Depressionen, Angststörungen, ADHS

Seelenpein: Immer mehr Kinder erkranken psychisch

Kinderpsychiatrie. Immer mehr Kinder erkranken psychisch

Drucken

Schriftgröße

Nichts ist dem Zufall überlassen. Die Bäume sind perfekt getrimmt, die Verkehrsschilder fein säuberlich aufgestellt, und die Feuerwehrmänner, die sich neben den Geleisen tummeln, haben genaue Instruktionen erhalten. Über der Papp-Szenerie thront der achtjährige Paul, in diesem Moment Lokführer, und rangiert Waggons in den kleinen Bahnhöfen seiner Modelleisenbahn. Er sieht aus wie ein normaler Bub mit einem altmodischen Hobby. Doch Paul fällt aus der Norm, die Eisenbahn ist für ihn mehr als ein bloßer Zeitvertreib: Der Wiener hat die Diagnose Asperger-Syndrom, eine spezielle Form von Autismus. Er ist hochbegabt, die Sozialkompetenzen aber hinken seiner Entwicklung frappant hinterher. Gruppen machen ihn nervös. Wird es laut, versteift er sich so sehr, dass er noch Tage später Kopfschmerzen hat.

Im Kindergarten war er deswegen ein Außenseiter, in den vier Schulen, die er in den vergangenen beiden Jahren besuchte, fand er nur schwer den Anschluss. In einer Institu­tion schlugen ihn seine Mitschüler, sodass er aus Furcht vor der Schule zum Bettnässer wurde. Jahrelang wusste Herta H. nicht, was ihrem Sohn fehlte. Seit sie die Ursache für Pauls Verhalten kennt, fällt es ihr leichter, manches zu verstehen. Sie kann Paul unterstützen, indem sie ihm Therapien ermöglicht, zumindest solange ihr Budget reicht: Die voll finanzierten Krankenkassenplätze sind heillos überlaufen. Wartezeiten von ein bis zwei Jahren sind normal.

Die Seele österreichischer Kinder leidet immer öfter:
Depressionen, Angststörungen und Autismus nehmen rasant zu. Jedes zehnte Kind ist hyperaktiv, ebenso viele leiden an krankhafter Furcht. In nur drei Jahren stieg die Zahl der verschriebenen Antidepressiva für Zehnjährige laut Hauptverband um mehr als 50 Prozent. Rund 100.000 Kinder in Österreich sind psychisch schwer angeschlagen, schätzt die Expertenorganisation „Politische Kindermedizin“: Der Leistungsdruck ist zu stark, gleichzeitig fehlt immer öfter der familiäre Rückhalt. Viele können sich nicht mehr richtig artikulieren, oft fehlt die Fähigkeit zur Empathie, sie schlagen, trotzen oder kapseln sich ab. Schulärzte sind immer häufiger mit psychosozialen Problemen konfrontiert, für deren Lösung sie nie ausgebildet wurden. Schulpsychologen beklagen, dass sie wegen der Masse der Störungen nur noch die schwersten Fälle übernehmen können, aber sogar dafür fehlten die Ressourcen. Jedes fünfte Kind bräuchte laut der deutschen Bella-Studie psychiatrische Behandlung. Doch es mangelt an der medizinischen Versorgung, auch außerhalb der Schule: Kaum erschwingliche Kassenärzte, überlaufene Ambulanzen und viel zu wenige stationäre Betten lassen Therapie-Wartezeiten auf bis zu zwei Jahre anwachsen. Viele Familien werden abgewiesen, andere geben nach Monaten des Wartens auf.

„Wir bestreiten gar nicht, dass hier gravierende Mängel bestehen“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Seit Jahren wird daran nichts geändert. Die Leidtragenden sind die Kinder.

Österreichs Gesundheitssystem gilt als eines der besten der Welt: Das Versicherungssystem wird international gelobt, die öffentlichen Gesundheitsausgaben – im Jahr 2008 waren es rund 21,8 Milliarden Euro – sind adäquat, in sämtlichen Studien rangiert Österreich auf passablen Plätzen. Außer bei der Kindergesundheit: Im jüngsten Ranking der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) landete Österreich auf dem 21. Platz – von 21 teilnehmenden Ländern.

