René Benko

Signa, Raiffeisen und die Bankenaufsicht

Schon viel früher als bisher bekannt, befasste sich die Bankenaufsicht kritisch mit René Benkos Signa-Gruppe. Interne Behördendokumente, die profil exklusiv vorliegen, werfen die Frage auf, ob die Warnungen ausreichend ernst genommen wurden.

Drucken

Schriftgröße

Es ist so etwas wie die Dolchstoßlegende der Signa: Weil die Finanzaufsicht – allen voran die Europäische Zentralbank (EZB) – im Frühjahr 2023 Banken gezielt wegen ihres Risikos gegenüber René Benkos Signa-Gruppe unter die Lupe nahm (und das öffentlich wurde), habe die Immobilien- und Handelsgruppe nicht mehr ausreichend Kredite bekommen. Deshalb sei der Signa letztlich das Geld ausgegangen. Und nicht etwa wegen eines aus dem Ruder gelaufenen Geschäftsmodells, steigender Zinsen oder explodierender Baukosten. Mitunter wird diese Mär noch um einen politischen Aspekt ergänzt: Die EZB habe auf Zuruf der deutschen Politik agiert, welche sich – so die Behauptung – dafür rächen wollte, dass sich Milliardär Benko die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof in der Corona-Zeit durch riesige Staatshilfen am Leben erhalten ließ, um sie dann doch erst wieder in die Pleite zu schicken.

Eine interessante Verschwörungstheorie – aber wohl nicht mehr als das. profil liegen interne Unterlagen der österreichi-schen Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) vor. Diese zeigen, dass sich die Bankenaufseher inklusive EZB schon Jahre zuvor kritisch mit den ausufernden Kreditgeschäften der Signa-Gruppe auseinandergesetzt haben. Die Frage ist allerdings, ob die Warnungen in der Bankenbranche ausreichend ernst genommen wurden.

Marina  Delcheva

Marina Delcheva

leitet das Wirtschafts-Ressort. Davor war sie bei der "Wiener Zeitung".

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Anna  Thalhammer

Anna Thalhammer

ist seit März 2023 Chefredakteurin des profil. Davor war sie Chefreporterin bei der Tageszeitung „Die Presse“.