Peter Handke

profil-Morgenpost: Handke geht

Die Poesie des Zufalls wollte es, dass die frühere Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann gerade im Z

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Angelika Hager

Die Poesie des Zufalls wollte es, dass die frühere Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann gerade im Zug nach Klagenfurt saß, als sie die frohe Botschaft vom heurigen Nobelpreis-Träger ereilte. Der Grund ihrer Reise: Gestern Abend kam am dortigen Stadttheater Handkes tatsächlich wortloses Stück „Die Stunde, da wir nicht voneinander wussten” zur Premiere.

Beim Telefongespräch mit profil, das durch mehrere Tunnelfahrten unterbrochen wurde, erzählt sie, wie „k-l-a-s-s-e” sie es finde, dass wirklich „die Sprachkunst” alle taktischen politischen Überlegungen in Stockholm besiegt habe und wie stolz sie ist, dass die letzte Handke-Uraufführung unter ihrer Ägide am Burgtheater statt gefunden hatte. Tatsächlich war das weitgehende erzählerisch sehr zähe Stück mit dem sperrigen Titel „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rande der Landstraße” aber alles andere als ein Publikumsknüller gewesen und verlangte auch den Darstellern einiges ab. Hinter den Kulissen fielen Sätze innerhalb der Crew wie „Da merkste eben, dass es kein Hobby, sondern ein Beruf ist.” Was auch mit Claus Peymanns Regie-Akribie in Zusammenhang gestanden sein mag.

Die Landstraße hat ja für den leidenschaftlichen Geher Handke eine besondere Bedeutung. „Handke ging oft zu Fuß vom Flughafen zum Theater”, erzählt Karin Bergmann, „oft war er dazwischen Stunden verschollen.”

Handke zu einem Interview zu bekommen, war für Journalisten immer schwierig. Nach der Präsentation seines nahezu ereignislosen Films „Die Abwesenheit” 1992 in Venedig gelang es. Während der Premiere hatten die Zuschauer in Trauben das Kino verlassen und Handke war fassunglos am Seiteneingang gestanden und hatte die Abgehenden in masochistischer Resignation beobachtet.

Am nächsten Tag stellte man notgedrungen die Frage: „Wie erträgt man das?” Er zuckte die Schultern. „Mit Humor vielleicht?” - Da schüttelte er entschieden den Kopf: „Humor, sagte schon Goethe, ist die Tugend des Alters.”

27 Jahre und einen Nobelpreis später steht einer Humor-Offensive für „den Bewohner des Elfenbeinturms” nichts mehr im Wege. Das Adrenalin in unserem Literatur-Kritiker Wolfgang Paterno schlägt indessen Blasen. Schließlich ist er einer der besten Handke-Kenner und gleichzeitig einer seiner glühendsten Fans.

Freuen Sie sich schon jetzt auf die kommende Cover-Story über Peters Handkes langen Weg zum großen Preis.

Angelika   Hager

Angelika Hager

leitet das Gesellschafts-Ressort