Auch in der aktuellen Studie der Hilfsorganisation Unicef schneidet Österreich mit dem 20. Platz von allen Ländern Europas am schlechtesten ab. Die zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), die Österreich in die Gesundheit seiner Bürger investiert, kommen nur zu einem kleinen Teil bei den Kindern an: Obwohl 20 Prozent der Österreicher unter 18 Jahre alt sind, entfallen auf sie nur sieben Prozent der Gesundheitsausgaben. Anders formuliert: Während im Jahr 2005 das Wohl der Pensionisten mit durchschnittlich 4694 Euro pro Kopf und Jahr vom Staat gefördert wurde, erhielten Minderjährige nur 696 Euro.

Das Argument, dass Menschen einfach im Alter öfter erkrankten, ist für Mediziner wie Klaus Vavrik, Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, nicht haltbar: „Oft rächen sich im Alter die Versäumnisse der Jugend. Außerdem wären Kinder vergleichsweise effizienter, billiger und nachhaltiger zu behandeln.“ Internationale Studien gehen davon aus, dass sich der Steuerzahler für jeden Euro, der in die Gesundheit der Kinder investiert wird, später fünf Euro erspart. Vielleicht auch mehr: Mit nur 90 Millionen Euro jährlich könnten alle psychisch angeschlagenen Kinder in Österreich ausreichend versorgt werden, errechneten jüngst Gesundheitsökonomen um Rudolf Püspök. Damit könnten viele der Störungen im Erwachsenenalter verhindert werden. ­

Derzeit belasten psychisch kranke Erwachsene durch Arbeitsausfall, Auswirkungen auf ihre Umwelt und Behandlung die Staats­finanzen mit rund acht Milliarden Euro ­jährlich. Psychische Beschwerden sind zudem der zweithäufigste Grund für Frühpensionierungen.

Das wird sich in den kommenden Jahrzehnten nicht bessern: Die Zahl und Gravität der psychischen Erkrankungen nimmt stetig zu, vor allem bei den Kindern. „Sie sind den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen oft nicht gewachsen. Sie zerbrechen an Anforderungen, die an sie gestellt werden“, sagt Kinderpsychiater Christian Popow.

Die Krankheit von Marcel N. hätte beinahe seine Familie zerstört. Der Siebenjährige ist nicht bloß ein Zappelphilipp, er leidet auch an einer Sonderform von ADHS. Stillsitzen ist für den hyperaktiven Buben eine Tortur, wird ihm die Umwelt zu viel, reagiert er extrem aggressiv. Wenn er einen seiner Ticks hat, macht er ständig Geräusche. „Ich habe mit allen Mitteln um einen Therapieplatz gekämpft, jedoch erfolglos“, klagt seine Mutter. Nur starke Medikamente – darunter das konzentrationsfördernde, aber zugleich abhängig machende Ritalin – lassen das ­Familienleben erträglich bleiben.

Die modernen Kinderkrankheiten sind längst nicht mehr Mangelernährung oder akute Unpässlichkeiten. Mediziner beobachten eine Verschiebung hin zu Lebensstil­erkrankungen, chronischen und vor allem psychosomatischen Störungen: Es ist oft nicht mehr der Körper, der erkrankt, sondern die Seele – somatische Beschwerden treten dann erst als Folge auf. Die Grenzen zwischen psychischen und physischen Störungen sind oft fließend, sie alle aber nehmen rasant zu.

Bereits jeder zweite Fünfjährige hat mit Sprachstörungen zu kämpfen, erhob die Caritas im Jahr 2007. 40 Prozent der Volksschüler leiden an Haltungsschäden, heißt es im Gesundheitsministerium. Waren vor zwanzig Jahren sieben Prozent der Kinder zu dick, sind es nun fast dreimal so viele: Jedes fünfte Kind leidet an Übergewicht und ist ­somit gesundheitlich gefährdet. Jedes achte Kind laboriert an Gehörschäden.

