Umwelttechnik: Sauberes Wachstum

Österreichische Betriebe zählen zur Weltspitze

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Mancher Unternehmer kann sich nur wünschen, jener Fragestellung gegenüberzustehen, mit der sich eine Gruppe steirischer Geschäftsleute konfrontiert sieht: wie man beachtliches Wachstum am besten bewältigt. Die Mitglieder des auf Umwelttechnik und erneuerbare Energien spezialisierten Unternehmensverbundes Eco World Styria sind derzeit gezwungen, adäquate Strategien für eine rasche Expansion zu entwickeln. „Daher veranstalten wir heuer eine Zukunftswerkstatt und Workshops, die sich diesem Thema widmen“, berichtet Bernhard Puttinger, Geschäftsführer von Eco World Styria. „Früher ging es darum, den steirischen Umwelttechnikbetrieben zu zeigen, wie sie am Markt Fuß fassen und innovative Ideen in marktreife Produkte verwandeln können. Heute müssen viele von ihnen die Expansion in den Griff bekommen.“

In der Steiermark erkannte man schon in den achtziger Jahren, dass erneuerbare Energieträger – von Windenergie bis zu Biomasse – zu den Technologien der Zukunft zählen. In Gleisdorf beispielsweise wurde 1988 das Institut für Nachhaltige Technologien gegründet, das Forschungs-, Demonstrations- und Wissenstransferprojekte in den Bereichen solarthermische Komponenten, nachhaltige Gebäude sowie Wasser- und Abwassertechnologie durchführt. Im Iran baute das Institut gemeinsam mit dem Kärntner Solarkollektorenhersteller Greenonetec eine thermische Solarpilotanlage für ein Badehaus. Die Errichtung weiterer 1000 Anlagen ist geplant.

Masterplan. Auch in anderen Bundesländern gibt es Bestrebungen, ähnliche Schwerpunkte zu setzen: „Masterplan Umwelttechnik“ (MUT) heißt etwa eine neue Initiative, die von Niederösterreichs Umweltlandesrat Josef Plank und Umweltminister Josef Pröll ins Leben gerufen wurde. An die 100 Unternehmen und Organisationen kooperieren, um die Umwelttechnologie-Infrastruktur auszubauen. Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT), will mit dem Masterplan „dem Ganzen einen Rahmen geben, weil die Umwelttechnologie eine heterogene Szene ist“. Greisberger schätzt, dass es derzeit 40 Netzwerke im Bereich der Umwelttechnik gibt. „Neben den großen Clustern in Oberösterreich, der Steiermark und in Niederösterreich sind auch noch zahlreiche kleine regionale und thematische Netzwerke wie zum Beispiel ProPellets oder Austro Solar tätig“, berichtet Greisberger. „Wir streben eine vernünftige Kooperation zwischen den Akteuren an.“

Dass die österreichische Umwelttechnikbranche ohnehin schon gut etabliert ist, belegt eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Wifo-Expertin Angela Köppl hat erhoben, dass „der Umsatz mit Umwelttechnologien im Zeitraum 2000 bis 2003 um durchschnittlich 7,7 Prozent pro Jahr gewachsen ist“. Das durchschnittliche jährliche Umsatzwachstum der Sachgüterproduktion in dieser Periode betrage beispielsweise gerade zwei Prozent, so Köppl. Der Exportzuwachs der Umwelttechnikbranche erreichte in diesem Zeitraum pro Jahr im Schnitt 7,5 Prozent. Köppl: „Er ist damit doppelt so hoch wie in der Sachgütererzeugung.“

Zwar könne Österreich naturgemäß „nicht in allen Bereichen top sein“, differenziert Greisberger. „Bei Bioenergie und thermischer Solarenergie ist unser Land aber international an der Spitze, und Wassertechnologie made in Austria hat Weltruf.“ Dagegen hinke man etwa in Sparten wie Fotovoltaik noch hinterher. Die jeweilige Innovationskraft hänge stark von der Technologieförderung des Staates und von der regionalen Gesetzesstruktur ab, etwa im Bereich der Umwelt- und Wohnbauförderung. „Vor allem Regelungen, die Unsicherheiten schaffen, behindern oft die Innovation“, sagt Greisberger, der überdies Probleme bei der Realisierung fertiger Entwicklungen sieht. „Für Prototypen fehlt vielfach das Geld. Beim Passivhaus hatten wir allerdings Glück, die Entwicklung hat längst Marktreife erlangt.“

Ostmärkte. Wifo-Expertin Köppl stimmt zu: „Gesetzliche Rahmenbedingungen geben wichtige Innovationsimpulse. Klimaziele beispielsweise regen Unternehmen an, innovative Produkte zu entwickeln. Österreich hatte bereits in den achtziger Jahren strenge Umweltgesetze. Davon profitiert die Umwelttechnikindustrie heute noch, weil die Firmen frühzeitig Fachwissen aufbauen konnten respektive mussten.“

Besonderes Augenmerk wollen Branchenvertreter nun auf die Absatzmärkte im Osten richten, etwa auf Bulgarien und Rumänien. „In den neuen EU-Mitgliedsländern stehen im Bereich Umwelttechnik Investitionen in Höhe von rund 120 Milliarden Euro an“, verkündete Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl im Jänner dieses Jahres.

Derzeitiges Vorzeigeprojekt im Hinblick auf die Ostaktivitäten: Die Andritz – VA Tech Hydro wird in Bulgarien drei Kraftwerke des Dolna-Arda-Hydropower-Komplexes modernisieren. Die Investitionssumme beläuft sich auf 49,5 Millionen Euro. Als Subunternehmen fungieren die österreichischen Betriebe

Umwelt AG und Porr Technobau. Um auch weiterhin eine attraktive Exportbilanz im Umweltsektor liefern zu können, wurde mit 1. Jänner 2007 von der

Wirtschaftskammer das Netzwerk Umwelttechnik International (NUI) gegründet. Es soll den umwelttechnischen Industriezweig bei Auslandsaktivitäten unterstützen.

Von Gabriele Rabl