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Telekom: Hocheggers wahnwitziger Provisionsreigen

Telekom. Peter Hocheggers wahnwitziger Provisionsreigen: profil veröffentlicht die Buchhaltung seiner Valora AG

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Für ein Unternehmen, das zu besseren Zeiten gerade einmal zwei Mitarbeiter beschäftigte, drehte Peter Hochegger ein ziemlich großes Rad. Knapp mehr als 100 Kunden, Auftragnehmer und Lieferanten, über 400 Buchungen in fünf Jahren – und kaum ein Betrag unter fünf Stellen.
Auf dem Papier war die Valora Unternehmensberatung und -beteiligung AG, Gründungsjahr 2001, auf „Beratung, Erwerb, Verwaltung und Führung sowie die Veräußerung von Unternehmen und Unternehmensbeteiligungen aller Art“ spezialisiert.

Tatsächlich handelte es sich dabei um so etwas wie Peter Hocheggers privaten Durchlauferhitzer. Über die Valora AG (sie firmiert zwischenzeitlich unter Sicon Unternehmensberatung und -beteiligung AG) liefen all jene Telekom-Gelder, für die es keine klar definierten Gegenleistungen geben musste oder durfte.

Wie ausführlich berichtet, soll Peter Hochegger im vergangenen Jahrzehnt politische Entscheidungsträger systematisch geschmiert haben, um diese auf die Ziele des Konzerns einzuschwören. Von insgesamt 38 Millionen Euro, welche die Telekom zwischen 2000 und 2008 an Hocheggers Unternehmensgruppe überwies, versickerten jedenfalls knapp zehn Millionen Euro bei der Valora. Was Hochegger mit dem Geld anstellte und wer in welchem Ausmaß profitierte, blieb weitgehend unbeantwortet. Hochegger selbst konnte – oder wollte – auch bei seinem denkwürdigen Auftritt vor dem parlamentarischen U-Ausschuss am Donnerstag vergangener Woche keine konkreten Antworten zu ­geben.

Dabei hätte es nur eines Blicks in die eigenen Bücher bedurft.
profil liegt nun ein Zahlenwerk vor, das der Affäre eine völlig neue Dimension verleiht: eine vom Bundesamt zur Korruptionsbekämpfung (BAK) im Oktober des Vorjahrs verfasste Aufstellung sämtlicher Ein- und Ausgangsrechnungen der Valora AG aus den Jahren 2003 bis 2008. Laut Hocheggers Buchhaltung kassierte die Gesellschaft in dieser Phase insgesamt 13,19 Millionen Euro, allein 10,86 Millionen Euro kamen von der Telekom-Gruppe (jeweils inklusive Umsatzsteuer, siehe Kasten).
Diesen Eingängen standen Ausgänge in der Höhe von insgesamt 9,81 Millionen Euro gegenüber. Die Namen der Empfänger sind der Öffentlichkeit teils bekannt. Nicht aber die Höhe der von Hochegger geleisteten oder zumindest behaupteten Zahlungen. Tatsächlich sind die Daten mit Vorbehalt zu lesen. Hochegger selbst hat mittlerweile zugegeben, wiederholt Scheinrechnungen fabriziert zu haben. Nach profil-Recherchen dürfte er nicht nur gewisse Aufträge doppelt verbucht haben. In einigen Fällen drängt sich auch der Verdacht auf, dass die ausgewerteten Belege überhaupt fingiert waren – dass also entweder gar kein Geld floss oder für einen anderen Zweck als in den Rechnungen angeführt. Was wiederum heißen könnte: Hochegger hätte seinen eigenen Auftraggeber Telekom Austria übervorteilt, indem er sich regelmäßig den einen oder anderen Selbstbehalt gönnte.