Körperliche Gebrechen lassen sich eben leichter feststellen als die Leiden der Seele. „Psychische Erkrankungen sind zudem nach wie vor ein Tabu“, meint Irene Promussas, Gründerin der Initiative Lobby4Kids, einer Selbsthilfegruppe für Eltern von chronisch kranken oder behinderten Kindern. Vor allem sozial niedere Schichten würden sich gegen solche Diagnosen aus Schamgefühl wehren, obwohl gerade jene Bevölkerungsgruppen immer öfter davon betroffen sind, sagt Promussas.
Der 53-jährige Wilhelm Jenik hat sich nie für die Leiden seiner Söhne geschämt: „Sie können doch nichts dafür. Als Vater muss ich alles tun, um sie zu unterstützen. Ihre Probleme zu ignorieren hilft da sicher nicht.“ Die Buben, mittlerweile neun und 14 Jahre alt, hatten unter der zerrütteten Ehe ihrer Eltern gelitten, als sie endgültig zerbrach, warf dies die Kinder endgültig „aus der Bahn“, erzählt Jenik. Sein älterer Sohn wurde aggressiv und bekam Probleme in der Schule. Der Jüngere wurde zum Bettnässer und litt unter Halluzinationen. Für den Mindestsicherungsempfänger begann eine monatelange Behördentour, bis er endlich die von Ärzten empfohlenen Therapien für seine Söhne bekam.

Familie Jenik ist keine Ausnahme.
Innerhalb von nur zehn Jahren stieg an der Kinderklinik in Linz die Zahl der psychosomatischen Erkrankungen bei Volksschulkindern, für die ein stationärer Aufenthalt erforderlich war, um 30 Prozent.

Der Berg an verordneten Antidepressiva für Kinder wuchs laut Hauptverband binnen drei Jahren um mehr als 35 Prozent, bei den Zehn- bis 14-Jährigen gar um 56 Prozent. Bereits jeder Zehnte ist krankhaft ängstlich. Auch die Zahl der sich selbst verletzenden Jugendlichen nimmt seit Jahren zu, klagen Kinderpsychiater. Zudem werden Teenager immer risikobereiter und leichter anfällig für Süchte: Laut aktueller OECD-Studie raucht jeder fünfte Jugendliche in Österreich, viele fangen bereits mit elf Jahren mit dem Nikotinkonsum an. „Dass Kinder alles Mögliche ausprobieren, gehört zum Erwachsenwerden dazu. Aber was wir jetzt sehen, geht leider über das normale Maß hinaus“, sagt Christian Popow, Kinderpsychiater am AKH in Wien.

20 Prozent des Nachwuchses haben den normalen Umgang mit Essen verlernt: Adipositas und Magersucht steigen gleichermaßen, berichtet die Elternorganisation „Kind sein dürfen“, die laufend über wissenschaftliche Erkenntnisse rund um das Kindeswohl informiert.

Insgesamt bräuchte jedes fünfte Kind eine Therapie, sind sich Ärzte aller Fachrich­tungen einig. Auch die Gründe für die vermehrten Störungen sind international mittlerweile hinreichend erforscht.

„Man kann den gesellschaftlichen Wandel gut oder schlecht finden, jedenfalls hat er eine Reihe bis dahin unbekannter Beschwerden mitgebracht, auf die wir uns einstellen müssen“, sagt Kindermediziner Klaus Vavrik. Übertriebener Reinlichkeitswahn lässt die ­Allergikerzahlen in die Höhe schnellen, die zunehmende Feinstaubbelastung jene der Asthmatiker. Ungesundes Essen, vom Extrawurstsemmerl bis zur aufgewärmten Fertigpizza, würden nicht nur die Körper verfetten und belasten, sondern auch das restliche Leben beeinflussen: „Lebensprägungen nehmen Menschen sehr früh an. Das beginnt schon in der Schwangerschaft – das Kind merkt, was seine Mutter isst, und prägt sich das ein“, erklärt ­Vavrik. Dieses Einlernen geht weit über die Ernährungsgewohnheiten hinaus: Werden Kinder jeden Tag stundenlang vor der Glotze geparkt, dürfe man sich nicht wundern, wenn sie dicke, träge und konfliktunfähige Erwachsene würden, sagt Vavrik – weder widerspricht der Fernseher, noch muss man sich geistig oder physisch anstrengen, um etwas geboten zu bekommen.

