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Dritte Signa-Großpleite: Development-AG mit 870 Millionen Euro überschuldet

Nach der Signa Holding und der Signa Prime hat nun noch eine weitere zentrale Firma aus dem dem Imperium von René Benko Insolvenz beantragt. profil kennt die Details.

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Nun ist es fix: Neben der Signa Prime Selection AG ist auch die zweite zentrale Immobilien-Holding im Signa-Imperium von Tycoon René Benko insolvent. Die Signa Development Selection AG hat am Freitag beim Handelsgericht Wien einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung gestellt. Es ist die dritte Signa-Großpleite innerhalb weniger Wochen, nachdem Ende November zuerst die Dach-Gesellschaft Signa Holding GmbH einen Insolvenzantrag gestellt hat.

Auch bei der Signa Development sticht die große Differenz zwischen Buch- und Verkehrswert ins Auge. Recherchen von profil und der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge, wird der Buchwert der Assets im Insolvenzantrag mit rund 2,2 Milliarden Euro angegeben, der Verkehrswert jedoch nur noch mit 296 Millionen Euro. Grund dafür sind unter anderem Abwertung auf Beteiligungen an Projektgesellschaften, in denen im Bau befindliche Immobilien stecken. Hier sei zur Fertigstellung teils noch eine erhebliche Eigenkapitalfinanzierung erforderlich.

Immobilien für Vermarktung vorbereiten

Dem angeführten Nettovermögen von 292 Millionen Euro stehen zum Verkehrswert Passiva von 833 Millionen Euro plus schlagend werdende Haftungen von 332 Millionen Euro gegenüber. Die Überschuldung wird mit 870 Millionen Euro beziffert – im Falle eines unkoordinierten „Firesales“ dürfte die Zerschlagungsquote jedoch noch schlechter ausfallen, wird seitens des Signa-Development-Managements argumentiert.

Ungeachtet der Art und Weise: Klar ist, dass die Signa Development – wie auch die Signa Prime – auf einen groß angelegten Abverkauf zusteuert. Das Immobilienportfolio soll in vermarktungsfähige Verwertungspakete gebündelt werden. Damit nicht auch noch fortführungswürdige Projektgesellschaften pleitegehen, sei jedoch eine Überbrückungsfinanzierung von rund 50 Millionen Euro notwendig.

An 290 Firmen beteiligt

Ihren Gläubigern bietet die Signa Development die Mindestquote von 30 Prozent und müsste dafür in absoluten Zahlen rund 355 Millionen Euro aufbringen. Ob die Gläubiger dem mit ausreichender Mehrheit zustimmen, bleibt abzuwarten.

Die Signa Development beschäftigt aktuell 13 Dienstnehmer und ist eine Holdinggesellschaft, die ihrerseits – direkt und indirekt – an 290 weiteren Firmen beteiligt ist. In Letzteren sind unter anderem die 39 Immobilienprojekte der Development-Sparte angesiedelt – darunter das Hotel am Belvedere, der Hafen Korneuburg und die Hamburger Flüggerhöfe.

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.