Dessen ungeachtet offenbart sich sein ungenierter Umgang mit Telekom-Geldern. Der Konzern finanzierte nicht nur fragwürdige Berateraufträge, sondern auch Hocheggers private Extravaganzen.
profil liefert auf Grundlage von Hocheggers Buchhaltung einen Überblick über die auffälligsten Zahlungen der Valora AG und deren Empfänger. Die genannten Zahlungen bilden lediglich den Rechnungskreis Valora AG ab. Zuwendungen an politische Entscheidungsträger, welche direkt über die Telekom Austria liefen (oder über andere Hochegger-Gesellschaften) sind darin nicht erfasst:

Valora Solutions,
Karl-Heinz Grasser,
Walter Meischberger,
Peter Hochegger:

275.576 Euro

Die Gesellschaft – der Firmenwortlaut erinnert wohl nicht zufällig frappant an Hocheggers Vehikel Valora AG – wurde im September 2006 von Peter Hochegger und Walter Meischberger gegründet, die ebenda auch die Geschäftsführung übernahmen. Am 24. März 2007 trat Karl-Heinz Grasser als Gesellschafter ein, drei Monate nach seinem Abgang als Finanzminister. Laut Grasser soll Valora Solutions nie operativ tätig geworden sein, wörtlich sprach er bei einer seiner ersten Einvernahmen im Buwog-Komplex von einer „Totgeburt“. Konsequenterweise will KHG auch „nie einen Cent“ gesehen haben. Ein glatter Widerspruch zu Peter Hocheggers Buchhaltung. Demnach überwies dieser zwischen März 2007 und Juli 2008 in fünf Tranchen exakt 275.576,40 Euro an das Gemeinschaftsunternehmen mit Grasser und Meischberger. Vier der Eingangsrechnungen von in Summe 95.576 Euro sind mit „Telekom Beratung“ betitelt.

Eine aber sticht besonders heraus: Am 1. März 2007 – drei Wochen bevor Grasser bei Valora Solutions andockte – fakturierte die Gesellschaft an Hochegger auf einen Schlag 180.000 Euro, für „Post Börsegang“. Tatsächlich war die Post AG nicht ganz ein Jahr zuvor, im Mai 2006, an die Börse gebracht worden. Und zwar unter Karl-Heinz Grasser als Finanzminister und Eigen­tümervertreter. Nach profil-Recherchen dürften diese 180.000 Euro allerdings nicht von der Telekom, sondern vielmehr von der Raiffeisen Centrobank gekommen sein. Diese hatte den Post-Börsengang federführend begleitet. Und ihrerseits einen Berater unter Vertrag: Peter Hochegger. Dessen Leistungen wurden im Herbst 2006 in zwei Tranchen abgegolten. Im September flossen aus dem Titel „Centro Post Börsegang“ 192.000 Euro an die Valora AG, im Oktober darauf 228.000 Euro, in Summe also 420.000 Euro. Die Investmentbank will sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Eine Sprecherin gegenüber profil: „Kein Kommentar.“

Sollte der Rechnungszweck korrekt angeführt sein, hätte Grasser einmal mehr massiven Erklärungsbedarf. Er hätte damit direkt (wenn auch mit zeitlicher Verzögerung) von einer Privatisierung profitiert, die er als Minister zu verantworten hatte.
Dass Valora Solutions darüber hinaus auch für vorgebliche Telekom-Beratungsleistungen Geld kassierte, erscheint nicht minder problematisch. Auch die teilstaatliche Telekom Austria AG fiel einst in seinen Verantwortungsbereich.
Im Oktober 2008 stiegen Grasser und Hochegger aus der Valora Solutions aus, Walter Meischberger ist heute Alleineigentümer.