Gleichzeitig setzt der Druck, immer mehr leisten zu müssen, Kindern wie Eltern zu. Wer seinen Sprösslingen nicht die neuesten Konsumprodukte und Markenartikel kaufen kann, fühle sich schnell als Versager. Um dem gesellschaftlichen Konsumdruck standzuhalten, werde mehr gearbeitet, ist Max Friedrich, Vorstand der Wiener Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, überzeugt: „Ein Mann aber, der ausgelaugt vom Zweitjob nach Hause kommt, ist freilich kein so entspannter Vater wie jemand, der mit einem Beruf das Auslangen findet.“

Umgekehrt fühlt sich bereits jeder zweite Schüler von Eltern und Lehrern unter massiven Leistungsdruck gesetzt. Vor allem Einzelkinder seien gefährdet, meinen Experten – die Eltern projizieren alle Wünsche und Hoffnungen auf ihren einzigen Nachkommen, der die Erwartungen aber nicht oder nur schwer erfüllen kann. Kinder reagieren auf eine derartige Überforderung oft mit Zurückweisung: Weil sie sich nicht geliebt fühlen, wie sie sind, igeln sie sich ein oder werden aggressiv.

Eveline Doll, Initiatorin von „Kind sein dürfen“, kennt all diese Probleme: „Kinder werden zu früh in ein Leistungsdenken gepresst, die Eltern schleifen sie von der Musikerziehung zum Englischkurs, um sie dann beim Fußballverein abzusetzen. Die Kinder haben keine Gelegenheit mehr, selbst Spielideen zu entwickeln und einfach ohne Zeit- und Leistungsdruck in der Natur herumtollen zu dürfen.“ Studien bestätigen, dass dadurch die Entwicklung nachhaltig leidet.

Das Wiener Jugendamt vermeldete vergangene Woche, die Zahl der „kaputten Familien“ steige. Und damit die Gefährdung der Kinder: Je mehr Risiken ein Kind ausgesetzt ist, desto wahrscheinlicher wird es an einer Störung leiden, ergaben internationale Studien: In unbeschwerten Familien liegt das Risiko einer psychischen Auffälligkeit bei 15 Prozent. Kommen fünf Störfaktoren wie u. a. Streit in der Familie, Arbeitslosigkeit der Eltern oder niedriger sozialer Status zusammen, steigt es auf rund 50 Prozent. „Die Familie ist aber nicht nur Risikofaktor, sie ist auch eine große Ressource“, sagt Ulrike Ravens-Sieberer, Direktorin der deutschen Initiative „Child Public Health“ und Autorin der Bella-Studie, in der sie die seelische Kindergesundheit in Deutschland drei Jahre lang intensiv erforscht hat. Zudem arbeitete Ravens-Sieberer sieben Tipps für Familien aus, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Die Ergebnisse sind verblüffend einfach: Kinder brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit, Familienrituale und Regeln. Sie blühen auf, wenn Eltern Interesse an der Schule zeigen, mit ihnen sprechen, kuscheln oder Sport betreiben. Besonders wichtig, ergab die Studie, sind gemeinsame Mahlzeiten. „Es hört sich so simpel an, doch für viele Familien ist das alles nicht so einfach zu bewältigen. Da hilft so eine kleine Gedächtnisstütze wie ein Folder ungemein“, so Ravens-Sieberer.
Laut Bella-Studie landen in Deutschland psychisch kranke Kinder oft bei den falschen Ärzten. Dies sei in Österreich noch weit schlimmer, meint Leonhard Thun-Hohenstein, Leiter der Kinderpsychiatrie der Salzburger Christian Doppler Klinik: Es mangle an Fachärzten und profunden Daten. Bereits vor zehn Jahren hatte die Weltgesundheitsorganisation kritisiert, dass Kindergesundheit in Österreich bisher nicht systematisch untersucht wurde. Das ist bis heute so geblieben.

