Kremser Donaufestival

Konfusion jetzt!

Beim niederösterreichischen Donaufestival ringt man dem globalen Chaos starke Bilder und Töne ab. Intendant Thomas Edlinger beschwört ein Miteinander, das die Ungleichheiten nicht leugnet.

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Die Verwirrung naht. „Confusion is next“, so lautet, einem Titel der legendären US-Band Sonic Youth folgend, das Motto des diesjährigen Donaufestivals (2.–4. und 9.–11. Mai). Die Kremser Institution, die seit 20 Jahren als Hort der avancierten Gegenwartskunst fungiert, ist eine Wundertüte der experimentellen Popmusik, der herausfordernden Performances und zeitgemäßen Debatten. Das politische und emotionale Chaos, in dem wir uns befinden, hat Thomas Edlinger, der das Festival seit 2017 leitet, schon vor einem Jahr zum Leitmotiv erhoben, als der Irrsinn der Jetztzeit noch nicht ansatzweise absehbar war.

Wie gießt man die sich überstürzenden weltpolitischen Ereignisse, die Normalisierung des Unfassbaren in eine sechstägige Kunstveranstaltung? Das Donaufestival, 1988 als eher bürgerlich-gesittete Veranstaltung gegründet, wurde 2005, mit Antritt des Intendanten Tomas Zierhofer-Kin, in seiner aktuellen Form angelegt. Insofern feiert man heuer ein 20-jähriges Jubiläum, das man wie stets mit Konzerten, Debatten, Installationen und Auftragsarbeiten wie dem Projekt „Quellgeister“ des österreichischen Komponisten Stefan Fraunberger begeht, der Musik auf verfallenen rumänischen Pfeifenorgeln eingespielt hat. Das Wiener Performance-Kollektiv God’s Entertainment, das zu den Stammgästen des Donaufestivals gehört, wird den namensgebenden Fluss mit einer dreiteiligen Installation bespielen, unheimliche Doppelgängermotive und produktive Irritationen inklusive.

Stefan Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.