Walter Meischberger,
Ex-FPÖ-Generalsekretär:

1,94 Millionen Euro

Auf sein Verhältnis zu Peter Hochegger angesprochen, pflegt Walter Meischberger sich stets auf den Begriff „Subauftragnehmer“ zu reduzieren. Alles ist relativ. Demnach kassierte Walter Meischberger zwischen Dezember 2003 und Oktober 2008 sage und schreibe 1.940.298,36 Euro. An Meischberger selbst wurden mit Rechnung vom 15. Dezember 2003 (Titel: „Meischberger Ing.“) 365.240 Euro ausbezahlt, weitere 1,575 Millionen flossen ab 2004 an dessen Gesellschaft ZehnVierzig Werbe GmbH (heute ZehnVierzig Agentur für strategische Kommunikation). Wo war die Leistung? Meischberger eilt bekanntlich nicht der Ruf voraus, ein Held der Arbeit zu sein. In den Rechnungen ist unter anderem von „Lobbyingstrategien“, „Lobbyingmaßnahmen“ oder „Lobbying Telekombereich“ die Rede. Sollte Meischberger das Geld tatsächlich erhalten haben, so wäre er – neben Hochegger selbst – der mit Abstand größte Profiteur der Telekom-Konspiration gewesen.

Kurt Gartlehner,
SPÖ-Nationalrats­abgeordneter:

175.200 Euro

Hat er oder hat er nicht? Der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Kurt Gartlehner stand zwischen Mai 2007 und Dezember 2008 in Hocheggers Sold. Gartlehner will nach eigener Aussage rund 50.000 Euro Honorar erhalten haben – für die Vermittlung eines „Windparkprojekts“ in Rumänien. Zugleich schwört er, „zu keinem Zeitpunkt für die Telekom tätig“ gewesen zu sein, was auch durch ein Mail Hocheggers belegt ist. Dennoch soll Gartlehners Vehikel „austria consult“ im genannten Zeitraum insgesamt 103.200 Euro erhalten haben. Und dies auch nicht für ein Windparkprojekt, sondern vielmehr für „Telekom Beratung“. Und nicht nur das: Weitere 72.000 Euro soll die von seinen Söhnen geführte oberösterreichische Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Wabe GmbH bezogen haben. Für eine „Bienenprodukte“-Studie (Hochegger macht mit seinem burgenländischen Aufstricherzeuger Alondo Bio.k. nebenher auch in Ernährung). Vor dem U-Ausschuss sagte Hochegger dazu Donnerstag vergangener Woche: „Die Firma Wabe steht im Einflussbereich Gartlehners. Sie hat eine Studie für meine Lebensmittel-GmbH gemacht. Ich habe das in der Kostenrechnung Telekombudgets zugeordnet, aber mit der Telekom hat das nichts zu tun.“

Um die Verwirrung zu komplettieren: Gartlehner sagt, aus dem Titel „Bienenprodukte-Studie“ seien nicht etwa 72.000 Euro, sondern nur 30.000 Euro exklusive Umsatzsteuer geflossen.

Mediaselect Werbe­agentur/The White House Event­agentur
(Micha el Fischer, ÖVP):

286.800 Euro

Über den vom früheren ÖVP-Chef Wilhelm Molterer in der Telekom installierten Michael Fischer sollen Gelder von der Telekom Richtung ÖVP und/oder deren Teilorganisationen geschleust worden sein. Formell verantwortet er im Konzern den Bereich „Public Affairs“. Wie die Zeitschrift „News“ vergangene Woche berichtete, mahnte Michael Fischer im November 2007 beim damaligen Telekom-Vorstand Rudolf Fischer die Zahlung von 100.000 Euro an die ÖVP-Bundespartei „via Peter Hochegger“ ein. Michael Fischer war zuvor Organisationsreferent in der ÖVP-Parteizentrale gewesen. Die ÖVP bestreitet, jemals Telekom-Geld erhalten zu haben. Und doch: Im Oktober 2008 überwies Hochegger 96.000 Euro an eine Veranstaltungsagentur mit dem klingenden Namen „The White House advertising eventmarketing GmbH“, der rätselhafte Rechnungszweck: „Telekom Buy Out“. In einer seiner Einvernahmen musste Hochegger später eingestehen, die Summe sei „von Michael Fischer“ bei ihm in Auftrag gegeben worden – zugunsten der Jungen ÖVP, kurz JVP. Die Agentur „White House“ steht in einem ausgewiesenen Naheverhältnis zur Volkspartei. Prokuristin Gabriela Ullmann kandidierte bei den Wiener Gemeinderatswahlen 2010 auf der ÖVP-Bezirksliste für Wien-Landstraße. Bezirksparteiobleute: der frühere JVP-Chef und amtierende Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz und ein gewisser Harald Himmer, im Brotberuf Chef des Elektronikkonzerns Alcatel Lucent. Alcatel überwies zwischen 2007 und 2008 insgesamt 244.000 Euro an Hocheggers Valora AG.

