Rainer Nikowitz

Wissen ist Macht

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Nachdem zu keiner anderen Zeit mit dem Geld anderer Leute dermaßen viel Sinnvolles angestellt wird wie im Wahlkampf, habe ich mich entschlossen, folgende für manche vielleicht nicht uninteressante Informationen, die am Wahlabend durchaus für die Wanderung des vielleicht entscheidenden Prozentpunktes gut sein könnten, an den Meistbietenden zu verkaufen – um anschließend endlich ein­mal in die nicht völlig unglückliche Lage versetzt zu sein, dem Trend zur eigenen Insel nachgeben zu können. Angebote bitte an den Verlag.

Zwei Zeugen bestätigen unabhängig voneinander, Willi Molterer 1973 in einem Secondhandladen in einem verrufenen Viertel von Wels beim Probieren eines Che-Guevara-T-Shirts beobachtet zu haben. Er nahm es schließlich aber nicht – auch hierin sind sich die beiden nunmehrigen ­ARBÖ-Mitarbeiterinnen, denen damals natürlich nicht bewusst war, wie wichtig ihre zufällige Beobachtung dereinst einmal werden würde, einig – und zwar deshalb, weil er fand, ein V-Ausschnitt würde besser zu seinem Spitzen-BH passen. Jüngeren Datums ist die zweite Geschichte über Molterer mit potenziellem Karriereende-Gehalt: Er soll an einem Dezemberabend des Jahres 2002, als ihn Wolfgang Schüssel bei minus acht Grad und Graupelschauern zum Verlängern seines Kurzparkscheines nach unten schicken wollte, diesen scharf gefragt haben: „Und warum machst du das nicht selber?“ Erst als Schüssel kleinlaut antwortete: „Na so halt!“, erklärte sich Molterer bereit, dem Wunsch seines Parteichefs nachzukommen. Seither stellt sich sicherlich nicht einer – obwohl der natürlich ganz besonders – die bange Frage: Könnte so etwas wieder passieren?

Dieser Wahlkampf wäre nun wahrscheinlich wirklich der goldrichtige, um endlich auch mit der Geschichte von HC Strache und einem der zahlreichen Wimbledon-­Damen-Finale zwischen Venus und Serena Williams herauszurücken, als den Genpool-Boy beim Stand von 5:5 und 30 beide im dritten Satz mit einem Mal unsittliche Gedanken nahe der Rassenschande befielen – die er später einmal in 3-Bier-Laune Ewald Stadler in allen Einzelheiten anvertraute. Strache hat aber auch noch auf einer anderen Flanke eine wunde Stelle, die nur darauf wartet, im richtigen Moment penetriert zu werden: 2002 wurde in seinem Altpapier-Container, aus Gründen den Tarnung eingewickelt in ein Unterhaltungsmagazin mit dem Titel „Geile Omas“, ein Reisekatalog gefunden, in dem neben drei anderen offenbar in die engere Auswahl gekommenen Destinationen auch ein zweiwöchiger Kluburlaub in der Türkei angekreuzt worden war. Ob Strache tatsächlich dort war und ob er dabei unter Umständen auch noch in Kontakt mit vorher grausam geschächteten Döner gekommen ist, wird derzeit noch erhoben.

Ein Schlüsseldatum einer erfolgreichen Kampagne gegen die Grünen stellt der 18. Juni 2004 dar: Eva Glawischnig trug an diesem Tag ausnahmsweise einmal keinen garantiert ohne Tierversuche hergestellten Lippenstift, Ulrike Lunacek hingegen schon. Seit Heide Schmidt in der Pause des Weltmusikfestes auf Schloss Lockenhaus einmal einen Witz erzählte, in dem ein schwuler jüdischer nigerianischer Drogendealer die Hauptrolle spielte, sieht man sie im und um den Beirat des Weltmusikfestes doch etwas mit anderen Augen. Und die Nachricht, dass der ebenfalls anwesende Alexander Van der Bellen schallend lachte, könnte die Nachfolgefrage bei den Grünen virulent werden lassen, bevor der Aschenbecher voll ist. Gerüchteweise – in diesem Punkt muss ich allerdings noch an Ihre Diskretion appellieren, denn die Information ist noch nicht gegengecheckt, also bitte noch nicht verwenden! – trägt Werner Faymann, der Mann, der den sozialen Wärmestrahler der SPÖ und damit auch die Herzen der Stammklientel wieder entflammen soll, auf seinem ersten Plakat, auf dem er befindet „Genug gestritten“, feinstes Knize-Tuch aus der obersten Preisliga. Aber wie gesagt, diese Info ist noch ungeprüft – und ich füge hinzu: Ich kann das ja nicht ganz glauben.

Von Jörg Haider wiederum heißt es, es gebe eine eidesstattliche Erklärung eines mittlerweile aus dem BZÖ ausgeschlossenen Funktionärs aus Deutsch-Tschantschendorf, der behaupte, er habe am Vormittag des 14. April 2006 drei Stunden mit Jörg Haider verbracht – und dieser habe sich während der ganzen Zeit einigermaßen verhaltensunauffällig verhalten. Haider ließ dieses Gerücht durch seinen Sprecher Stefan Petzner sofort energisch zurückweisen, man wisse schon, aus welcher Ecke diese ungeheuerlichen Anschuldigungen kämen – und die Kärntnerinnen und Kärntner seien jedenfalls mit dermaßen billigen Aktionen sicherlich nicht zu beeindrucken.
Und jetzt halten Sie sich fest: Fritz Dinkhauser hat noch nie mit bloßen Händen ein Murmeltier erwürgt. Wenn das in Tirol aufkommt, ist er erledigt.