Savages: Adore Life

Neue Alben: Savages, John Cale, Garrett Klahn, Explosions in the Sky

Schwarze T-Shirts, versteinerte Minen, Handyverbot im Publikum: Fans lieben die unironische Ernsthaf

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Savages: Adore Life (Matador)

Schwarze T-Shirts, versteinerte Minen, Handyverbot im Publikum: Fans lieben die unironische Ernsthaftigkeit, mit der die vier Frauen von Savages ihre Live-Shows bestreiten, aber auch den überwältigenden Sound, der hier aus den Boxen quillt. Zwei Jahre nach ihrem grandiosen Debüt „Silence Yourself“ überraschen die vier Britinnen jetzt mit einem Konzeptalbum, das sich die Frage stellt, wie viel Liebe unsere datengesteuerte Zeit überhaupt noch verträgt. „If you don't love me / You don't love anybody“, singt Sängerin verzweifelt im Titelstück „The Answer“, um sich dann auch gleich die ehrliche Antwort zu geben: „Love is the answer / I'll go insane.“ Der harsche Rock-Existenzialismus, der auf „Adore Life“ zelebriert wird, ist eben ein ziemlich gutes Schutzschild, um sich vor den unliebsamen Gegebenheiten des Alltags zu schützen. Postpunk ohne Ironie und Zweifel. Eine Wucht. (8.6/10) Ph. D.

Explosions in the Sky: Disintegration Anxiety (Single)

Explosions in the Sky melden sich nach fünf Jahren ohne Studioalbum zurück und schicken ihrer neuen Platte eine Single voraus. Und die Musik der vier Postrock-Herren wird mit dem Alter nicht ruhiger, sondern eher aufgeregter. 40 Sekunden zuckender, heller Töne folgt ein sich dreieinhalb Minuten aufbauender Unruheteppich, der kurz davor steht, auseinanderzufallen. Mitreißend! Das neue Album "Wilderness" erscheint am 1. April.

John Cale: M:FANS (Domino)

Der Meister übermalt seine Alben: John Cale unterzieht seinem stillen, melancholischen 1982-Meisterstück „Music For A New Society“ eine radikale Überarbeitung. Der heute 73-jährige Freigeist erschafft aus den Samples der originalen Tracks eine neue Klangsphäre und dreht die Originalsongs durch den Elektrofleischwolf und bürstet die Klagelieder gehörig gegen den Strich. Feinstes, aufwühlendes Artpop-Kino. (7.1/10) Ph. D.

Garrett Klahn: Garrett Klahn (Rise)

Garrett Klahn veröffentliche Mitte der 1990er-Jahre als Frontman der Band "Texas is the Reason" eine Platte, die auch noch 20 Jahre später als Leuchturm aller Indie-Emo-Bands gilt. Nun legt der mittlerweile 41-Jährige sein erstes Soloalbum vor und fragt gleich auf dem ersten Stück: "Are We Alright?". Am Ende der 10 Songs muss die Antwort lauten: Ja, gut schaut's aus. Dabei ist das Tempo ruhiger geworden, die Stimme kräftiger, die Texte persönlicher. Klahn hat in den verstrichenen zwei Jahrzehnten weder die Rock noch die Singer/Songwriter-Musik neu erfunden, aber sich weiter auf das verlassen, was er auch schon damals konnte: bruchstückhafte Geschichten im kleinen Kreis zu erzählen und dabei den Blick stets Richtung Zukunft zu richten. (6.6/10) S.W.

Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.