Und es finden sich weitere Transaktionen, die mit Fischer und der ÖVP in Verbindung stehen. Zwischen März 2006 und März 2007 wanderten insgesamt 190.800 Euro von der Valora AG an die Wiener Werbegesellschaft Mediaselect, die ihrerseits eng mit der ÖVP verbandelt ist. Fischer ist dort rein zufällig seit April 2006 Mitglied der Geschäftsführung. Auf dem Papier bezahlte Hochegger die Mediaselect für „Telekom-Breitbandkommunikation“, „Lobbying+PR-Leistungen“ und „Medienrecherche“. Fischer bestreitet die Zahlung nicht, will
sich auf profil-Anfrage dazu aber nicht äußern – via Telekom Austria ließ er Ende vergangener Woche lediglich ausrichten, er sei bei Mediaselect „ausnahmslos für new business und Kundenkontakte“ zuständig. Was immer das heißen mag. Die von ihm orchestrierten Zahlungen an „White House“ wurden mit Hinweis auf „laufende Ermittlungen“ erst gar nicht kommentiert.

Fraktion Christlicher ­Gewerkschafter im ÖGB/Franz Kusin, ÖVP:
211.600 Euro

Laut Hocheggers Buchhaltung flossen zwischen März 2007 und September 2008 in Summe 211.600 Euro an die FCG Wien. Getarnt als „Marketingzuschuss“ und „Telekom-Beratung“. Die Gewerkschaft will davon allerdings nur einen Bruchteil gesehen haben. Der stellvertretende FCG-Vorsitzende Alfred Gajdosik hält fest: „Zwischen 2002 und 2008 haben wir für die Verteilung von Foldern und Werbemitteln bei Veranstaltungen sowie für Inserate 70.000 Euro erhalten.“ Der restliche Betrag dürfte demnach beim FCG-Funktionär und früheren Telekom-Belegschaftsvertreter (und -Aufsichtsrat) Franz Kusin gelandet sein. Gegenleistung?

Heinrich und Alfons Mensdorff-Pouilly, ­ÖVP-nahe: 79.000 Euro
Wo Hochegger und die Telekom, da ist der Name Mensdorff nicht weit. Alfons Mensdorff-Pouilly, Ehemann der früheren ÖVP-Spitzenpolitikerin Maria Rauch-Kallat, fakturierte, wie bereits berichtet, die Flugkosten einer für die Telekom veranstalteten Jagd im schottischen Hochland 2008 an Hochegger: 21.800 Euro. Weitere 57.200 Euro soll das slowakische Beratungsvehikel von Cousin Heinrich Mensdorff-Pouilly kassiert haben – für „Telekom-Consulting“ zwischen August 2007 und März 2008.

G4S Security Services AG/Ernst Strasser, ÖVP:
204.000 Euro

Im März 2007 überwies Hocheggers Valora AG 204.000 Euro an das Sicherheitsunternehmen G4S. Rechnungszweck: „Telekom-Analyse“. G4S-Vorstandschef Mat­thias Wechner bestätigt die Zahlung. Sein Unternehmen habe eine „Risiko- und Sicherheitsanalyse für die Telekom Austria AG“ erstellt. Auffallend: Zwischen November 2005 und Mai 2011 saß ein gewisser Ernst Strasser, ÖVP-Innenminister a. D., im G4S-Aufsichtsrat. Strasser hat, wie bereits im Vorjahr berichtet, seinerseits 100.000 Euro von Hochegger erhalten, weil er diesem bei der „Beseitigung eines Problems“ in Bulgarien behilflich gewesen sein will. Diese Zahlung ist in der Valora-Buchhaltung allerdings nicht abgebildet, dürfte also über ein anderes Vehikel abgerechnet worden sein.

