Der Nino aus Wien

Der Nino aus Wien: Was ich vom Leben gelernt habe

Ruhelos schreibt der Musiker Nino Mandl einen Song nach dem anderen.

Drucken

Schriftgröße

Für die Kunst muss man kämpfen. Einige der neuen Lieder haben sich von allein ergeben, für ein paar andere habe ich mit mir ringen müssen. Mir hilft dann die Arbeit mit der Band. Im italienischen La Spezia, in einem Haus am Meer, haben wir an den Songs gefeilt. Wenn man aufsteht und auf den Golf der Poeten schaut, kann nichts schiefgehen.

Beim Songschreiben muss man aus der Routine ausbrechen. Das neue Album besteht zu einem Gutteil aus vertonten Gedichten. Aber natürlich hat man ein paar Tricks: C und A-Moll harmonieren für einen typischen Nino aus Wien-Song zum Beispiel sehr gut.

Wien steht die Nacht sehr gut. Neue Lieder kann ich hier nur in der Nacht schreiben. In Italien ist das anders. Am Gardasee, wo ich öfters bin, werde ich zum Vormittagspoeten. Da stehe ich um halb acht Uhr auf, arbeite am Tag und gehe früh ins Bett. Von der mediterranen Sonne möchte man ja nichts missen.

Wenn ich Songs an einem schönen Ort schreibe, bleiben die Lieder eher in meinem Herzen. Ob sie dann besser sind, weiß ich nicht, aber ich denke zumindest lieber daran. In meiner verrauchten Wohnung habe ich genügend Lieder geschrieben. Jetzt zieht es mich in die Ferne. Mein nächstes Album werde ich wohl bei Verwandten in Australien schreiben.

Ich bin dankbar gegenüber der Musik, dankbar für diese Beschäftigung. Aus Respekt bin ich so produktiv. Ich kann gar nicht anders, als immer neue Lieder zu schreiben. Ich bin froh, dass ich irgendwas in meinem Leben gefunden habe, das funktioniert.

Der Nino aus Wien

Mir tut das Älterwerden gut. Ich freue mich auf meinen Geburtstag. Mit 30 Jahren habe ich weniger Ausreden. Ich habe das Gefühl, dass ich mehr anpacken muss.

In der Musik lernt man nie aus. Lange war ich ein Möchtegern, bin nur zufällig in die Musik gestolpert. Von meiner Begleitband kann ich immer noch viel lernen. Das sind echte Musiker. Davor habe ich großen Respekt. Heute wäre es mir unangenehm, wenn ein Konzert daneben gehen würde.

Musik ist ein Handwerk. Das Musizieren habe ich durchs Musikhören gelernt, das Gitarrenspiel von Syd Barrett. Beim Hören seiner Soloalben habe ich mir gedacht, so kompliziert kann das ja gar nicht sein. Zwischen 17 und 20 war ich dann wirklich produktiv. Da habe ich jeden Tag einen neuen Song geschrieben. Das waren furchtbare Lieder. Die kann man sich heute nicht mehr anhören.

Alten Ideen darf man nicht nachhängen. Ich habe schon so viele Lieder verloren, durch Computerabstürzte oder Zettelbrände. Meine besten Lieder habe ich verbrannt.

Im Leben muss man sich Druck machen. Bevor ich noch einen einzigen Song geschrieben habe, steht schon der Veröffentlichungstermin des nächsten Albums. Das ist meistens ein Jahr vor dem Release.

Nino Mandl

Auf der Bühne spüre ich keine Angst. Das ist meine Sicherheitszone, vor allem, wenn ich eine Gitarre in der Hand habe. Auf der Bühne ist man für sich, kann machen, was man will. Für mich ist es leichter, auf der Bühne zu stehen, als bei der Supermarkt-Theke eine Extrawurst zu bestellen. Da weiß ich oft nicht, was ich sagen soll.

In den Fußball kann man sich gut flüchten. Bis 14 war ich ein richtig guter Tormann, wollte auch als Stürmer spielen. Vor allem das Spiel auf dem kleinen Feld hat mir Spaß gemacht. Als die Tore und das Feld größer wurden, hatte ich keine Lust mehr. Heute bin ich eher Beobachter, schaue mir lieber die Spiele an. Ich bin ja Rapid-Fan, auch wenn ich heute ein violettes T-Shirt trage.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.