Damit fehlt den heimischen Pädiatern und Kinderpsychiatern die Argumentationsgrundlage: „Ein Problem, das nicht untersucht wird, gibt es in den Augen mancher nicht“, ärgert sich Thun-Hohenstein. Gemeinsam mit anderen Medizinern wie Christian Popow und Klaus Vavrik gründete er die Plattform „Politische Kindermedizin“. Seit Jahren kämpfen sie für eine bessere Versorgung ihrer jungen Patienten. Bisher ist diese äußert schütter: Im Vorjahr gab es in Österreich insgesamt 369 Physiotherapeuten, doch nur 46 davon hatten zumindest mit einer Krankenkasse einen Vertrag. Auf die 342 Logopäden kommen wenige 90 Kassenärzte, von den 187 Egotherapeuten haben nur 23 einen Kassenvertrag. Besonders trist ist die Lage bei der Kinderpsychiatrie, die in Österreich wegen Machtstreitereien erst seit 2007 als eigenes Fach anerkannt ist (weder Pädiater noch Psychiater wollten ihre Teilkompetenzen an ein eigenständiges Fach abtreten): Es gibt nur vier Kinderpsychiater, die auf Krankenschein aufgesucht werden können, elf weitere Kassenärzte haben zumindest eine Zusatzausbildung für den Umgang mit psychisch instabilen Jugendlichen.

„Bei den Kindern gibt es die Zweiklassenmedizin längst: Wer kein Geld hat, bekommt nur mit viel Glück rechtzeitig eine ausreichende Behandlung“, klagt Kinderlobbyistin Irene Promussas. Weil sich die Kassen gegen weitere Vertragsärzte wehren, stürmen die verzweifelten Eltern die Ambulatorien. Allein in Wien warten im Schnitt 1000 chronisch kranke Kinder auf ihre Therapie, weitere 700 müssen jedes Jahr wegen des Andrangs abgewiesen werden. In den Spitälern ist die Lage ähnlich angespannt: Im Großraum Zürich gibt es mehr Kinderpsychiatriebetten als im zehnmal mehr Einwohner zählenden Österreich.

Obwohl Kinderpsychiatrie als Mangelfach gilt, darf ein Facharzt jeweils nur einen anderen Mediziner ausbilden. Bleibt diese 1:1-Regelung bestehen, dauert es vierzig Jahre, bis der heutige Bedarf an Kinderpsychiatern gedeckt ist. „Das ist viel zu langsam“, klagt Kurt Grünewald, Gesundheitssprecher der Grünen und selbst Arzt. „Es genügt einfach nicht, sich freundlich zusammenzusetzen und Meinungen auszutauschen“, moniert er Richtung Gesundheitsminister Alois Stöger, der im Frühjahr den „Kindergesundheitsdialog“ ins Leben rief. Auch manche Kinderärzte sind skeptisch. Klaus Vavrik von der Liga für Kindergesundheit aber lobt den Minister für diesen „ersten Schritt“.

Erst im Juni kommenden Jahres soll der Dialog abgeschlossen und die weitere Vorgangsweise ausgehandelt werden. Bis sich substanziell etwas ändert, werden wohl noch Jahre vergehen.

Bis dahin sind die kranken Kinder auf Erwachsenenpsychiater angewiesen, die sie trotz der mangelnden Spezialausbildung versorgen. „Wir wollen das nicht, aber was sollen wir machen? Sie auf der Straße stehen lassen?“, klagt eine Salzburger Psychiaterin. „Das kann ich nicht. Ich riskiere lieber einen Behandlungsfehler, als gar nicht versucht zu haben, den Kindern zu helfen.“

Lesen Sie im aktuellen profil 43/2010 ein Interview mit dem Kinderarzt Klaus Vavrik über moderne Kinderkrankheiten und gefährdete Einzelkinder.