Stromquellen und Kristallschädel

Rätsel der Archäologie

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Auch Archäologen stehen zuweilen vor merkwürdigen Fundobjekten. 1938 berichtete der österreichische Archäologe Wilhelm König nach Grabungen in Khujat Rabu’a im heutigen Irak über den Fund eines 14 Zentimeter großen vasenartigen Terrakotta-Topfes aus der Zeit des Parthervolkes. In dem Gefäß steckte ein mit Zinn-Blei-Legierungen zusammengelöteter Kupferzylinder und ein stark korrodierter, wie von Säure zerfressener Eisenstab. Das Objekt erinnerte an ein galvanisches Element, also eine Art primitiver Batterie aus zwei verschiedenen Metallen, zwischen denen eine schwache Spannung entsteht. Da in Parthergräbern perfekt vergoldeter Silberschmuck gefunden wurde, schien es möglich, dass die antike „Batterie“ zum galvanischen Vergolden verwendet wurde. 1985 wurde im Pelizäus-Museum in Hildesheim (BRD) ein Modell nachgebaut, das tatsächlich funktionierte. Offenbar verwendeten die Parther vor 2000 Jahren tatsächlich elektrischen Strom zum Vergolden. Bewiesen ist dies bisher allerdings noch nicht.

In den Ruinen einer vergessenen Maya-Stadt im Urwald des heutigen Belize, die heute Lubaantun genannt wird, fanden Archäologen des Britischen Museums 1924 angeblich einen 5,3 Kilogramm schweren Totenschädel aus Bergkristall. Rudolf Distelberger, ehemaliger Direktor der Schatzkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien und Edelsteinexperte, hält den von ihm 1982 untersuchten Schädel für eine rezente Fälschung. „Im Mikroskop sieht man Schleifspuren von der Art, wie sie von einer modernen Schleifmaschine herrühren. Auch stilistisch spricht vieles gegen eine Herkunft aus der Zeit der Mayas.“

Einige andere Kristallschädel, darunter einen aus Guatemala und einen Rosenquarzschädel aus der Ukraine, hält Distelberger jedoch für echt, da diese offenbar in jahrelanger Arbeit per Hand geschliffen wurden, was sich für einen Fälscher nicht lohnen würde. Der Lubaantun-Schädel wurde aus einem fast einschlussfreien Bergkristall hergestellt. „Vor allem in Madagaskar gibt es solche Kristalle“, sagt Distelberger. Mit Lasertechnik ist seit wenigen Jahren die Herkunft eines Kristalls anhand der winzigen Flüssigkeitseinschlüsse zerstörungsfrei bestimmbar. Vielleicht lässt sich damit das Rätsel der Kristallschädel endgültig lösen.