Gabriele Kröll-Maier,
Ex-Sekretärin von BZÖ-­Infrastrukturminister ­Hubert Gorbach:

268.800 Euro
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Die Hauptschullehrerin als Telekom-Expertin. Zwischen Jänner 2007 und November 2008 zahlte Hocheggers Valora der ehemaligen Sekretärin von BZÖ-Infrastrukturminister a. D. Hubert Gorbach in Summe 268.800 Euro – für „Telekom Beratung bzw. Lobbying“. Der Betrag ist bestätigt. Kröll-Maier bestreitet allerdings, für Valora tätig gewesen zu sein. Tatsächlich dürfte sie Gorbach nur als Strohfrau gedient haben.

Echo Werbeagentur, ­SPÖ-nahe: 24.000 Euro
Im Oktober 2006 soll die dem roten Lager zugerechnete Wiener Werbeagentur 24.000 Euro für die Erstellung einer „Telekom-Studie“ kassiert haben. Das Geld floss tatsächlich, wie Echo-Chef Christian Pöttler bestätigt. Nur: Diese Studie hat es nie gegeben. Laut Pöttler ist Echo von Hochegger.Com beauftragt worden, eine „Untersuchung über den Gratiszeitungsmarkt“ zu erstellen.

Mathias Reichhold,
FPÖ-Infrastruktur­minister a. D.:

144.000 Euro

Der Fall des Kurzzeitobmanns der FPÖ scheint mustergültig zu sein. Hocheggers Büchern zufolge kassierte die Mathias Reichhold GmbH mit Beleg vom 30. Dezember 2005 einen Betrag von 144.000 Euro für „Telekom 11+12/05 Beratung“. Reichhold will aber nur die Hälfte, also 72.000 Euro erhalten haben. Dies bestätigte Hochegger auch vergangene Woche dem U-Ausschuss: Es habe sich um eine „Doppelbuchung“ gehandelt. Warum dies aus seinen Unterlagen nicht ersichtlich ist, bleibt sein Geheimnis. Was Reichhold für das Geld geleistet hat, sowieso.

Reinhart Gaugg,
Ex-FPÖ-Mandatar:

36.000 Euro

Nach seinem eher unrühmlichen Abgang aus der Politik 2002 – der vormals freiheitliche Sozialsprecher und Vizedirektor der Pensionsversicherung war alkoholisiert am Steuer erwischt und aller Ämter enthoben worden – hatte Gaugg Mühe, ein geregeltes Erwerbseinkommen zu finden. Hochegger half. Im März 2005 kassierte Gaugg 36.000 Euro für nicht näher genannte „Lobbying-Aktivitäten“.

SV Sierning, Fußballklub der Heimatgemeinde von ÖVP-Vizekanzler a. D. Wilhelm Molterer:
65.000 Euro

Und wieder Michael Fischer und Wilhelm Molterer. Beide sollen die Telekom mehr oder weniger ungeniert um Geld für den Subligisten SV Sierning angeschnorrt haben. Mit möglicherweise größerem Erfolg als bisher angenommen. Demnach soll der Verein nicht bloß die öffentlich kolportierten 25.000 Euro erhalten haben, sondern vielmehr 65.000 Euro. Im Oktober 2006 überwies Valora unter dem Titel „Telekom Sponsor“ 20.000 Euro, im August 2007 folgten 22.500 Euro, im Mai 2008 noch einmal 22.500.

