In den Kinos gilt die gängige Abstandsregel
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Kino in Krisenzeiten: Mit Verlust ist zu rechnen

Österreichs Kinos sind großteils wieder in Betrieb. Aber was sollen sie zeigen, wenn die Verleiher zögerlich agieren und Hollywood seine Blockbuster krisenbedingt auf die lange Bank schiebt?

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Nicht alle haben es so leicht wie das Österreichische Filmmuseum, das in Krisenzeiten unter dem Titel "Endlich wieder Kino!" (bis 16. August) "Schätze aus unserer Sammlung" zeigt - mit lockerer Saalbesetzung, neuer Klimaanlage und brillanten Analogfilmkopien. All jenen Kinos, die von Aktualitäten abhängig sind, geht es derzeit weniger gut. Vor allem die kommerziell orientierten Häuser haben durch die Dürre großer Filmstarts ein ernsthaftes Content-Problem.

Christopher Nolans neuer Zeitreise- und Spionage-Thriller "Tenet" ist in den USA gerade um weitere zwei Wochen verschoben worden. Ursprünglich hätte er am 17. Juli starten sollen, dann rückte er auf den 31. Juli; aber auch dieser Termin war nicht zu halten. Nun soll er angeblich am 12. August weltweit in die Kinos kommen. Aber angesichts der sich aktuell weiter verschärfenden Situation durch sprunghaft erhöhte Infektionszahlen gerade in New York und Kalifornien erscheint es fraglich, ob die Kinos in den Großstädten in wenigen Wochen werden öffnen können. Und ohne die beiden stärksten lokalen US-Filmmärkte (Los Angeles und New York City) wäre es ein programmiertes Finanzfiasko, "Tenet" zu starten. Auch das bereits mehrfach verschobene Disney-Remake "Mulan" (Regie: Niki Caro), mit einem Budget von 200 Millionen Dollar der teuerste je von einer Frau inszenierte Film, soll in den USA nun im August starten, neun Tage nach "Tenet". Aber daran glauben nur noch die stursten Optimisten, zumal sich auch der für Disney so relevante chinesische Markt wieder zu schließen droht.

Es ist nicht nur Hollywoodware, die krisenbedingt ausfällt: "Kaiserschmarrndrama" etwa, der jüngste Teil der populären bayerischen Franz-Eberhofer-Krimiserie, ist seinen August-Starttermin inzwischen losgeworden; die geltenden Hygiene-Vorgaben beschränken die Zahl der Sitzplätze zu stark. Hans König, Leiter des Arthouse-Verleihs polyfilm, verantwortet auch das Programm des Wiener Filmcasinos. Er meint zwar, er habe "nicht das Gefühl, dass es im Moment zu wenige Filmstarts gibt", auch weil "österreichische Produzenten ihre Filme ohnehin noch nie im Sommer starten wollten". Aber auch er fragt sich, ob der Publikumszuspruch der ersten Wochen in den Programmkinos anhalten werde.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.