Songcontest-Sieger JJ wünscht sich Wettbewerb ohne Israel
Songcontest-Gewinner JJ wünscht sich den Eurovision Song Contest im kommenden Jahr ohne israelische Teilnahme. „Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt. Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel“, sagte der 24-Jährige im Interview mit der spanischen Zeitung El País. Er fügt allerfings hinzu: „Der Ball liegt nun bei der EBU. Wir Künstlerinnen und Künstler können uns nur dazu äußern.“
Die Teilnahme Israels wird seit dem Krieg im Gazastreifen immer wieder diskutiert. Mittlerweile fordern über 70 ehemalige Eurovision-Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Brief an die Europäische Rundfunkunion (EBU), einem Zusammenschluss öffentlich-rechtlicher Sender und der ESC-Veranstalter, den Ausschluss Israels, darunter auch Nemo. Nemo gewann mit dem Song „The Code“ vergangenes Jahr den Songcontest in Malmö. Schon im April meldete der spanische öffentlich-rechtliche Sender RTVE Bedenken wegen Israels Teilnahme an. Andere Länder schlossen sich dem Wunsch nach einer Debatte an.
ESC-Direktor Martin Green nehme die Äußerungen der Sender ernst. „Jetzt, da die Veranstaltung vorbei ist, werden wir umfangreiche Diskussionen mit den teilnehmenden Sendern führen, über alle Aspekte des diesjährigen Wettbewerbs nachdenken und Feedback sammeln. Das wird in die Planungen des 70. ESC im kommenden Jahr einfließen“, sagte Green.
Auf APA-Nachfrage relativierte der aktuelle ESC-Gewinner über seine Plattenfirma Warner später seine Aussagen etwas: „Es tut mir leid, falls meine Worte missverstanden wurden. Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern.“
„JJs Aussagen geben seine Privatmeinung wieder und stehen in keinem Zusammenhang mit dem ORF“, unterstrich man indes vonseiten des Medienhauses: „Für den ORF stehen beim ESC die Musik und die künstlerischen Darbietungen im Vordergrund. Die EBU hat zudem eindeutige Richtlinien, die Politik von Unterhaltung trennen. Sie ist die einzige Instanz, die über die Teilnahme oder den Ausschluss von Ländern entscheidet.“
Erste Reaktionen gibt es auch aus der Politik. „Terror und Antisemitismus haben in unserer freien, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz, genauso wenig wie Sympathien dafür“, reagierte Alexander Pröll (ÖVP), Staatssekretär für Kampf gegen Antisemitismus. Der Versuch einer Gleichsetzung von Russland mit Israel komme einer Geschichtsfälschung gleich. „JJ ist ein großartiger Sänger - aber offenbar politisch gefährlich schlecht beraten“, urteilte Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). In Niederösterreich würde es „jedenfalls keinen ESC ohne Israel geben“.