ÖAAB, ÖVP-Teilorgani­sation:
25.000 Euro

Auch der Österreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmerbund durfte sich über Spenden der Valora AG freuen. Im November 2007 flossen 15.000 Euro an „Marketingunterstützung“ direkt an den ÖAAB. Bereits im Jänner 2007 hatte der angegliederte „Wiener Pressverein“ – unter anderem Medieninhaber und Herausgeber der ÖAAB-Zeitschrift „Freiheit“ – 10.000 Euro aus dem Titel „Telekom-Druckkosten“ kassiert. Der ÖAAB betont, die Rechnungen bezögen sich auf „eine Publikationsbeilage beim Wiener Pressverein und Folder, die beim Bundestag des ÖAAB im Herbst 2007 aufgelegt“ worden seien.

Euro-Invest Bank,
Johann Wanovits, ÖVP:

210.000 Euro

Der Broker steht mit im Zentrum der Affäre um die Manipulation des Telekom-Austria-Aktienkurses 2004, die rund 100 Telekom-Führungskräfte um insgesamt neun Millionen Euro reicher machte. Dafür wurde Wanovits von der Telekom mit rund einer Million Euro Provision bedacht, ein Teil davon lief über Peter Hocheggers Valora. Im November 2008 setzte er laut eigener Buchhaltung 210.000 Euro an Wanovits ab – für eine Studie zu „erneuerbaren Energien“. Noch heuer soll die Causa vor Gericht kommen. Broker Wanovits ist übrigens nebenbei ÖVP-Gemeinderat im burgenländischen Steinberg-Dörfl.

Die Blackbox Valora

Trotz Hocheggers Liebe zum Detail: Seine Buchhaltung beantwortet längst nicht alle Fragen. Es fällt auf, dass ein nicht unerheblicher Teil der Zahlungsausgänge innerhalb seiner Gruppe verbucht wurde.
So wanderten beispielsweise zwischen Dezember 2003 und Dezember 2008 in Summe 1,6 Millionen Euro von der Valora AG zur PR-Agentur Hochegger.Com beziehungsweise zu zwei weiteren ihm zugerechneten Gesellschaften.

Weitere 2,3 Millionen Euro kassierte die Valora-Tochter Alondo Bio.k., die im Burgenland Aufstriche herstellt. Auch hier erscheint der Zahlungszweck höchst fragwürdig. In den Belegen ist reichlich unscharf von „Bio.k. Kooperation“ die Rede.

Hinzu kommen Zahlungen, die derzeit noch keinen Sinn ergeben (profil nennt aus medienrechtlichen Erwägungen keine Namen).
So kassierte etwa ein Wiener Architekturbüro, spezialisiert auf Interior-Design, zwischen Juni 2007 und Juni 2008 in Summe 289.218 Euro. Und zwar für „Telekom-Marktrecherchen“.

Eine steirische Wirtschaftsprüferkanzlei soll im Dezember 2006 nicht weniger als 180.000 Euro für „Telekom-Beratung kassiert haben“, obwohl sie die Telekom nie beraten hat.
Eine bulgarische Beratungsgesellschaft bekam im Jänner 2008 für „M & A Beratung Bulgarien“ 77.000 Euro.
9504 Euro flossen an einen Fitnessgeräte-Händler aus Oberösterreich – für „Telekom-Beratung“.

Weitere Buchungsposten: Mieten, Energie, Telefone, Internet, Rechtsanwälte, Bilanzprüfer, Kammerbeiträge, Reinigung, Tischlermeister, Fliesenleger, Flüge. Und eine Groteske: Um das Jahr 2005 ging Peter Hocheggers Ehe in die Brüche, er übersiedelte in eine 5-Sterne-Suite in der edlen Wiener Innenstadtherberge Intercontinental. Und blieb. Kostenpunkt: 5700 Euro – im Monat. Bis Oktober 2008 sollten sich die Ausgaben für Kost, Logis und Nebengeräusche auf einen Betrag summieren, um den Normalsterbliche gemeinhin Eigentumswohnungen mit Fernblick in besseren Lagen erwerben. Laut Hocheggers Buchhaltung stand die Hotelrechnung des Intercontinental Wien am Ende bei 303.000 Euro. Bezahlt von Hochegger, genauer: von der teilstaatlichen Telekom, noch genauer: von den Kunden, Aktionären und Steuerzahlern.