Kino

Störsignale des Begehrens: Sofia Coppolas Elvis-Demontage und Catherine Breillats Tabu-Romanze

Die eine gibt sich unbeteiligt, die andere angriffslustig: Sofia Coppola und Catherine Breillat nähern sich in ihren neuen Filmen – in "Priscilla" und "Im letzten Sommer“ – zerstörerischen Liebesbeziehungen.

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Es gehört zu den Eigenheiten des Kunstkinobetriebs, dass die an Lethargie grenzende Abgeklärtheit, mit der die Filmemacherin Sofia Coppola seit ihrem Debüt, seit „The Virgin Suicides“ (1999), schon arbeitet, von einer erstaunlich großen Öffentlichkeit als cool oder stylish missverstanden und gefeiert wird. „Lost in Translation“ (2003), der einzige wirklich beeindruckende Film, den Coppola bislang zuwege gebracht hat, profitierte eher von seinem Schauplatz (Tokio) und von dem kuriosen Zusammenspiel zweier Hollywood-Individualisten (Bill Murray, Scarlett Johansson) als von den Inszenierungsfinessen der Regisseurin.

Coppolas typisch vage Melange aus Sehnsucht, Luxus und Einsamkeit definiert auch ihren jüngsten Film, „Priscilla“, der von der unseligen Beziehung Elvis Presleys mit dem Teenager Priscilla Beaulieu handelt. Dieser Stoff, basierend auf den Memoiren der Ex-Ehefrau des Musikers, ergäbe nun vielfältige Möglichkeiten, über Sexualmoral und amerikanische Popkultur zu reflektieren, aber nichts davon geschieht in diesem seltsam leeren, fast geistesabwesenden Film.

Stefan   Grissemann

Stefan Grissemann

leitet seit 2002 das Kulturressort des profil. Freut sich über befremdliche Kunst, anstrengende Musik und waghalsige Filme.