profil-Morgenpost: Es lebe die Tagesfreizeit!

Auf die Gefahr hin, dass Ihnen die folgende Botschaft herzlich egal ist, weil Sie ohnehin lieber in

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Auf die Gefahr hin, dass Ihnen die folgende Botschaft herzlich egal ist, weil Sie ohnehin lieber in den eigenen Wohnzonen streamen oder sich von Bewegtbildern vorsichtshalber grundsätzlich fernhalten: Die Viennale 2019 ist vorbei. Das heißt auch: mehr Tagesfreizeit für Cinephile und weniger Gewissensbisse über verpasste Kinokostbarkeiten mit Nimmerwiedersehensgarantie. Aber vielleicht haben ja gerade Sie auch eines – gar mehrere? – der gut 92.000 Tickets gelöst, die bis vorgestern über die Kinokassentische der Wiener Filmfestwochen gegangen sind. Dann wissen Sie ja, wie schön es ist, um 11 Uhr morgens bereits arbeitsscheu im Lichtspielhaus zu sitzen und einen die Weltkrise reflektierenden rumänischen Autorenfilm mit dem analogen Begleitereignis gesponserter Schokoladenkekse zu kombinieren.

Ins Kino kann man natürlich weiterhin gehen, sogar mit Gewinn. Denn nach der Viennale gehen traditionellerweise eine Unmenge jener Filme, deren Österreichpremieren man gerade erst im Rahmen des Festivals erleben (oder eben verpassen) konnte, an den regulären Kinostart: gleich heute etwa Angela Schanelecs exquisites Filmrätsel „Ich war zuhause, aber“, Nick Broomfields sentimentale Leonard-Cohen-Liebesdoku „Marianne and Leonard“ und Thomas Heises grandiose Familienchronik „Heimat ist ein Raum aus Zeit“. Ein Interview mit dem in der DDR aufgewachsenen Filmemacher Heise finden Sie im aktuellen profil, das sich, wie Sie vermutlich wissen, auf 60 Aufsehen erregenden Seiten mit der Geschichte und den Konsequenzen des Mauerfalls befasst.

Breaking News: Der dreiste Schriftsteller Joachim Lottmann hat sich zur freundlichen Einlesung eines Podcasts gestern in die Redaktionsräumlichkeiten dieses Magazins verfügt. Das Ergebnis, an dem zur Stunde noch nervös geschnitten und gebastelt wird, werden Sie im Laufe dieses Tages auf profil.at nachhören können. Nur soviel: Lottmanns autobiografische Erzählung vom Wohnen im einstigen Ostviertel und heutigen Gentrifizierungsparadies Prenzlauer Berg bietet einiges an überraschender nachbarschaftlicher Wärme auf.

Die profil-Redaktion dankt für die geneigte Aufmerksamkeit und wünscht Ihnen einen hervor-, also schon spürbar ins Wochenende hineinragenden Freitag.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.