Neue Alben: 5/8erl in Ehr'n, Godflesh, Christoph & Lollo

profil unerhört. Die wichtigsten CDs der Woche

Drucken

Schriftgröße

Von Philip Dulle und Stephan Wabl

5/8erl in Ehr'n: Yes we does (Viennese Soulfood Records)

„Nen mi net authentisch“, singt die Wiener Band 5/8erln in Ehr’n auf ihrer neuen, vierten Platte und legt damit gleich die textliche Marschrute fest. Denn, und das wissen die fünf Musiker ganz genau, ist zumindest dem Anschein nach nichts so authentisch wie die eigene Heimat, die Stadt, das Grätzl und der Wirt ums Eck. Ausgangs- und Endpunkt ihrer vertonten Bonmots ist nämlich Österreich im Allgemeinen und Wien im Besonderen. Als Studienobjekt bietet die heimische Seele dabei mindestens auf drei Ebenen Songmaterial für die kommenden Tausend Jahre: der fröhliche Schmäh aus dem Lokalkolorit, schwer verdauliche (Polit-)Possen und das gern praktizierte melancholische Raunzen, das dann bei 5/8erln in Ehr’n in launige Aufarbeitungssongs wie „Akademikerball“ oder „Alaba – How do you do?“ gegossen wird. Dass ihr Wiener Soul, virtuos mit Klampfe, Kontrabass, Akkordeon und Klavier vorgetragen, so entspannt und zurückgelehnt bleibt, ist in Zeiten allgemeiner Erregung eine wahre Freude; denn, so lässt zumindest der Band-Duktus vermuten, kann man die Sache, das Musizieren und das Sich-Aufregen auch mal gelassener angehen. Oder wie es 5/8erln in Ehr’n sagen würd: „I hob ka Uhr, i hab vül Zeit“. (8.3/10) Ph. D.

Die Band ist im Oktober und November in Österreich und Deutschland auf Tournee.

Godflesh: A world lit only by fire (Avalanche)

Das einflußreiche britische Industrial-Duo bestehend aus Justin Broadrick und G. C. Green hat nach 13 Jahren ein neues Album veröffentlich. Die Welt ist in dieser Zeit aber nicht freundlicher geworden, und Godflesh arbeiten sich mit Songs und Titeln wie "New Dark Ages", "Towers of Emptiness" oder "Imperator" in gewohnt bestechend-düster-schwerer Weise an den neuen Krisen und alten Unsicherheiten ab. Welcome back! (7.8/10) S.W.

Christoph & Lollo: Das ist Rock 'n' Roll (Kazuyoshi Records)

Christoph & Lollo sind ja seit den Schispringerliedern ein bisschen so etwas wie die musikalischen Richard Linklaters ("Before Sunrise" etc.) der heimischen FM4-Generation: ihre humorvoll-bissige Alltagsminiaturen, eingebettet in gesellschaftliche Entwicklungen, begleiten uns beim Älter- und Altwerden und erinnern uns daran: ganz so hat man sich sich das nicht vorgestellt - aber irgendwie auch alles halb so schlimm. Mit ihrem siebten Album kommen Christoph & Lollo und wir als Begleiter nun an beim Kinderkriegen, in der Therme, beim Galeriebesuch und den Enttäuschungen des Internets. Das hat mitunter seine Wiederholungen und Längen - wie im echten Leben eben. Das aber durchzuhalten - als Liedermacher und Zuhörer - ist durchaus Rock 'n' Roll. (6.5/10) S.W.

Christoph & Lollo sind im Oktober und November auf Tournee.

profil-Wertung:
Von "0" (absolute Niederlage) bis "10" (Klassiker)

Den Autoren auf Twitter folgen

@philipdulle folgen // !function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(!d.getElementById(id)){js=d.createElement(s);js.id=id;js.src="//platform.twitter.com/widgets.js";fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}}(document,"script","twitter-wjs"); // @StephanWabl folgen // !function(d,s,id){var js,fjs=d.getElementsByTagName(s)[0];if(!d.getElementById(id)){js=d.createElement(s);js.id=id;js.src="//platform.twitter.com/widgets.js";fjs.parentNode.insertBefore(js,fjs);}}(document,"script","twitter-wjs"); //

+++ Bleiben Sie auf dem Laufenden: Melden Sie sich noch heute für den profil-Newsletter an +++

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.