere Zahlen existieren nicht.

Bezeichnenderweise kommt aber eines der expansivsten Handelshäuser überhaupt aus der Branche. Der deutsche Anbieter Fressnapf, nach eigenen Angaben Marktführer in Österreich (Umsatz 2011: 117 Millionen Euro), hat allein in den vergangenen vier Jahren 27 neue Standorte eröffnet, bis 2015 sollen bis zu 20 weitere dazukommen.

Golden Times

Es könnte sich durchaus lohnen, in Gärten und Hinterhöfen mit einem Detektor auf die Pirsch zu gehen. Irgendwo muss das ganze Edelmetall, welches allein die Münze Österreich, eine Tochtergesellschaft der Oesterreichischen Nationalbank, in jüngerer Vergangenheit an die Konsumenten gebracht hat, ja abgeblieben sein. 52 Tonnen Gold – in Form von Münzen und Barren – waren es im vergangenen Jahr. Das entspricht einer Steigerung von 30 Prozent gegenüber 2010. Und das, obwohl der Goldpreis seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 dramatisch gestiegen ist. Damals kos­tete eine Feinunze rund 900 Dollar. Zwischenzeitlich erreichte der Goldpreis ein Rekordhoch von über 1900 Dollar, um danach etwas nach unten zu korrigieren. Aktuell hält er bei rund 1650 Dollar je Feinunze. Für die staatliche Münzprägeanstalt resultierte diese Entwicklung in einer Umsatzsteigerung von 57 Prozent: Die Münze Österreich erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro. Bei Gold- und Silbermünzen ist die 800 Jahre alte Institution in Europa Marktführer. Die Philharmoniker-Anlagemünze zählt zu den wichtigsten Goldmünzen der Welt. Und obwohl physisches Gold keine Zinsen abwirft, scheint seine Anhängerschaft kontinuierlich zu wachsen. Wer auf Gold setzt, hofft darauf, seine Kaufkraft zu erhalten, auch wenn Euro oder Dollar an Wert verlieren.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).