Neue Alben: Der Nino aus Wien, Arca, Foo Fighters, Beat Happening

Neue Alben: Der Nino aus Wien, Arca, Foo Fighters, Beat Happening

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Der Nino aus Wien: Immer noch besser als Spinat (Problembär)

Für Spinat ist Der Nino aus Wien nicht zu haben. Nino Mandl, wie der Gralshüter aktueller Wiener Schrammelmusik mit bürgerlichen Namen heißt, widmet sich auf seiner ersten Raritäten- und Besonderheiten-Sammlung lieber den kleinen Geschichten des Alltags. So finden sich auf dieser ersten Werkschau nicht nur Gassenhauer („Du Oasch“) und Publikumslieblinge („Plurabelle“), sondern auch Songs, die es nie auf reguläre Alben geschafft haben („Fuasboischaun“). Alle Nino-Fans sollten sich zumindest die Vinyl-Version besorgen, die beinhaltet neben den 20 Songs eine Bonus-CD mit bisher unveröffentlichten Home-Recordings. (6.5/10) Ph. D.

Beat Happening: Look Around (K Records)

Die Geschichte ist ja mittlerweile doch bekannt: Calvin Johnsons Plattenlabel K Records war in den 1980er-Jahren derart relevant für die Entwicklung unabhängiger Musik vor allem im Westen der USA, dass selbst Kurt Cobain den Hut davor zog und sich das K-Records-Logo auf den linken Unterarm tätowierte. Cobain wurde kurz darauf zum Superstar – Calvin Johnsons Band „Beat Happening“ blieb was sie war: eine sich in ihrem Umfeld wohlfühlende, augenzwinkernde, minimalistische Lo-fi-Punk-Rock-Folk-Garage-Band. Und hat damit den Weg für viele Bands geebnet, die heute im Hitradio gespielt werden. Frei nach dem Motto: Du brauchst weder ein Diplom noch eine Erlaubnis, um ein Musikinstrument nicht spielen zu können. Mach es einfach! Das hat sich in über 30 Jahren nicht wirklich geändert. Nun hat das (ruhende) Trio eine Werkschau aus allen fünf Alben veröffentlicht. Und die 23 Stücke machen ganz unaufgeregt eines klar: Es einfach zu machen, macht immer noch am meisten Freude! (7.0/10) S.W.

Arca: Mutant (Mute/GoodToGo)

Soundtüftler der Stunde: Der venezolanische Musikproduzent Alejandro Ghersi alias Arca widmet sich nach Auftragsarbeiten für Kanye West und FKA Twigs wieder seinen erratischen Zukunftsklängen. „Mutant“, das zweite Album des Wahl-Londoners, ist ein Berserker der elektronischen Musik; ein sonderbarer, aggressiver und dennoch verletzlicher Klangkörper, der die Welt zwischen Mensch und Maschine aufzulösen scheint. (8.1/10) Ph. D.

Foo Fighters: Saint Cecilia EP (Sony Music)

Es gibt zwei gute Gründe, die neue EP der Foo Fighters zu mögen. Die US-Rockband um Dave Grohl hat die fünf neuen Songs nicht nur als Gratisdownload auf ihrer Website zur Verfügung gestellt, sondern im Licht der Anschläge von Paris auch den Opfern des Massakers im Bataclan gewidmet. Dass die fein hingerotzten Songs, die zwischen Tour-Euphorie und -Resignation changieren, bereits bei einer Aufnahmesession mit befreundeten Musikern in Austin, Texas, aufgenommen wurden, tut der guten Botschaft keinen Abbruch. Sankt Cäcilia, die Schutzpatronin der Musik, wird auch weiterhin dafür sorgen, dass gute Musik live gehört werden darf. (6.1/10) Ph. D.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Von 2009 bis 2024 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.