Kampfkommando Modeschmuck

„The Bling Ring”: Kampfkommando Modeschmuck

Kino. „The Bling Ring”: Die Raubzüge der wilden Mädchen

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Alles nur Spaß: Eine Teenie-Gang drang Ende der Nullerjahre in Beverly Hills in die ungesicherten Villen von Hollywoodstars und -sternchen ein, um einige der luxuriösen Dinge an sich zu bringen, die sich dort so fanden - Miu-Miu-Schuhe, Birkin-Bags und McQueen-Sonnenbrillen, Parfüms, Bargeld und Pelzmäntel. Es traf unter anderem Orlando Bloom, Megan Fox, Lindsay Lohan und Paris Hilton. Die Medien nannten die Einbrecher "The Bling Ring“.

Auf einer "Vanity Fair“-Reportage, in der 2010 die Taten der Upperclass-Delinquenten rekapituliert wurden, basiert Sofia Coppolas "The Bling Ring“. Erneut konzentriert die Regisseurin sich auf weibliche Erlebniswelten: "Harry Potter“-Co-Star Emma Watson, Katie Chang, Claire Julien und Taissa Farmiga tauchen glaubhaft in Stargeilheit, Clubs und Drogen ab, erzwingen kriminell ihre fünf Sekunden Ruhm.

"The Bling Ring“ wäre gern eine Analyse von Warenfetischismus, Konsum- und Celebrity-Kultur, aber Coppola ist näher an der Faszination von Statusmeldung und Partyschnappschuss. Sie wählt die Innenperspektive ihrer jugendlichen Leerkräfte. Dass daraus, bei gleichzeitig eng begrenztem Humorpotenzial, nicht großes Kino wachsen würde, lag auf der Hand.

„Ganz schön aufregend”
Man mag in der Neutralität der Inszenierung, in der billig glitzernden Ästhetik ein subversives Statement zur aktuellen Teen-Malaise erkennen. Aber Coppola gönnt ihren Figuren keine individuellen Merkmale, bleibt distanzlos: Es sei "ganz schön aufregend“ gewesen, "in Paris Hiltons Schuhschrank zu stehen“, hat die Filmemacherin bekannt. Über den mageren Coup, Hiltons Haus als Originalschauplatz zu nutzen, kommt der Film folgerichtig nicht hinaus. Sein Witz ist schal, seine Struktur monoton, sein Erkenntniswert: null. Am Ende waren die Produzenten dieses Films nicht einmal in der Lage, ihr Basismaterial orthografisch korrekt wiederzugeben: Im Abspann jener "Bling Ring“-Kopie, die beim Festival in Cannes uraufgeführt wurde, dankte man tatsächlich einem Modeunternehmen namens "Dolce & Gabanna“.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.