Sein sein oder nicht?

Sein sein oder nicht?

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Ich bin sein. Nicht seiner sein, vermag ich mir in meinen abscheulichsten Albträumen vom nahezu bolschewistischen Gusenbauer und dem ständig pedant maoistisch lächelnden Van der Bellen nicht auszumalen. Vor noch nicht allzu langer Zeit waren wir, Rosenkranz und Güldenstern, ein freiheitliches Herz und eine zukunftbereite Seele. Nun ist mir Barbara Rosenkranz abhanden gekommen. Denn sie hat’s halt mit der politischen Gesinnung, zu der sie aufrichtig steht, und ich … ich hab’s mit der Faszination der Macht im Spiel der ansonsten Schmächtigen.

Aufzusteigen aus dem von tölpelhaften Außenseitern nicht erkannten Abseits, über einen eventuell zaghaft liberaler werdenden Phönix FPÖ verbrennende Asche zu schütten, das kann, wissen selbst unsere Neider, nur Haider. Ewig junggeblieben ist Haider Jörg, und ist sein Land Kärnten auch heute finanziell und/oder korruptiv ein klein wenig durchwachsen, und nehmen manch feine internationale Pinkel Abstand davon, es sommers zu besuchen, so war er doch früher Haider, der Prinz von D-Mark.

So gestand ich ihm auch, „mein teurer Prinz, ich bin glücklich, weil ich nicht überglücklich bin, ich bin der Knopf nicht auf Fortunas Mütze“.
Er, der damals schon bloß den König der Regierung in scharfem Blick hatte, nahm’s gelassen: „Ihr wohnt also in der Gegend ihres Gürtels, oder im Mittelpunkt ihrer Gunst?“
Freimütig hub ich an: „Ja wirklich, ich bin mit ihr vertraut.“

Er dachte, fälschlich wohl, an eine Regentin seiner früheren politischen Regung, die er selbst erkoren, und äußerte, ein wenig wüstenrot im Gesicht: „Im Schoße der Göttin des Glücks? O sehr wahr ist: Sie ist eine Metze.“

Obschon ich nicht seiner Meinung war, bot ich ihm gleichwohl meine Dienste an, die er, temporär, zurückwies: „Es ist nichts weder gut noch böse; das Denken macht es erst dazu.“

Für ihn, der in seinen sinnigen Strömen geradezu „ein Gefängnis“ sah, war es quälend, „sich Leuten mitzuteilen, die nicht mehr hören können“. Doch, damals durften wir sein Leid gemeinsam teilen noch. Für Rosenkranz und mich war es die Erleuchtung, dass dieser Mann sogar an Zweifeln sich nagte.

Da ich, der verpfuschte Scholast, aber der geborene eheste Erkenner der lebensbeeinträchtigenden Sonnenseite, seit je in jenem Schatten stand, in dem sich Sätze hören lassen, die „allein gehört, so manches einsam ahnen lassen“, war ich nicht schütter, die Größe meines Vorbilds zu bezeugen.

So wusste ich zu sagen, dass die von ihm nunmehr Verschmähte dereinst von ihm gemurmelt hatte: „O, welch ein edler Geist ist hier zerstört! Des Hofmanns Auge, das Staates Blum’ und Hoffnung, der Sitte Spiegel und der Bildung Muster. Das Merkziel der Betrachter … ganz, ganz hin?“ Nur seine Schwester schien von der Empörung des Emporgesprossenen etwas düster geahnt zu haben. Um sein Glühen von ihrem Dämmern abzugrenzen, bezeichnete sie sich einmal als „der Frau’n elendste und ärmste, die seiner Schwüre Honig sog, ich sehe die edle hochgebildete Vernunft misstönend wie verstimmte Glocken jetzt“ – und damals wurde ein schlimmes Ende mit jener FPÖ gemacht, die sich als unfähig erwiesen hatte, in seinen Augen, in den problembewussten, sozialbezogenen, toleranten, kalmierenden, staatsmännisch vorauswitternden Sinnen zu einer gerecht demokratiefördernden „Bewegung“ zu werden.

Also zog er seine Sinne zurück und schloss, in sein Hehrstes, Innerstes spähend, die Augen. Als er sie wieder öffnete, war auch dem König der Regierung klar geworden: „Was er sprach, ob ein wenig wüst, war nicht wie Wahnsinn. Ihm ist was im Gemüt, worüber sein Bedachtsein brütend sitzt. Und wie ich sorge, wird die Ausgeburt gefährlich sein. Um dem zuvorzukommen, hab ich’s mit schleuniger Entschließung so mir abgefasst. Er soll mit Eil’ nach Kärnten, zuvor mir aber unterschreiben, dass er uns niemals krümmt ein Haar. Was dünkt euch?“, frug er den bleichen Tiroler an seiner Seite. „Er wird das wohl tun; aber dennoch glaub ich an Ursprung und Beginn von Gram.“

Wie Recht hatten die gerade noch Amtierenden, als sie um ihre Krämerseelen bebten! Und wie weise war mein genialer Verführer, als er nur in kleinstem Kreis flüsterte: „Nun ist die wahre Spukezeit der Nacht, wo Grüfte gähnen, und die Hölle selbst Pest haucht in diese Welt. Nun tränk’ ich wohl heiß Blut und täte bittre Dinge, die der Tag mit Schaudern säh’.“ Doch obgleich er richtig erkannte: „Der König ist ein Ding“, versprach er uns doch: „Nur reden will ich Dolche, keine brauchen.“

Ich kann der alten FPÖ nichts wirklich Schlechtes nachsagen. Als ich von Friedrich Peters Kriegsvergangenheit erfuhr, habe ich bei allen Möglichkeiten ein „ss“ geschrieben. Mir liegt auch der abendländische Analysierer Andreas Mölzer. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass einige ihrer Anhänger vielleicht wirklich denken, was sie unterstützen.

So was kann heutzutage nicht gut gehen. Nur Macht über Nacht macht mobil.
Und ist’s auch Wahnsinn, so kommt es doch in Mode.